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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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sofort auffallen.
    »Nein! Die geht direkt an Mr. Nakamura.«
    »Gibt es eine Gästeliste?«
    »Das bezweifle ich. Es ist schwierig, mit Mr. Nakamuras Sekretärin zu sprechen.« Hikari sah unglücklich aus, und ich fragte mich, auf welchen Posten man sie abschieben würde, solange Hugh im Gefängnis war. »Kann ich Sie eine Weile allein lassen? Ich habe ein paar Verpflichtungen.« Hikari winkte einer Gruppe Sekretärinnen, die zusammen vor einer Tür standen.
    Ich ging wieder in das Trauerzimmer. Jemand, dem Setsuko wirklich wichtig war, würde bestimmt für sie beten.
    Die attraktive Frau, die ich vorher am Sarg gesehen hatte, war wieder da und schien sich gar nicht losreißen zu können. Ich schob meine Brille ein wenig nach unten, um sie genauer betrachten zu können. Sie hatte das gleiche geschmeidige Haar wie Setsuko und trug ein schmalgeschnittenes schwarzes Kostüm, das von Hanae Mori sein konnte. Sie drückte sich ein Taschentuch an die Augen. Ich wollte sie gerade ansprechen, als mir jemand leise meinen Namen ins Ohr flüsterte.
    »Miss Shimura.« Es war Captain Okuhara, diesmal in einer höchst offiziell aussehenden Uniform. »Ich dachte, Sie kannten Mrs. Nakamura gar nicht. Es ist eine Überraschung, Sie auf ihrer tsuya zu sehen.«
    »Ich wünschte, ich könnte dasselbe von Ihnen sagen.« Er mußte mich natürlich erkennen; die Frage war nur, ob er mich an Mr. Nakamura verpfeifen würde. Wenn ich ihn davon überzeugen konnte, daß ich auf der Gästeliste stand, würde er vielleicht gar nicht auf die Idee kommen. Ich versuchte es. »Mr. Nakamura hat soviel nachgedacht über die letzten Tage seiner Frau. Ich habe die Nachricht erhalten, wir sollten alle kommen, um uns zu verabschieden. Haben Sie die anderen gesehen?«
    »Nein.« Ein kleines Lächeln umspielte seinen Polizistenmund. »Ihm liegt viel daran, daß der Mörder seiner Frau endlich festgenommen wird.«
    »Ich dachte, Sie hätten den Mörder bereits verhaftet.« Es gelang mir nicht, die Bitterkeit aus meiner Stimme zu nehmen.
    »Hat Glendinning Ihnen gesagt, wo er ist?« fragte Captain Okuhara.
    »Ich weiß es von seinem Rechtsanwalt. Sie wissen doch, daß er nicht telefonieren darf.«
    »Wenn Glendinning reden würde, statt alles seinem Rechtsanwalt zu überlassen, würde es ihm bessergehen. Doch wie die Dinge im Moment stehen, habe ich das Gefühl, er wird uns noch lange erhalten bleiben.«
    Innerhalb von ein paar Sekunden wurde mir heiß und kalt, und ich mußte mein Glas absetzen. Eine von Hikaris Kolleginnen drückte mir eine Serviette in die Hand. Ich wischte damit über den nassen Fleck, den ich auf eine alte tansu-Kommode gemacht hatte.
    »Es ist schwer für Sie, nicht wahr?« Seine Stimme senkte sich zu einem sadistischen Säuseln. »Schwer zu begreifen, daß Mrs. Nakamura und Ihr Freund mehr gemacht haben als nur zusammen einzukaufen. Wir haben die beeidete Aussage von der Frau von Yogetsu, daß Glendinning am Silvesterabend mit Mrs. Nakamura gebadet hat. Sie hörte laute Stimmen, Stimmen, die englisch sprachen.«
    »Meine Stimme und seine.« Ich sah ihn fest an. »Hugh und ich waren zusammen. Baden wurde zu unserer Lieblingsbeschäftigung. Fragen Sie Mrs. Yogetsu! Sie hat uns an meinem letzten Abend dort erwischt.«
    »Eine nette Geschichte, aber ich glaube nicht, daß das um elf Uhr abends war«, sagte er. »Sie haben mit den Ikedas ferngesehen.«
    Das konnte ich nicht leugnen, also sagte ich: »Ich würde gerne wissen, wie Mrs. Yogetsu im Bad herumschnüffeln konnte, während sie mich und die anderen bedient hat. Wenn Sie mich fragen, ist sie einfach ausländerfeindlich.«
    »Japanische Häuser haben dünne Wände, und Ausländer benehmen sich seltsam. Andere haben zum Beispiel gehört, wie Sie und unser Verdächtiger – der Mann, den Sie angeblich nicht gekannt haben – sich amüsiert haben wie alte Bekannte. Zuerst waren Sie zusammen im Bad, dann haben Sie sich auf dem Futon vergnügt …«
    Auf englisch fluchte ich leise vor mich hin, und Okuhara lachte.
    »Sie wissen viel über unseren Verdächtigen, Shimura-san. Ich würde gerne in offiziellerem Rahmen mit Ihnen sprechen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie benutzen alles, was ich sage, so wie es Ihnen gefällt.«
    »Irgendwann müssen Sie reden, das wissen Sie.«
    »Ich nehme mir einen Anwalt.« Ich blickte seitlich aus meiner Brille heraus, um mich zu vergewissern, wer gerade den Raum betrat. Ja, es war Seiji Nakamura, der in unsere Richtung sah. »Sayonara«, sagte ich

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