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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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nach«, sagte ich, verbeugte mich tief und murmelte die für Trauerfeiern übliche Begrüßung, die mir Hikari für den Fall der Fälle beigebracht hatte.
    »Fujita-san? Danke, daß Sie gekommen sind. Haben Sie schon mit Arae-san gesprochen?« fragte er freundlich, ganz und gar nicht auf seine übliche Art.
    »Eh to …«, wich ich aus.
    »Bitte fragen Sie sie, was es zu tun gibt. Die Toiletten müssen saubergemacht werden, frische Seifen und Handtücher müssen verteilt werden …«
    Als Angestellte von Sendai würde ich ihm ohne Frage gehorchen. Vielleicht war das eine Art Test. Ich murmelte bejahend und verbeugte mich weiter, bis er auf dem Absatz kehrtmachte. Als Hikari vorhin in die Küche gerannt war, um ihren Verpflichtungen nachzukommen, hatte ich mich noch gewundert. Jetzt verstand ich, was für eine Hölle die Welt der Sekretärinnen war.
    Ich fand die Damentoilette im Gang neben der Eingangstür. Unter dem Waschbecken entdeckte ich ein Scheuerpulver. Gleich hinter der Toilette war eine kleine Bürste in einem Ständer, der mit einem Schneemann verziert war. Ich ging in die Hocke, um die Bürste herauszuholen, da wurde ich plötzlich von einem Wasserstrahl getroffen, der mitten aus der Toilette herausschoß.
    Das Wasser spritzte immer noch nach oben, als ich zurücksprang und begriff, daß ich die Bidetfunktion ausgelöst hatte. Ich fand den STOP-Knopf seitlich an der Toilette, ein paar Sekunden zu spät. Der Boden, die Kommode und die Wände waren naß. Karens Kostüm auch.
    Ich wischte alles mit den drei winzigen Handtüchern auf, die ich ersetzen sollte, wie Mr. Nakamura mich gebeten hatte, und suchte vergeblich nach frischen. Jemand klopfte an die Tür. Ich klopfte zurück, als Zeichen, daß besetzt war.
    »Rei?« Ich öffnete einen Spalt, als ich Hikaris Stimme hörte.
    »Ich habe hier eine Überschwemmung angerichtet«, sagte ich überflüssigerweise, als sie einen Blick hineinwarf und nach Luft schnappte.
    »Man hat Sie bemerkt!« stöhnte Hikari. »Miss Arae hat mich gefragt, wer Sie sind. Ich habe ihr gesagt, Sie seien die Tochter einer Frau aus der Teegruppe von Mrs. Nakamura, aber von jemand anderem hat sie gehört, daß Sie Sekretärin bei Sendai sind!«
    »Wer ist denn diese Miss Arae?« Ich verstand überhaupt nichts mehr.
    »Miss Arae ist die Büroleiterin. Sie spricht gerade mit Mr. Nakamura. Ich hole die Mäntel. Wir müssen hier raus.«
     
    Hikari und ich joggten wegen unserer hohen Absätze nur langsam die Sackgasse hinunter und erwischten auf der Hauptstraße ein Taxi. Sobald wir drinnen saßen, zog Hikari ein kleines rotes Lederbüchlein aus ihrer Handtasche. »Setsukos Telefonbuch. Ich habe es in der Küche gefunden.«
    Ich schaltete die Innenbeleuchtung des Taxis ein und blätterte die Seiten mit den handgeschriebenen kanji durch. »Danke. Jetzt kann ich jeden überprüfen, der mir interessant erscheint.«
    »Soll ich es nicht zuerst durchsehen?« Hikari klang enttäuscht.
    »Ich habe bestimmt mehr Zeit dafür als Sie. Ich gehe es besser selbst durch.« Ich wollte ihr nicht erzählen, wonach ich suchte.
    »Wirklich? Ich habe gehört, Sie mußten den Autopsiebericht übersetzen lassen.«
    »Mit medizinischen Fachbegriffen kenne ich mich nicht aus, aber Eigennamen sind leicht. Ich beschäftige mich schon seit Jahren mit kanji.« Nicht sehr erfolgreich, aber das mußte ich ihr ja nicht auf die Nase binden.
    »Darf ich das Buch noch einmal sehen?«
    »Aber sicher.« Ich gab es ihr wieder. Es gab wirklich keinen Grund, daß wir uns darum stritten. Vielleicht drehte sich der Streit um etwas ganz anderes.
    Sie gab mir das Buch nach einer Minute zurück, und ich steckte es in meine Tasche.
    »Es ist sehr freundlich von Ihnen, es mir zu leihen«, sagte ich in dem Versuch, meine Unhöflichkeit wieder auszubügeln. »Sie müssen Hugh sehr gern haben, weil Sie all das auf sich nehmen.«
    Sie wurde rot. »Nicht so gerne. Nicht gerne genug, um dumm zu sein.«
    »Dann sind wir schon zu zweit.« Doch als wir schließlich über den Steinweg zum Bahnhof staksten, zweifelte ich an meinen Worten.

14
    Tokio hatte zwölf Millionen Einwohner, und Mariko wohnte womöglich gar nicht mehr innerhalb der Stadtgrenze. Ich verbrachte den Mittwoch damit, erfolglos Setsukos Buch durchzuforsten. Sie war auch nicht unter den vielen Ozawas, die mir die Auskunft aufzählte. Womöglich hatte sie geheiratet oder ihren Namen geändert, vielleicht hatte sie auch gar kein Telefon.
    Mr. Ota rief an, um sich von der

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