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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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gaben ein nettes Pärchen ab, die beiden, Richard, wie er bei der Übersetzung gelegentlich ins Stottern geriet, und Mariko, die darüber kicherte. Sie fühlte sich sichtlich wohl mit ihm. Ich war froh drüber, auch wenn uns das später Probleme bereiten konnte.
    Sie selbst konnte das Problem sein. Als ich den Gasbrenner anschaltete, dachte ich daran, daß Mrs. Yogetsu an der Station Minami-Senju um elf Uhr umgebracht worden war, nachdem Mariko den Club Marimba verlassen hatte. Wenn sie direkt von der Bar nach Narita gefahren wäre, hätte sie mich gegen elf angerufen. Statt dessen hatte sie bis halb drei gewartet.
    »Der Typ auf dem Bild, der war in der Bar!« unterbrach Mariko meine Gedanken und wedelte mit der Zeitung.
    »Bist du dir da sicher? Ausländer sehen doch alle gleich aus.« Ich wollte nicht hören, wie sie über Hugh Glendinning herzog. Ich gab die Pilze in die Pfanne und konzentrierte mich aufs Anbraten.
    »Sie spricht von Mr. Nakamura«, korrigierte mich Richard schroff.
    »Das war der alte Seiji? Widerlich!« Marikos langer weißer Fingernagel stieß durch das Papier.
    »Vorsicht, das ist das einzige Exemplar, das ich habe«, bat ich sie. »Wann hast du Nakamura gesehen?«
    »Laß mich nachdenken.« Mariko schwieg einen Moment. »Zum ersten Mal zwei Wochen vor Silvester. Letzten Freitag war er noch einmal da. Er hat sich jedesmal ungefähr eine Stunde lang mit Kiki unterhalten. Ich bekam einen Rüffel, denn wenn er sich nicht an einen Tisch setzt, verdient keine von uns etwas. Ich ging zu ihm und habe ein bißchen geflirtet, um ihn an einen Tisch zu bringen. Kiki hat mich angebrüllt, ich solle mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern.«
    »Kiki ist die Mama-san, oder? Was hat er zu ihr gesagt?« fragte Richard.
    »Ich habe es nicht gehört. Ich mußte mich nach hinten setzen.«
    »Sie wollte wahrscheinlich vermeiden, daß er dich anbaggert – oder glaubst du, er hat gewußt, daß du seine Nichte bist?«
    »Er hat überhaupt nicht auf mich geachtet. Mir schien er ziemlich nervös zu sein.« Mariko klang nachdenklich.
    »Hast du irgend etwas davon gehört, daß Setsuko ein Kind hatte?« Ich ging zurück zum Herd.
    »Spinnst du? Sie mag Kinder überhaupt nicht! Als ich klein war, habe ich sie nie gesehen. Sie hat sich erst für mich interessiert, als ich ungefähr fünfzehn war. Urplötzlich wollte sie mich einkleiden, mir die Haare machen, mir beibringen, wie man sich richtig ausdrückt. Erst hat mich das geärgert, aber dann hat sie mir immer Sachen mitgebracht, und ich fand sie ziemlich cool.«
    Ziemlich cool. Eine Liebeserklärung war das nicht gerade. Wie weit würde sie gehen, um Setsukos Tod zu rächen? Ich stellte die Flamme kleiner und legte den Deckel auf die Pfanne.
    »Mariko, ich muß dich bitten, etwas für mich zu tun.«
    »Ich spüle ab, okay?«
    »Mach dir bitte keine Gedanken wegen der Hausarbeit.« Ich würde Mariko wie eine Königin behandeln, wenn sie tat, was ich von ihr wollte.
    »Würdest du dir Setsukos Adreßbuch einmal ansehen? Vielleicht kennst du ein paar Namen darin.«
    »Okay. Kein Problem.« Mariko vertiefte sich in das Buch, während ich Toast machte. Beim Essen sagte sie mir vor sich hin mampfend, was ich bereits herausgefunden hatte – daß die meisten Namen und Adressen zu Läden gehörten. Es war das Telefonbuch einer Kaufsüchtigen.
    »Bei Mitsutan, sehen wir mal, da hat sie sich mit einer der Verkäuferinnen supergut verstanden, Yumiko Yokoyama hieß sie. Sie haben sich immer unterhalten.«
    »Ist mir vielleicht eine Nummer oder eine Adresse entgangen, die deinem Großvater gehören könnte?« Setsukos Phantomvater wollte mir nicht aus dem Kopf gehen.
    »Ich habe dir doch schon gesagt, daß sie mir nicht einmal seinen Namen gesagt hat. Ich habe unter V für Vater und unter O für Okāsan nachgesehen. Unter O steht etwas Merkwürdiges: eine Adresse in Kawasaki City und eine lange Nummer. Sie ist zu lang für eine Telefonnummer, und die Vorwahl wäre auch ganz falsch.«
    Sie reichte mir das aufgeschlagene Buch. Dieser Eintrag, der erste auf der Seite, unterschied sich von den anderen, die meistens aus Name, Telefonnummer und Adresse bestanden. Hier folgte nach der Adresse die Nummer 63992 und der Code 62-22-3. Hatten Soldaten und Matrosen nicht Seriennummern? Das waren noch mehr Beweise, die ich nach Yokosuka mitnehmen konnte.
    »Du hast recht, das ist merkwürdig«, sagte ich. »Wir können bei der Adresse vorbeifahren und nachsehen, wer dort wohnt. Auf

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