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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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an, die tapfer dem Eindringling trotzen!« rief Richard.
    Die Frau lächelte ihn an und zog einen Grateful-Dead-Aufnäher aus einer Schublade. »Gefällt Ihnen? Für Sie, Spezialpreis. Weil nicht Missionar.«
    Das war genau das Ding von Richard und Mariko. Sie fingen an, die Vorteile von Totenköpfen gegen die des Harley-Davidson-Adlers abzuwägen, während ich den Blick auf das Fenster gerichtet hielt und den Strom der Passanten beobachtete. Ein grauhaariger Amerikaner war stehengeblieben und betrachtete stirnrunzelnd die Auslage. Er schien mir das richtige Alter zu haben. Ich bat Richard und Mariko, kurz auf mich zu warten.
    Als ich auf den Mann zuging, machte er eine abwehrende Handbewegung. »Ich gehe jeden Sonntag zur Messe, okay?«
    »Ich bin keine von den Fundamentalisten, ich möchte nur wissen, wo hier in der Stadt ein Club für Stabsbootsmänner im Ruhestand ist.« Ich bedachte ihn mit meinem gewinnendsten Lächeln.
    »Junge Frau, Sie sprechen mit einem Kapitän zur See, nicht mit einem Stabsbootsmann«, bellte er und legte die Hand auf die goldene Monstrosität, die seinen Hut zierte.
    »Dann gratuliere ich«, sagte ich. »Aber haben Sie vielleicht trotzdem von diesem Veteranenclub gehört?«
    »Ich verkehre nicht mit gemeinen Soldaten.« Ungemein würdevoll stolzierte er davon.
    Ich zog eine Grimasse hinter seinem Rücken und trabte zurück zu Richard und Mariko, zu denen sich inzwischen zwei amerikanische Matrosen gesellt hatten. Auf ihren Jacken prangten zahllose Aufnäher.
    »Da geht nicht gerade viel ab dort, weißt du?« Der größere, der modisch ein Tuch um den Kopf gebunden hatte, lümmelte an der Theke und unterhielt sich mit Richard.
    »Die nächste rechts, dann zwei Straßen weiter, und dann wieder links, stimmt’s?« fragte Richard und warf mir einen triumphierenden Blick zu.
    »Hat der Club überhaupt einen Namen?« fragte ich den Mann mit dem Kopftuch.
    »Der inoffizielle Name ist Alter Seebär. Ich sage immer Alter Saubär. Aber das Bier dort ist billig, und man kann in Dollar zahlen.« Der Matrose schien mich zu taxieren. »Wie viele Tressen hat denn dein Freund, daß er gleich zwei Torten dabeihat?«
    Als Richard mich verständnislos ansah, gab ich ihm einen Stups und sagte: »Ich glaube, er fragt nach deinem militärischen Dienstgrad.«
    »Sehe ich etwa aus wie ein amerikanischer Matrose?« Richard grinste und fuhr sich schwungvoll durch seine kurzen, eingeölten Haare.
    Richard hatte die falsche Körpersprache gesprochen.
    »Bist du ’ne Tunte oder was?« Der größere der beiden Matrosen glotzte ihn an, und sein Freund machte ein kehliges Geräusch.
    »Gehen wir«, sagte ich auf japanisch, denn ich fürchtete, Richards Stolz könne ihn zu einer provozierenden Antwort veranlassen. Innerhalb von Sekunden waren wir bei der nächsten Straße. Ich drehte mich noch einmal um und sah die alte Frau, die uns besorgt nachblickte, während die beiden Matrosen höhnisch johlten.
    »Und wenn sie uns verfolgen?« Ich geriet in Panik, als wir immer tiefer in ein Viertel mit kleinen Bars und Imbißlokalen gerieten.
    »Dann kämpfen wir«, sagte Richard. »Ihr beide werdet mich kleinen Schwächling verteidigen.«
    Der Alte Seebär war genau da, wo uns die beiden Matrosen hingeschickt hatten. Richard öffnete die Tür zu einer verrauchten Höhle. An den Wänden hingen die berühmten Poster aus den siebziger Jahren, die Farah Fawcett in einem Badeanzug zeigten.
    »Junge, nimm deine Mädels wieder mit. Dieser Club ist nur für Stabsbootsmänner.« Derjenige, der uns so begrüßte, war ein Mann mit angehender Glatze und einem Bauch, der die Nähte seines Pepsi-T-Shirts auf eine harte Probe stellte. Doch er klang wenigstens nicht ganz so schroff wie der Kapitän zur See, bei dem ich so abgeblitzt war.
    »Ich weiß, daß das etwas ungewöhnlich ist, aber Joe Roncolotta schickt mich.« Ich ergriff das Wort, bevor Richard die Chance hatte, irgendeinen Schaden anzurichten.
    »Joe ist ganz in Ordnung für jemanden, der es nur bis zum Obermaat geschafft hat.« Ein Kratzen war zu hören, und aus der Dunkelheit heraus sprach ein zweiter Mann. »Kommen Sie aus Tokio?«
    »Ja. Ich bin hier, um Jimmy O’Donnell zu treffen.« In dem diffusen Licht entdeckte ich einen Mann mit schneeweißen Haaren und dunkelblauen Augen, die auf mich gerichtet waren.
    »Setzen Sie sich«, befahl der Mann gebieterisch.
    »Ich habe zwei Freunde mitgebracht«, sagte ich und deutete auf Richard und Mariko.
    »Okay. Aber Sie müssen Ihre

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