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Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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wohl früher mal verlobt war oder so was.«
    »Und weiter?«
    »Sie ist Anfang Mai auf Urlaub gefahren. Zum erstenmal ins Ausland. Allein. Wollte zwei Monate in Europa verbringen. Aus Norwegen schickte sie eine Karte an die Freundin und schrieb, sie würde noch eine Woche in Schweden bleiben und dann nach Kopenhagen weiterfahren. Er sagte, daß er Bilder von ihr und noch einiges andere mit der Post geschickt hätte.«
    »Ist das alles?«
    Martin Beck trat ans Fenster und starrte hinaus.
    Dabei kaute er auf seinem Daumennagel herum.
    »Auf der Karte erwähnte sie etwas von einer Schiffsreise. Einer Kreuzfahrt auf den Binnenseen von Schweden. « Er wandte sich um und blickte seinen Kollegen an.
    Der stets zum Flaxen aufgelegte Kollberg sah ausnahmsweise ernst aus. Nach einer Weile sagte er langsam: »Sie kam also mit dem Kanalschiff. Unser Freund in Motala hatte recht.«
    »Es scheint so«, stimmte Martin Beck zu.

9
    Als Martin Beck auf den Platz vor der U-BahnStation Slussen hinaustrat, atmete er erst einmal tief ein. Die Fahrt in dem vollbesetzten Zug war ihm wie üblich schlecht bekommen.
    Die Luft war klar, und von der Ostsee her wehte eine frische Brise. Er überquerte die Straße und kaufte sich ein Päckchen Zigaretten im Tabakgeschäft am Fuß von Katarinahissen, dem Aufzug zum Turm. Danach schlenderte er nach Skeppsbron, der Schiffsbrücke, blieb stehen, zündete sich eine Zigarette an und stützte die Ellbogen aufs Geländer. Ein englisches Kreuzfahrtenschiff lag außerhalb von Stadsgardskajen, der Mole. Auf diese Entfernung konnte er den Namen nicht entziffern, erriet aber, daß es die Devonia sein mußte.
    Ein Schwärm Möwen stritt sich mit gellendem Kreischen um den Küchenabfall im Wasser. Er blickte eine Weile auf das Fahrzeug, dann ging er weiter zum Kai hinunter.
    Auf einem Stapel Grubenholz saßen zwei Männer mit düsteren Gesichtern. Einer von ihnen versuchte eine Kippe in ein Holzmundstück hineinzufummeln, da ihm das nicht gelang, half sein Freund, dessen Hände etwas weniger zitterten. Martin Beck blickte auf seine Armbanduhr. Fünf vor neun. Die sind blank, dachte er, sonst würden sie um diese Zeit vor dem noch verschlossenen staatlichen Schnapsladen herumhängen.
    Er kam an Bore II vorbei, die an der Kaimauer Ladung übernahm, und blieb auf dem Fußsteig gegenüber dem Hotel Reisen stehen. Es dauerte einige Minuten, bis es ihm gelang, durch die unendliche Autoschlange auf die andere Straßenseite zu gelangen.
    Im Büro der Kanalreederei fragte er nach der Passagierliste der Diana für die Fahrt am 3. Juli von Stockholm nach Göteborg. Man bedauerte. Die Unterlagen befanden sich in Göteborg. Aber man würde sie ihm so bald wie möglich zuschicken. Besatzungsliste und Personalverzeichnis konnte er dagegen sofort haben. Als er ging, nahm er ein paar Broschüren mit, die er auf dem Weg nach Kristineberg durchlas.
    Melander saß schon im Besuchersessel.
    »Tag, der Herr«, grüßte Martin Beck.
    »Guten Tag«, sagte Melander.
    »Deine Pfeife stinkt. Bleib aber ruhig sitzen und verpeste mir die Luft. Oder hast du was Besonderes auf dem Herzen?«
    »Pfeife rauchen ist gesünder als deine ollen Florida; davon kriegt man keinen Krebs. Hab ich jedenfalls sagen hören. Im übrigen bin ich im Dienst.«
    »Dann kannst du dich gleich mal nach unserer Dame erkundigen. Beim American Express, Post, Postscheckamt, Telefon… du weißt schon.«
    »Mach ich. Wie war noch der genaue Name?«
    Martin Beck schrieb den Namen auf einen Zettel; ROSEANNA McGRAW, und schob ihn Melander hin.
    »Merkwürdiger Name«, sagte Melander. »Wie spricht man den denn aus?«
    Als er gegangen war, öffnete Martin Beck das Fenster. Es war kühl. Der Wind riß an den Baumkronen und wirbelte das Laub umher. Nach einer Weile schloß er das Fenster wieder und hängte die Jacke über die Stuhllehne.
    Er hob den Telefonhörer ab und wählte die Nummer der Meldestelle für Ausländer. Wenn sie sich im Hotel eingetragen hatte, müßte sie dort im Register zu finden sein. Eigentlich müßte sie sich dort überhaupt finden lassen. Er mußte ziemlich lange warten, bis jemand antwortete, und dann dauerte es weitere zehn Minuten, bis das Mädchen zurückkam. Sie hatte die Karte gefunden. Roseanna McGraw hatte in dem Hotel Gillet gewohnt, und zwar vom 30. Juni bis zum 2. Juli.
    »Lassen Sie bitte eine Fotokopie machen«, sagte Martin Beck.
    Er drückte die Telefongabel herunter und wartete mit dem Hörer in der Hand auf das Abläuten. Dann

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