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Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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später anrief. Er nahm sich die Besatzungsliste der Diana vor. Sie enthielt achtzehn Namen und Adressen aus verschiedenen Teilen des Landes. Sechs wohnten in Stockholm, und bei zwei Namen fehlte die Adresse. Zwei stammten aus Motala.
    Um halb vier entschloß er sich, Kollbergs Rat zu befolgen. Er räumte seinen Schreibtisch auf und nahm Hut und Mantel.
    Auf dem Heimweg ging er in eine Apotheke und kaufte eine Schachtel Magnecyl.
    Er fand einen Rest Cognac in der Speisekammer, goß ihn in eine Tasse und nahm die Tasse mit ins Schlafzimmer. Als seine Frau eine Weile später mit der Infrarotlampe hereinkam, schlief er bereits.
    Am nächsten Morgen wachte er zeitig auf, blieb aber noch bis Viertel vor acht im Bett. Dann stand er auf und zog sich an. Er fühlte sich bedeutend besser; die Kopfschmerzen waren verschwunden.
    Schlag neun öffnete er die Tür zu seinem Dienstzimmer. Auf dem Schreibtisch lag ein Briefumschlag mit rotem Eilbriefstreifen. Er riß ihn mit dem Zeigefinger auf, ohne sich erst Zeit zu nehmen, den Mantel abzulegen.
    Der Briefumschlag enthielt die Passagierliste.
    Sein Blick blieb sofort auf ihrem Namen haften: McGraw, R.Miss, USA. Einzelkabine A 7.

10
    »Ich wußte, daß ich recht hatte«, sagte Ahlberg.
    »Ich habe es gefühlt. Wie viele Passagiere waren auf dem Schiff?«
    »Achtundsechzig laut Liste«, sagte Martin Beck und malte die Zahlen auf dem Papier vor ihm mit dem Kugelschreiber nach.
    »Haben wir auch die Adressen?«
    »Nein, nur die Nationalität. Das wird eine Teufelsarbeit werden, alle diese Leute aufzuspüren. Einige kann man natürlich streichen. Kinder und alte Tanten beispielsweise. Außerdem müssen wir Personal und Besatzung unter die Lupe nehmen. Das sind zusätzlich achtzehn Personen, aber deren Adressen habe ich hier.«
    »Du sagst, Kafka sei der Meinung, sie sei allein gereist. Glaubst du das auch?«
    »Es sieht so aus. Im Hotel hatte sie ein Einzelzimmer und an Bord eine Einzelkabine. Dem Decksplan zufolge liegt sie auf dem Mitteldeck ganz am Ende.«
    »Ich muß zugeben, daß mir das recht wenig sagt«, sagte Ahlberg. »Obwohl ich diese Schiffe in jedem Sommer mehrmals in der Woche sehe, weiß ich wirklich nicht, wie sie genau aussehen. Ich bin noch nie auf einem der Boote gewesen. Alle drei sehen doch fast gleich aus.«
    »Ganz genau gleich sind die natürlich nicht. Ich meine, wir sollten ; versuchen, uns die Diana mal anzusehen. Ich werde feststellen, wo sie zur Zeit liegt«, sagte Martin Beck.
    Er berichtete über den Besuch im Hotel Gillet, gab Ahlberg die Adressen des Steuermanns und des Chiefs, die beide in Motala wohnten, und versprach, wieder anzurufen, wenn er festgestellt hatte, wo sich die Diana zur Zeit befand.
    Anschließend ging er mit der Passagierliste zu seinem Chef.
    Hammar beglückwünschte ihn zu dem Fortschritt und riet ihm, sich das Schiff so bald wie möglich anzusehen. Kollberg und Melander konnten sich der Passagierliste annehmen.
    Melander schien wenig begeistert von der Aufgabe, Adressen von siebenundsechzig unbekannten Menschen aufzuspüren, die über die ganze Welt verstreut waren. Mit einer Kopie der Liste saß er in Martin Becks Zimmer und stellte eine hastige Rechnung auf: »Fünfzehn Schweden, davon fünf Anderssons, drei Johanssons und drei Peterssons.
    Sieht ja vielversprechend aus. Einundzwanzig Amerikaner. Minus eins also. Zwölf Deutsche, vier Dänen, vier Engländer, ein Schotte, zwei Franzosen, zwei Südafrikaner – die kann man vielleicht mit Urwaldtrommeln ausfindig machen -, fünf Holländer und zwei Türken.«
    Er klopfte seine Pfeife im Papierkorb aus und steckte das Papier in die Tasche. »Türken… Auf dem Götakanal…« murmelte er und verließ das Zimmer.
    Martin Beck rief die Reederei an. Die Diana lag in Bohus, einem Ort am Götaälv, ungefähr zwei Meilen von Göteborg entfernt. Ein Mann vom Büro in Göteborg werde ihn dort erwarten und ihm das Schiff zeigen.
    Er rief Ahlberg an und meldete sich bei ihm an.
    Dann konnten sie am nächsten Morgen nach Böhus weiterfahren.
    Ausnahmsweise fuhr er nicht während des Berufsverkehrs nach Hause, und der U-Bahn-Wagen war beinahe leer.
    Seine Frau hatte angefangen einzusehen, wie wichtig dieser Fall für ihn zu sein schien, und protestierte nur schwach, als er ihr erzählte, daß er wieder verreisen müsse. Murrend packte sie seinen Koffer, aber Martin Beck tat so, als ob er ihre demonstrative schlechte Laune gar nicht bemerkte. Er küßte sie flüchtig auf die Wange und verließ

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