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Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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werden uns erst mal um diese Sache hier kümmern«, entschied Hammar.
    Martin Beck ging in sein Zimmer zurück und setzte sich an seinen Schreibtisch. Das erste beglückende Gefühl, einen entscheidenden Schritt weitergekommen zu sein, war verflogen. Es hatte drei Monate gedauert, eine Frage zu beantworten, die man sich in neunundneunzig von hundert Fällen gar nicht erst zu stellen brauchte. Die eigentliche Arbeit blieb noch zu tun.
    Die Botschaft und der Landsfogd mußten warten.
    Er griff zum Telefon und wählte Ahlbergs Nummer.
    »Ja?« sagte Ahlberg.
    »Wir haben sie identifiziert.«
    »Positiv?«
    »Es scheint so. Eine Amerikanerin aus Lincoln in Nebraska. Schreibst du mit?«
    »Natürlich.«
    »Name: Roseanna McGraw. Ich buchstabiere: Rudolf – Olof – Sigurd – Erik – Adam – Niklas – Niklas – Adam. Neues Wort: groß: Martin – Cäsar – groß: Gustav – Rudolf – Adam – Wilhelm. Hast du?«
    »Na sicher!«
    »Sie war 27 Jahre und Bibliothekarin. Das ist alles, was ich im Augenblick weiß.«
    »Wie hast du es herausbekommen?«
    »Routine. Sie forschten ihr von drüben nach. Nicht über Interpol. Über die Botschaft.«
    »Das Schiff«, sagte Ahlberg.
    »Was sagst du?«
    »Das Schiff. Wie kommt eine amerikanische Touristin nach Motala, wenn nicht per Schiff? Vielleicht nicht gerade mit meinem Schiff, aber vielleicht auf irgendeiner Jacht. Es kommen eine ganze Reihe Jachten vorbei.«
    »Wir wissen nicht, ob sie Touristin war.«
    »Das ist richtig. Ich fange sofort an. Wenn sie jemanden hier am Ort kannte oder in der Stadt gewohnt hat, werde ich das innerhalb von 24 Stunden heraushaben.«
    »Schön. Ich ruf an, sobald ich mehr weiß.«
    Martin Beck beendete das Gespräch, indem er in den Hörer nieste. Als er sich entschuldigen wollte, hatte der andere schon aufgelegt.
    Obwohl die Kopfschmerzen nicht weniger geworden waren und er einen Pfropfen im Ohr hatte, fühlte er sich bedeutend wohler. Er kam sich vor wie ein Langstreckenläufer eine Sekunde vor dem Start.
    Lediglich zwei Dinge beunruhigten ihn: Der Mörder hatte drei Monate Vorsprung. Und er selbst wußte nicht, in welche Richtung er rennen sollte.
    Während sich sein Unterbewußtsein noch nicht ganz von dieser Vorstellung lösen konnte, legte sein Polizistengehirn schon den Arbeitsplan für die nächsten 48 Stunden fest. Er hatte keinerlei Zweifel, daß sich bald gewisse Ergebnisse einstellen würden. Das war ebenso sicher, wie der Sand im Stundenglas verrinnt.
     
    Drei Monate lang hatte er auf diesen Augenblick gewartet, auf den Moment, an dem die Untersuchung endlich einsetzen sollte. Bisher war es, als ob er im Dunkeln mit den Füßen im Moor festsaß.
    Nun fühlte er den ersten festen Halt unter den Füßen.
    Er rechnete nicht mit einem schnellen Ergebnis.
    Zweifellos würde es ihn mehr wundern, wenn Ahlberg herausfand, daß die Frau aus Lincoln in Motala gearbeitet oder bei Bekannten in der Stadt gewohnt oder sich überhaupt dort aufgehalten hatte, als wenn der Mörder durch die Tür hereintrat und schlüssiges Beweismaterial vor ihn auf den Tisch legte. Dagegen versprach er sich allerlei von den ergänzenden Auskünften aus den USA. Seine Gedanken formulierten schon die Fragen, die man dem Mann in Amerika übermitteln müßte. Er dachte auch an Ahlbergs starres Festhalten an seiner Theorie, daß die Frau per Schiff gekommen sei. Viel wahrscheinlicher war es, daß die Leiche im Auto zum Wasser hinuntergefahren worden war. Das Auto ist der neue Hausgott der Menschen; er muß beinahe alle Funktionen übernehmen. Auch illegale Leichentransporte.
    Gleich danach dachte er an Detective Lieutenant Kafka, wie der Mann wohl aussehen mochte und ob seine Dienststelle wirklich so aussah, wie es immer im Fernsehen gezeigt wurde.
    Er überlegte sich, wieviel Uhr es jetzt in Lincoln sein könnte, und wo die Frau gewohnt hatte, und ob sie vor ihrer Abreise die Möbel mit weißen Überzügen bedeckt hatte, und ob die Luft in den Zimmern stickig und schwer und voll von feinem Staub wäre.
    Betroffen stellte er fest, daß seine geographischen Kenntnisse über Nordamerika recht verschwommen waren. Der Name Nebraska sagte ihm herzlich wenig, und wo Lincoln lag, wußte er schon gar nicht.
    Nach dem Lunch ging er in die Bibliothek und warf einen Blick auf die Weltkarte. Bald hatte er Lincoln gefunden; die Stadt lag wirklich im Inland, so mitten in den USA, wie irgend etwas liegen kann. Vermutlich war es eine recht große Stadt, doch er fand keine Bücher

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