Die Tote im Götakanal
die Wohnung eine ganze Stunde vor Abfahrt des Zuges.
Ahlberg stand mit seinem Wagen vor dem Bahnhof, als Martin Beck fünf Stunden später in Motala eintraf.
»Wenn du willst, kannst du bei uns schlafen«, sagte Ahlberg. »Die Couch ist ganz bequem.«
Sie unterhielten sich nur über das eine Thema und schlugen sich die halbe Nacht um die Ohren; als der Wecker am anderen Morgen klingelte, war keiner der beiden ausgeschlafen. Ahlberg rief die kriminaltechnische Anstalt in Göteborg an, und man versprach ihm, zwei Mann nach Bohus zu schicken.
Dann gingen sie hinunter zum Wagen.
Der Morgen war grau und kalt; als sie eine Weile gefahren waren, setzte ein leichter Nieselregen ein.
»Hast du den Steuermann und den Chief zu fassen gekriegt?« erkundigte sich Martin Beck nach einer Weile.
»Nur den Chief«, sagte Ahlberg. »Ein komischer Typ. Jedes Wort mußte ich aus ihm herauspressen.
Auf jeden Fall hat er nur wenig mit den Passagieren zu tun gehabt. Er hat nichts gehört oder gesehen, was mit dem Mord in Zusammenhang gebracht werden kann, und gerade auf dieser Reise war er voll und ganz beschäftigt, wegen dieses Motor…
Verzeihung, Maschinenschadens. Seine Laune wurde schlecht, als ich ihn auf die fragliche Reise ansprach. Aber er erwähnte, daß er zwei Burschen als Hilfskräfte hatte, und die beiden hatten gleich nach der letzten Reise der Diana auf einem Schiff angeheuert, das nach England und Deutschland fährt.«
»Macht nichts«, sagte Martin Beck, »die werden wir schon über die Reederei zu fassen kriegen.«
Der Regen nahm zu, und als sie nach Bohus kamen, goß es in Strömen. Von dem Ort sahen sie nicht viel, da der Regen die Sicht behinderte, aber er wirkte recht unbedeutend, mit einigen Fabriken und einer Bebauung, die sich am Fluß entlang hinzog. Sie fanden einen Weg zum Flußufer, und nachdem sie langsam ein Stück gefahren waren, entdeckten sie die Schiffe. Sie sahen verlassen und spukhaft aus, und erst als sie ganz dicht am Anleger waren, konnten sie die Namen, die in schwarzen Buchstaben auf den Rumpf gemalt waren, unterscheiden. Sie blieben im Auto sitzen und sahen sich nach dem Mann von der Reederei um. Kein Mensch war in Sichtweite. Aber ein Stückchen weiter parkte ein Wagen. Als sie auf ihn zufuhren, sahen sie, daß der Mann hinter dem Steuerrad in ihre Richtung blickte. Ahlberg lenkte seinen Wagen dicht neben den anderen. Der Mann kurbelte das Seitenfenster herunter und rief etwas. Durch das Rauschen des Regens konnten sie ihre Namen verstehen. Martin Beck nickte bejahend, während er ebenfalls seine Scheibe herunterdrehte.
Der Herr machte den Vorschlag, trotz des Regens sofort an Bord zu gehen. Sie stiegen alle aus, und der Mann ging ihnen voraus auf die Diana zu. Er war klein und untersetzt und gelangte nicht ohne Schwierigkeiten über die Reling; im Schutz der Brücke wartete er auf Martin Beck und Ahlberg, die hinterherkletterten.
Der kleine Mann schloß eine Tür auf der Steuerbordseite auf und führte sie in eine Art Garderobe.
Auf der anderen Seite befand sich eine Tür, die hinaus aufs Backbord-Promenadendeck ging. Rechter Hand waren zwei Glastüren zum Speisesaal und zwischen den Türen ein großer Spiegel. Direkt davor führte eine steile Treppe nach unten. Sie stiegen zwei Treppen tiefer auf das sogenannte Unterdeck. Hier lagen vier große Kabinen und ein Gesellschaftsraum mit buntbezogenen Sofas an der Wand. Der kleine Mann zeigte, wie man die Sofas mit einem Vorhang abschirmen konnte.
»Wenn wir Deckspassagiere haben, dürfen sie hier schlafen«, erklärte er.
Sie kletterten eine Treppe hinauf zum nächsten Deck. Dort befanden sich die Kabinen für Passagiere und Besatzung, Toiletten und Badezimmer. Der Speisesaal lag im Zwischendeck. Er hatte sechs runde Tische mit Platz für je sechs Personen, ein Büfett an der Achterluke und einen kleinen Bedienungsraum mit Essenaufzug zur Küche unten.
Auf der anderen Seite der Garderobe lag ein Lese- und Schreibsalon mit großen Fenstern und Aussicht nach vorn.
Als sie aufs Promenadendeck hinauskamen, hatte der Regen fast aufgehört. Sie gingen nach achtern.
Auf der Steuerbordseite lagen drei Türen, die erste führte zum Bedienungsraum, die beiden anderen zu Kabinen. Nach achtern war eine Leiter zu Oberdeck und Kommandobrücke. Neben der Leiter lag Roseanna McGraws Kabine.
Die Kabinentür wies genau nach achtern. Der Mann öffnete sie und ließ die beiden eintreten.
Die Kabine war fensterlos und maß etwa 3 mal 1,50 m. Die
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