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Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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seinem Arbeitsplatz zurück und breitete Kafkas Papiere vor sich aus. Mit den Ellbogen auf dem Tisch und die Wange in die Hand gestützt, saß er regungslos da.

14
    Martin Beck blickte vom Vernehmungsprotokoll auf, als Melander ohne anzuklopfen ins Zimmer trat.
    So etwas geschah äußerst selten.
    »Karl-Åke Eriksson-Stolt«, sagte Melander. »Erinnerst du dich an , ihn?«
    Martin Beck dachte einen Augenblick nach. »Den Heizer auf der Diana, meinst du. Hieß er so?«
    »Er nennt sich jetzt Eriksson. Als er vor zweieinhalb Jahren für zwölf Monate ins Gefängnis wanderte, weil er sich an einer Minderjährigen vergangen hatte, hieß er noch Eriksson-Stolt. Entsinnst du dich nicht? Ein unerfreulicher Bursche, frech, mit langer Mähne…«
    »Doch, ja, ich erinnere mich. Bist du sicher, daß es derselbe ist?«
    »Positiv. Ich habe mit der Heuerstelle gesprochen.«
    »Ich erinnere mich ganz dunkel. Wohnte er nicht in Sundbyberg?«
    »In Hagalund, bei seiner Mutter. Es geschah eines Tages, als die Mutter auf der Arbeit war, er selber hatte keinen Job. Da nahm er die Kleine vom Hausmeister in die Wohnung rauf. Noch nicht dreizehn und geistig etwas zurückgeblieben. Er gab ihr Saft zu trinken. Mischte, ohne daß sie es merkte, Klaren hinein, und als sie einen kleinen sitzen hatte, nahm er sie ins Bett.«
    »Die Eltern erstatteten Anzeige, war’s nicht so?«
    »Richtig. Ich war damals draußen und holte ihn ab. Während des Verhörs versuchte er den Dummen zu markieren und behauptete, nicht gewußt zu haben, wie alt sie war. Sie sah aber so aus, als ob sie elf Jahre und keinen Tag älter war, und außerdem war sie noch recht kindlich für ihr Alter. Der untersuchende Arzt äußerte die Befürchtung, daß sie einen dauerhaften Schock nachbehalten würde, aber ich weiß nicht. Er wurde jedenfalls zu einem Jahr Zwangsarbeit verurteilt. «
    Martin Beck fühlte sich ganz benommen bei dem Gedanken, daß dieser Mann sich mit Roseanna auf der Diana befunden hatte. »Wo ist er nun?« fragte er.
    »Auf einem finnischen Dampfer, der Kalajoki . Ich kümmere mich drum, wo sie zur Zeit ist. Du hast hoffentlich gemerkt, daß ich ›sie‹ gesagt habe!«
    Im gleichen Augenblick, als Melander die Tür hinter sich schloß, nahm Martin Beck den Hörer ab und rief in Motala an.
    »Wir müssen ihn fassen«, sagte Ahlberg. »Ruf so schnell wie möglich an, wenn ihr mit der Reederei gesprochen habt. Ich schaff ihn her, und wenn ich persönlich rüberschwimmen und ihn holen müßte.
    Der andere Heizer hat auch auf einem neuen Schiff angemustert, aber den haben wir bald. Außerdem muß ich wohl noch einmal mit dem Chief sprechen.
    Er hat abgemustert und hat jetzt einen Job bei Elektrolux.«
    Sie legten auf.
    Martin Beck saß eine Weile tatenlos da und überlegte, was er jetzt tun sollte. Plötzlich wurde er nervös und ging ins nächsthöhere Stockwerk.
    Melander beendete gerade ein Telefongespräch, als er ins Zimmer trat. Kollberg war nicht da.
    »Dieses Schiff, Kalajoki , das ist gerade aus dem Holmsund gelaufen, soll über Nacht in Söderhamn liegen. Die Reederei bestätigt, daß er sich an Bord befindet.«
    Martin Beck kehrte in sein Zimmer zurück und rief wieder Motala an.
    »Ich nehme einen meiner Leute mit, fahre rauf und hole ihn«, entschloß sich Ahlberg. »Ich rufe wieder an, wenn wir ihn hier haben.«
    Einen Moment schwiegen sie. Dann fragte Ahlberg:
    »Meinst du, daß er es ist?«
    »Ich weiß nicht. Kann natürlich ein Zufall sein. Ich hab ihn nur ein einziges Mal gesehen. Vor zwei Jahren. Kurz bevor er verurteilt wurde. Ziemlich unangenehmer Typ.«
    Den Rest des Nachmittags verbrachte Martin Beck in seinem Dienstzimmer. Er fühlte sich nicht recht aufgelegt, aber es gelang ihm, einige Routinesachen wegzuarbeiten, die liegengeblieben waren. Die ganze Zeit dachte er an das finnische Fahrzeug, das jetzt auf Söderhamn zulief. Und an Roseanna McGraw.
    Als er nach Hause kam, versuchte er, an seinem Schiffsmodell zu basteln, aber nach einer Weile saß er mit den gefalteten Händen und den Ellbogen auf der Tischplatte einfach nur so da. Von Ahlberg würde er nicht vor dem nächsten Morgen etwas hören und schließlich ging er zu Bett. Er schlief unruhig und wachte schon gegen fünf Uhr auf.
    Als die Morgenzeitung durch den Türschlitz auf den Boden des Flurs polterte, war er schon auf und angezogen. Er war gerade bis zur Sportseite gekommen, als Ahlberg anrief.
    »Wir haben ihn hier. Spielt den Hartgesottenen.
    Sagt nichts. Ich kann

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