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Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Miss McGraw befreundet?
    Peterson: Ja, sicher.
    Kafka: Wohnten Sie zusammen, bevor Miss McGraw sich eine eigene Wohnung anschaffte?
    Peterson: Ja, vierzehn Monate lang. Sie kam von Denver hierher und hatte noch keine Bleibe. Da ließ ich sie bei mir wohnen.
    Kafka: Die Kosten für den Haushalt haben Sie gemeinsam bestritten?
    Peterson: Natürlich.
    Kafka: Wann trennten Sie sich?
    Peterson: Vor mehr als zwei Jahren. Irgendwann im Frühling 1962.
    Kafka: Aber Sie verkehrten weiterhin miteinander?
    Peterson: Wir trafen uns ja jeden Tag in der Bibliothek.
    Kafka: Waren Sie auch abends öfter zusammen?
    Peterson: Eigentlich nicht. Wir sahen uns ja den ganzen Tag über bei der Arbeit.
    Kafka: Wie würden Sie den Charakter von Miss McGraw beurteilen?
    Peterson: De mortuis nihil nisi bene.
    Kafka: Jack, mach du mal weiter. Ich bin gleich zurück.
    Romney: Lieutenant Kafka fragte Sie, wie Sie den Charakter von Miss McGraw beurteilen würden?
    Peterson: Das habe ich gehört und darauf geantwortet: De mortuis nihil nisi bene. Das ist lateinisch und bedeutet: »Über die Toten nichts als das Gute.«
    Romney: Die Frage lautete so: Wie war ihr Charakter?
    Peterson: Das können Sie jemand anderen fragen. Kann ich jetzt gehen?
    Romney: Versuchen Sie’s doch mal.
    Peterson: Sie sind ein Flegel, hat Ihnen das noch niemand gesagt?
    Romney: Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, was Gott verhüten möge, würde ich mich mit solchen Redensarten vorsehen.
    Peterson: Warum denn?
    Romney: Vielleicht höre ich so was nicht gern.
    Peterson: Hahaha!
    Romney: Was für einen Charakter hatte Miss McGraw?
    Peterson: Ich finde, das sollten Sie jemand anderen Fragen, Sie Idiot Sie!
    Kafka: Danke, Jack. Miss Peterson?
    Peterson: Ja, was ist denn?
    Kafka: Warum trennten Sie sich von Miss McGraw?
    Peterson: Es wurde uns zu eng. Im übrigen kann ich nicht einsehen, was Sie das angeht.
    Kafka: Sie waren doch gute Freunde, oder wie?
    Peterson: Ja, sicher.
    Kafka: Ich habe hier einen Bericht der Polizei vom dritten Bezirk unter der Tagebuch-Nummer des 8. April 1962. Um zehn Minuten vor eins in der Nacht meldeten Mieter in dem Haus 2nd South Street Schreie, lauten Wortwechsel und anhaltendes Gepolter aus einer Wohnung im vierten Stock. Als die Polizisten Flynn und Richardson zehn Minuten später hinkamen, wurden sie nicht eingelassen, worauf sie die Tür durch den Hausmeister mit einem Hauptschlüssel öffnen ließen. Sie und Miss McGraw befanden sich in der Wohnung. Miss McGraw hatte einen Morgenrock an, während Sie Schuhe mit hohen Hacken und ein Cocktailkleid trugen. Miss McGraw blutete aus einer Wunde an der Stirn. Das Zimmer sah wie ein Schlachtfeld aus. Keine von Ihnen wollte eine Meldung machen, und als die Ruhe wiederhergestellt war – so steht hier -, verließen die Polizisten die Wohnung.
    Peterson: Was soll das, daß Sie dies hier hervorkramen?
    Kafka: Am nächsten Tag zog Miss McGraw in ein Hotel, und eine Woche später beschaffte sie sich eine eigene Wohnung, einige Blocks weiter in derselben Straße.
    Peterson: Ich frage noch mal, was soll das, daß Sie diese alte Skandalgeschichte wieder aufwärmen? Als hätte ich damit nicht Ärger genug gehabt!
    Kafka: Ich versuche, Sie von der Notwendigkeit zu überzeugen, auf unsere Fragen zu antworten. Und zwar wahrheitsgemäß.
    Peterson: Okay, ich schmiß sie raus. Es war schließlich meine Wohnung.
    Kafka: Warum schmissen Sie sie hinaus, wie Sie sagen?
    Peterson: Was spielt das schon für eine Rolle?
    Wer interessiert sich für einen drei Jahre alten Streit zwischen zwei Freundinnen?
    Kafka: Alles was Roseanna McGraw betrifft, stößt jetzt offenbar auf allgemeines Interesse. Es scheint – wie Sie in der Presse lesen können – kaum etwas Beachtenswertes über sie bekannt zu sein.
    Peterson: Wollen Sie damit sagen, daß Sie diese alte Geschichte den Zeitungen ausposaunen könnten, wenn Sie Lust dazu hätten?
    Kafka: Dieses Protokoll ist ein allgemein zugängliches Aktenstück.
    Peterson: Dann wundert es mich aber, daß die davon noch keinen Wind bekommen haben.
    Kafka: Liegt vielleicht daran, daß Sergeant Romney es zuerst gefunden hat. In dem Moment, wo er es an das Zentralarchiv zurückschickt, kann jedermann davon Kenntnis nehmen und Gebrauch davon machen.
    Peterson: Und wenn er das nicht tut?
    Kafka: Dann sieht die Sache natürlich anders aus.
    Peterson: Wird aus dem Protokoll über dieses Verhör auch ein allgemein zugängliches Aktenstück?
    Kafka: Nein.
    Peterson: Kann man sich darauf

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