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Die Tote im Götakanal

Die Tote im Götakanal

Titel: Die Tote im Götakanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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oft?«
    »Nicht besonders oft, glaube ich.«
    »Immer, wenn Sie bei ihm oben waren.«
    »O nein, durchaus nicht.«
    »Wie pflegten Sie denn die Abende mit ihm zu verbringen?«
    »Nun… wir aßen zusammen, unterhielten uns, sahen uns das Fernsehprogramm an und betrachteten die Fische.«
    »Was für Fische?«
    »Er hatte ein schönes Aquarium.«
    Martin Beck räusperte sich. »Machte er Sie glücklich, ich meine in sexueller Beziehung?«
    »Ich…«
    »Bitte, ich habe Grund für meine Frage.«
    »Ja, ich glaube wohl.«
    »War er brutal gegen Sie?«
    »Ich verstehe nicht…«
    »In den intimen Momenten – schlug er Sie?«
    »Aber nein.«
    »Zeigte er irgendwelche sadistischen Neigungen?«
    »Nein.«
    »Niemals?«
    »Nein, bestimmt nicht. Warum auch?«
    »Sprachen Sie davon, später zu heiraten?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Warum nicht? Das weiß ich auch nicht. Aber er sprach nie davon, und ich mochte nicht damit anfangen.«
    »Hatten Sie keine Angst, schwanger zu werden?«
    »Doch ja. Aber wir… wir haben uns immer vorgesehen.«
    Martin Beck zwang sich dazu, sie anzusehen.
    Sie hockte immer noch steif auf der Sofakante, die Knie zusammengepreßt und die Hände ineinander verschlungen. Gesicht, Hals und Ohren feuerrot.
    Unter dem Haaransatz hatten sich feine Schweißtröpfchen gebildet.
    Er nahm einen erneuten Anlauf. »Wie war er als Mann – in sexueller Hinsicht?«
    Die Frage schien sie völlig zu verwirren. »Nett«, flüsterte sie schließlich.
    »Was heißt – nett?«
    »Er… ich meine… ich glaube, daß er viel Liebe brauchte. Mir ging es wohl genauso.«
    Obwohl er weniger als anderthalb Meter von ihr entfernt saß, mußte er sich anstrengen, ihre Worte zu verstehen. »Sie liebten ihn also?«
    »Ich glaub wohl.«
    »Hat er Sie sexuell befriedigt?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Warum sind Sie später nicht mehr mit ihm zusammen gewesen?«
    »Ich weiß nicht. Das hat einfach so aufgehört.«
    »Noch eine Frage, die ich Sie bitten muß zu beantworten. Während des intimen Verkehrs– hat er da immer die Initiative ergriffen?«
    »Ja… was soll ich sagen… wahrscheinlich doch, das ist ja wohl Sache des Mannes…«
    »Wissen Sie noch ungefähr, wie oft Sie überhaupt mit ihm ins Bett gegangen sind?«
    »Fünfmal«, flüsterte sie.
    Schweigend sah Martin Beck sie an. Eigentlich hätte er sie noch fragen müssen: War er der erste Mann, mit dem Sie zusammen waren? Haben Sie sich immer nackt ausgezogen? Drehte er das Licht aus? Kam es vor, daß… »Auf Wiedersehen«, sagte er und stand auf. »Entschuldigen Sie, daß ich Sie belästigt habe.«
    Er schloß selber die Tür hinter sich. Das letzte, was er sie noch sagen hörte, war:
    »Sie müssen verstehen, ich bin etwas schüchtern…«
    Während er auf den Zug wartete, ging er auf dem Bahnsteig im Schneematsch auf und ab. Er hatte die Hände in den Manteltaschen vergraben und pfiff falsch und geistesabwesend vor sich hin.
    Jetzt wußte er endlich, wie er es anfangen sollte…

25
    Hammar zeichnete Männchen auf sein Löschpapier, während er Martin Becks Ausführungen zuhörte. Es ging die Rede, daß das ein gutes Zeichen war. Dann sagte er: »Und wo willst du die Frau herkriegen?«
    »Wir haben doch genügend Frauen im Polizeikorps.«
    »Gut, dann such dir die Passende aus.«
    Zehn Minuten später erkundigte sich Kollberg:
    »Und wo willst du das Mädchen hernehmen?«
    »Wer von uns beiden hat achtzehn Jahre lang auf anderer Leute Schreibtischkante rumgehockt? Du oder ich?«
    »So eine findest du nicht.«
    »Du kennst dich bei den Damen des Polizeikorps besser aus als ich.«
    »Na schön, ich werd mich mal umhören.«
    »Tu das.«
    Melander schien völlig uninteressiert. Ohne sich umzudrehen oder; die Pfeife aus dem Mund zu nehmen, sagte er:
    »Vibeke Amdal wohnt in Toldbodgade, ist 59 Jahre alt und Witwe eines Bierbrauers. Kann sich an Roseanna McGraw nur erinnern, weil sie auf dem Bild von Riddarholmen zu sehen ist. Karin Larsson hat das Schiff in Rotterdam fluchtartig verlassen.
    Aber die Polizei sagt, daß sie sich dort nicht mehr aufhält. Wahrscheinlich hat sie sich mit falschen Papieren ein anderes Schiff gesucht.«
    »Ein ausländisches natürlich«, stellte Kollberg sarkastisch fest. »Hat sie früher schon mal gemacht. Kann ein ganzes Jahr dauern, ehe wir sie finden. Oder fünf. Und dann sagt sie wieder nichts.
    Hat Kafka geantwortet?«
    »Noch nicht.«
    Martin Beck ging die Treppe hinunter und rief in Motala an.
    »Ja«, meinte Ahlberg ruhig. »Das

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