Die Tote im Keller - Roman
Wir haben keine Spuren von den Flüchtigen gefunden. Aber wir setzen unsere Suche jetzt mit der Hundestaffel fort. Wir glauben, dass sich die Burschen ein weiteres Fahrzeug beschafft haben. In der näheren Umgebung sind jedoch in den letzten 24 Stunden keine Autodiebstähle angezeigt worden.«
Der Chef der Fahndungseinheit Kommissar Erik Lind wippte auf den Sohlen seiner schweren Stiefel. Er hatte seinen warmen Winteroverall abgelegt, den er tagsüber während der Suche in Delsjö getragen hatte. In Uniform stand er vor dem Personal des Dezernats für Gewaltverbrechen. Seine Arme hielt er auf dem Rücken verschränkt, eine Gewohnheit, die er aus jener Zeit vor einem Vierteljahrhundert beibehalten hatte, als er in der Östra Nordstan Streifenpolizist gewesen war. Mit seinem kurzgeschnittenen Haar und seinen hellblauen Augen könnte er dem Hollywood-Klischee eines Nazioffiziers entsprechen. Was mit der Wirklichkeit nicht das Geringste zu tun hatte, denn er war ein sehr sympathischer Mann und genoss unter seinen Kollegen größtes Vertrauen. Wenn es ihm und seinen Leuten nicht gelang, die Flüchtigen zu fassen, dann gelang es niemandem.
»Könnten sie ein Fluchtfahrzeug in der Nähe abgestellt haben? «, fragte Tommy Persson.
Erik Lind dachte einen Augenblick über diese Möglichkeit nach, ehe er antwortete:
»Ganz ausgeschlossen ist das nicht. Aber der Diebstahl des BMW scheint im Affekt begangen worden zu sein.«
»Oder sie haben sich auf der Stampgatan tatsächlich nach einem Auto umgesehen, mit dem sie zu dem anderen Auto gelangen konnten. Aber ich weiß nicht … das wirkt ziemlich weit hergeholt«, räumte Tommy ein.
»Wenn sie sich wirklich zu diesem hypothetischen zweiten Auto hätten begeben wollen, hätten sie genauso gut die Straßenbahn nehmen können«, meinte Birgitta Moberg-Rauhala.
Das war vollkommen korrekt. Und es stimmte, dass Tommys Vermutung weit hergeholt war. Denn demnach hätten die Autodiebe das Auto auf der Stampgatan gestohlen, vor der Fernsehanstalt am Delsjövägen einen Fußgänger totgefahren und dabei die Windschutzscheibe so beschädigt, dass der Wagen nutzlos geworden war. Zufällig hätten die Diebe ausgerechnet in der Nähe des Unfallortes ein weiteres Fahrzeug bereitstehen gehabt, das sie rasch zu Fuß erreichten. Danach hätten sie unbeobachtet ihre Flucht fortgesetzt. Diese Hypothese wirkte wenig glaubhaft. Andererseits war es eine plausible Erklärung dafür, warum sie ausgerechnet den Delsjövägen als Fluchtweg gewählt hatten. Im Augenblick ließ sich nichts ausschließen, das sah Irene ein.
»Die Spurensicherung hat Probleme mit den vorgefundenen Bedingungen an der Abzweigung und vor dem Erdkeller. Auf dem Weg fanden sich unzählige Reifenspuren, die sich aber nur mühsam zuordnen lassen. Die Erde ist gefroren, und dort liegt kein Schnee. Am Fundort sind eine Menge Polizisten und Hunde herumgelaufen. Kurz gesagt, die Spurensicherung ist alles andere als begeistert«, meinte Kommissar Lind trocken.
»Keine Spur vom Mörder?«, fragte Kommissar Andersson.
»Nicht, dass ich wüsste.«
Hannu Rauhala kam leise herein. Er setzte sich auf den freien Platz neben Irene, schob die Hand in die Jackentasche und fischte einen Schlüsselbund aus seiner Daunenjacke.
»Er passt«, flüsterte er so leise, dass nur sie es hören konnte.
Irene spürte, wie ihr Herz einen Satz machte. Ihre Vorahnungen hatten sich bewahrheitet; das Opfer der unfallflüchtigen Fahrer war Torleif Sandberg. Ein Kollege, den viele im Raum im Laufe seiner Dienstjahre kennengelernt hatten. Das würde eine intensive Jagd auf die beiden Autodiebe geben. Wer einen Polizisten getötet hat, entwischt nicht. Das würden sie schon noch merken.
»Ich melde mich, sobald es einen positiven Bescheid gibt«, beendete Erik Lind seine Ausführungen und ging in Richtung Tür.
Frau Professor Yvonne Stridner trat mit demselben hohen Tempo ein, mit dem Erik Lind gerade den Konferenzraum verlassen wollte. Der Zusammenstoß war ebenso heftig wie unvermeidlich. Keiner der beiden gehörte zu den Leuten, die sich für längere Entschuldigungen Zeit nehmen. Daher wirkte die Stimmung an der Tür leicht gereizt, ehe es Lind gelang, an der Professorin vorbei hinauszugehen. Prof. Stridner trat mit hochrotem Gesicht auf Kommissar Andersson zu. Keiner der Anwesenden wagte es, eine Miene zu verziehen. Das wäre in Anwesenheit der Professorin der Rechtsmedizin einfach undenkbar gewesen.
»Ungehobelt! Einfach die Leute über den
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