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Die Tote im Keller - Roman

Die Tote im Keller - Roman

Titel: Die Tote im Keller - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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und ihr dünnes Haar um den Kopf ausgebreitet hatte sie nackt auf dem Stahltisch der Pathologie gelegen. Irene hatte ein wehrloses, kleines Kind gesehen.
    Der Kommissar nickte grimmig. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. Abrupt hielt er inne und schlug energisch mit der Hand auf den Tisch.
    »Wir müssen uns umgruppieren. Fredrik und Tommy kümmern sich um den neuen Fall mit der alten Leiche. Irene und Hannu machen mit der Fahrerfluchtsache und Torleif weiter. Und Birgitta und Jonny sind für den Mädchenmord zuständig.«
     
    »Kommst du mit und schaust dir die Wohnung an?«
    Sie standen im Fahrstuhl. Es war fast halb sieben, und Irene wäre gerne nach Hause gefahren. Aber etwas in Hannus Stimme ließ sie aufmerken.
    »Rein rechtlich dürfen wir die Wohnung nicht betreten«, meinte sie.
    Sie wies mehr der Ordnung halber auf diese Tatsache hin.
    »Rein rechtlich«, erwiderte Hannu und lächelte.
    Sie stiegen jeder in sein eigenes Auto, um nach der Inspektion von Torleif Sandbergs Wohnung direkt nach Hause fahren zu können. Birgitta war bereits mit dem anderen Wagen der Moberg-Rauhala-Familie aufgebrochen, um den kleinen Timo aus der Kita abzuholen.
    Der Berufsverkehr hatte schon etwas nachgelassen. Es dauerte eine knappe Viertelstunde, bis sie Torleif Sandbergs Haus
in der Anders Zornsgatan erreichten. Nachdem sie ihre Wagen geparkt hatten, trafen sie sich auf dem Bürgersteig. Irene nickte zur Fernsehanstalt hinüber und meinte:
    »Er war auf dem Heimweg. Es fehlten nur ein paar hundert Meter bis zur Haustür.«
    »Seltsame Stelle, um unter ein Auto zu geraten«, sagte Hannu.
    »Seltsam? Der BMW hatte ein sehr hohes Tempo. Es blieb ihm einfach keine Zeit…«
    »Freie Sicht in alle Richtungen. Er hätte das Auto sehen müssen. «
    Irene musste ihm Recht geben. Aber vielleicht gab es einen Grund dafür, dass Torleif Sandberg seinen Abstand zu dem heranrasenden Auto falsch eingeschätzt hatte.
    »Es war dunkel. Er war recht alt und sein Sehvermögen vielleicht eingeschränkt. Grauer Star oder so was«, wandte sie ein.
    »Wieso joggt er dann bei Dunkelheit?«, fragte Hannu sofort zurück.
    Die Antwort darauf musste Irene ihm schuldig bleiben. Sie gingen auf Sandbergs Treppenaufgang zu.
    Die dreistöckigen Häuser waren Mitte der fünfziger Jahre aus rotem Backstein gebaut worden. Die Gegend war freundlich mit großen Rasenflächen und hohen Bäumen zwischen den Häusern. Irene wusste, dass in den Blumenbeeten im Sommerhalbjahr alles blühte, aber jetzt hatte es den Anschein, als würde die eisige Umklammerung der Erde ewig anhalten. Aber obwohl die schneidende Kälte unerbittlich wirkte, wusste sie, dass auch diese irgendwann zum Rückzug gezwungen werden würde. Der Frühlingsregen würde die gefrorene Erde aufweichen und ein weiteres Mal den eisigen Griff um Wurzeln und Blumenzwiebeln lockern.
    Hannu schloss die Haustür auf, und sie traten in das warme Treppenhaus. Dem Mieterverzeichnis an der Wand entnahm Irene, dass »T. Sandberg« ganz oben wohnte. Das Treppenhaus war frisch gestrichen, in einem sahnegelben Farbton. Mit einer Borte aus dunkelgrünem Eichenlaub. Sie gingen die gründlich
geputzte Treppe hoch. Ganz oben waren zwei Türen, an einer stand auf einem Schild Torleifs Name.
    Hannu steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn herum. Er bedeutete Irene, als Erste einzutreten.
    »Er hat fünfundzwanzig Jahre hier gewohnt«, hörte sie Hannus Stimme hinter sich.
    »Also seit der Scheidung?«
    »Ja.«
    Sie fand den Lichtschalter und machte in der Diele Licht. Eine Hutablage an der Wand, ein Schuhständer und ein kleiner Schrank fanden darin Platz. Irene öffnete die Schranktür einen Spalt breit. In ihm hingen Mäntel und Jacken. Geradeaus war das Badezimmer. Es war bis in halbe Wandhöhe mit hellgrünen Fliesen gekachelt. Mehrere Fliesen waren gesprungen. Sowohl die Badewanne als auch das Waschbecken waren zerkratzt.
    »Renovierungsbedürftig«, meinte Irene.
    »Du hast die Küche noch nicht gesehen«, erwiderte Hannu trocken.
    In Diele und Bad war es schon eng, die Küche jedoch war geradezu winzig. In den fünfziger Jahren hatte man kleine Küchen gebaut, aber diese schien selbst für jene Zeit ungemein klein. Es gab kaum genügend Platz, um ein Ei zu kochen. Herd, Kühlschrank und die übrige Einrichtung schienen noch zur Originalausstattung zu gehören. Die Gardine am Fenster war verblichen, aber sorgfältig gebügelt. Die tannengrünen Streifen passten zu den

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