Die Tote im Keller - Roman
sobald wir die Sachen haben«, versprach der Kommissar.
Punkt eins teilte die Wache am Empfang mit, dass ein Stefan Sandberg auf Frau Inspektorin Huss warte. Sie fuhr mit dem
Fahrstuhl nach unten und holte ihn ab. Als sie wieder oben im Dezernat waren, bot sie ihm einen Kaffee an.
»Ja, gerne. Ich habe bei McDonalds einen Hamburger zu Mittag gegessen. Den muss ich jetzt erst mal runterspülen.«
»Einen vegetarischen?«
»Vegetarisch? Nein, einen normalen Cheeseburger.«
»Sie sind also nicht Vegetarier wie Ihr Vater?«, fragte Irene.
Der Schatten, der über sein Gesicht flog, entging ihr nicht. Sie sagte nichts, sondern holte am Automaten zwei Becher Kaffee.
Sie gingen in ihr Büro und setzten sich. Tommys Schreibtisch war leer. Er war zur Pathologie gefahren, um Näheres über die Obduktion des Mädchens aus dem Erdkeller in Erfahrung zu bringen. Sie nannten das tote Mädchen nicht Katja oder Tanja, weil sich »die kleine Russin« durchgesetzt hatte.
»Ich muss erst einmal eines klarstellen. Ich bin der Erbe von Torleif. Er hat keine anderen Verwandten. Aber er war nicht mein richtiger Vater. Als Mama und er heirateten, war sie hochschwanger. Ich kam einen Monat später zur Welt, und er adoptierte mich.«
»Ach«, war alles, was Irene dazu einfiel.
Das erklärte, weshalb sich Stefan und Torleif nicht im Geringsten ähnlich waren. Wahrscheinlich zeigte das Foto auf Torleifs Schreibtisch ihn selbst als Kind. Ein Gedanke tauchte in Irenes Unterbewusstsein auf und bahnte sich schließlich einen Weg an die Oberfläche: Warum hatte keine einzige Fotografie, kein einziger Gegenstand in der Wohnung, auf Stefans Existenz hingewiesen? Ihre Neugier war geweckt, aber sie wollte ihn jetzt noch nicht danach fragen. Primär ging es darum, dass er den Diebstahl eines Fahrzeugs anzeigen wollte.
»Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann haben Sie den Diebstahl des Wagens erst jetzt am Wochenende festgestellt?«, fragte Irene stattdessen.
»Gestern, um genau zu sein. Ich wohne in Umeå und arbeite dort als Arzt. Ich erfuhr letzten Donnerstag von Torleifs Tod, konnte aber erst letzten Samstag eine Maschine hierher nehmen.
Ich traf am Spätnachmittag ein. Da war es bereits dunkel, und mir fiel zunächst nicht auf, dass das Auto weg war. Es gab so viel anderes …«
Er verstummte. Er schien auf dem Besucherstuhl nicht sonderlich bequem zu sitzen. Irene beschloss, ihrem Instinkt zu folgen, und fragte:
»Standen Sie sich nahe?«
Er rutschte hin und her, und es dauerte eine ganze Weile, bis er antwortete:
»Nein, das kann man nicht behaupten. Wir hatten in den letzten Jahren nicht viel Kontakt.«
Er sah verärgert aus, und Irene beschloss, das offenbar heikle Thema auf sich beruhen zu lassen.
»Aber Sie sind sich sicher, dass er ein Auto besaß? Ich meine, Sie hatten schließlich nicht viel Kontakt…«, sagte sie bewusst vage.
»Er besaß ein Auto. Das war das Einzige, was er sich gönnte. Ein gutes Auto und jährlich eine Reise ins Ausland. Ich weiß zufälligerweise, dass er einen zwei Jahre alten weißen Opel Astra besaß.«
Stefan Sandberg schien sich seiner Sache sicher zu sein. Irene wollte dies aber trotzdem anhand des Kraftfahrzeugregisters überprüfen.
»Woher wissen Sie das? Ich meine, wie alt das Auto war und was für ein Fabrikat?«
»Er hat es mir erzählt. Wir telefonierten gelegentlich. Er rief vor zwei Jahren einige Tage vor Weihnachten bei mir an. Wir hatten wie gesagt nicht viel gemein. Er sprach die meiste Zeit über sein neues Auto. Hier sind die Ersatzschlüssel, die ich in seiner Schreibtischschublade gefunden habe.«
Zwei Schlüssel an einem Schlüsselring fielen klappernd auf den Schreibtisch. Irene fiel auf dem Schlüsselanhänger das Wappen des Polizeisportvereins auf.
»Haben Sie sich anschließend noch einmal unterhalten?«, fragte Irene weiter und betrachtete die goldene Krone auf dem Wappen.
Er schüttelte seufzend den Kopf.
»Nein. Es war wie immer. Wir … stritten uns und legten dann auf«, sagte er.
Eine leichte Röte machte sich auf seiner rechten Wange breit. Irene ertappte sich bei dem Gedanken, wie gutaussehend er doch sei. Es war für ihn sicher nicht von Nachteil gewesen, dass Kruska-Toto nicht sein leiblicher Vater gewesen war. Im Gegenteil, fand sie, aber das behielt sie für sich.
»Worüber stritten Sie?«, fragte sie.
»Das Übliche. Mama … er wollte mich immer über sie aushorchen. Und wie immer redete er schlecht über sie.«
»Was sagte er?«
»Wie
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