Die Tote im Keller - Roman
von der Stuhllehne.
»Hannu und Birgitta liegen mit Kotzerei im Bett. Sie haben sich im Kindergarten die Magendarmgrippe geholt«, eröffnete Kommissar Andersson die erste Morgenbesprechung der neuen Arbeitswoche.
Einige in der Runde wurden nervös, und um sie zu beruhigen, fuhr er fort:
»Ihr Junge wurde letzten Freitag krank und Hannu und Birgitta gestern. Ich habe mich bei einer Krankenschwester informiert: Wahrscheinlich bleiben wir davon verschont, diese Magendarmgrippe hat eine kurze Inkubationszeit. Falls sonst niemand am Wochenende erkrankt ist, können wir hoffen, dass sie Recht behält.«
Trotzdem wirkte Andersson bedrückt.
»Für uns wird es nicht leicht. Die Rauhalas kommen frühestens Ende der Woche zurück. Ich bekomme noch einen Mann vom Dezernat für allgemeine Kriminalität, der neu dort ist. Er kann Jonny bei der Suche nach den Fahrerflüchtigen beistehen. Bist du weitergekommen?«
Der Kommissar wandte sich an Jonny Blom, der auf seinem Stuhl fast eingeschlafen war. Jonny zuckte zusammen und versuchte wach zu klingen.
»Doch, doch! Eine Streife hat gestern Vormittag gegen elf Daniel Lindgren in Tynnered vor dem Haus seiner Mutter gesichtet. Es war reiner Zufall, dass der Streifenwagen gerade vorbeifuhr. Die Kollegen sind sich sicher, dass er es war. Er sah sie ebenfalls und verschwand in ein Wäldchen hinter dem Haus. Da er sich in der Gegend natürlich bestens auskennt, konnte er entwischen. Aber nun wissen wir, dass er sich in der Umgebung aufhält. Wir überwachen das Haus, dann haben wir ihn bald.«
Jonny schien sich seiner Sache sicher zu sein, und Andersson
begnügte sich damit, zustimmend zu nicken. Endlich einmal Fortschritte.
Fredrik berichtete von der Razzia in Biskopsgården und davon, was am Wochenende weiter vorgefallen war. Da außer Irene noch niemand davon wusste, konnte er sich über mangelndes Interesse bei seinen Zuhörern nicht beklagen.
»Der Indianer und Heinz Becker haben also Dienstleistungen ausgetauscht. Der Indianer bekam wahrscheinlich junge Mädchen und Heinz Becker Drogen und Viagra. Die Bandidos müssen nicht unbedingt direkt in diese Bordellgeschichte verwickelt sein. Obwohl sie vielleicht die Wohnung beschafft haben und indirekt über den Indianer auch die Drogen. Ich habe mich gestern Abend mit dem Indianer unterhalten, er traf die kleine Russin Samstagabend, also vor neun Tagen. Ich fragte ihn, ob er sich sicher sei, dass sie Russin war, und er bejahte.«
»Aber die Verkäuferin bei JC war doch der Meinung, Heinz Becker hätte sich mit ihr in einer Sprache unterhalten, die nach Finnisch klang. Wir gingen eigentlich davon aus, dass es sich um Estnisch gehandelt haben muss. Becker sprach Estnisch, seine Mutter stammte aus Estland, aber ob er auch Russisch sprach? Wir müssen versuchen, das herauszufinden«, warf Irene ein.
»Tu das«, meinte Andersson.
Irene ignorierte seinen Kommentar und fuhr fort:
»Der Indianer sagte, das Mädchen hätte Tanja oder Katja geheißen. Er war sich nicht sicher. Die einzige Spur, die wir von ihr in der Wohnung gefunden haben, ist ihr Jeansrock. Laut der Zeugin in dem JC-Laden trug das Mädchen einen kurzen Jeansrock, als sie dort zusammen mit Heinz Becker die schwarze Jeans kaufte. Der Rock befindet sich im Augenblick bei der Spurensicherung. «
Der Kommissar runzelte die Stirn und trommelte irritierend unrhythmisch auf die Tischplatte.
»Der Indianer hat die kleine Russin getroffen. Sie ist tot. Er hat auch Becker getroffen. Er ist tot. Er hat Beckers Kumpan getroffen. Auch tot. Und er hat das andere Mädchen getroffen.
Liegt im Koma und stirbt vielleicht auch. Wie ich die Sache sehe, ist der Indianer der Einzige, den wir haben, der die Sache zusammenhält. Und der immer noch am Leben ist. Wir müssen ihn erneut verhören«, sagte er.
Als alle aufstanden, fiel ihm plötzlich etwas ein:
»Du, Irene. Was wollte der Bursche, der nach jemandem verlangt hatte, der mit der Torleif-Sache befasst ist? Ich habe ihn zu dir und Tommy geschickt, da Hannu ja nicht hier ist«, sagte er.
»Er heißt Stefan und ist der Sohn von Torleif. Wir hatten keine Zeit, uns zu unterhalten, aber er kommt nach dem Mittagessen noch mal vorbei. Er sagte, das Auto seines Vaters sei gestohlen worden.«
»Torleifs Auto ist gestohlen worden?«, wiederholte Andersson erstaunt.
»So sagte er zumindest. Ich befrage ihn eingehender, wenn er wiederkommt.«
»Tu das«, murmelte der Kommissar.
Plötzlich sah er alt und mitgenommen aus.
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