Die Tote im Keller - Roman
Torleif ist abgeschlossen.«
»Du hast gehört, dass sie sein Auto gefunden haben?«
»Ja. Schon seltsam, dass ausgerechnet sein Auto geklaut wurde.«
»Wir warten die morgige Untersuchung der Spurensicherung ab. Vielleicht finden sich ja Fingerabdrücke, die sich einem Prominenten aus unserem Register zuordnen lassen.«
»Das wäre zu einfach. Jeder Kleinganove weiß, dass man Handschuhe trägt. Oder dass man alles sorgfältig abwischt. Oder das Auto einfach abfackelt. Ich wette, dass der Dieb bei dieser Kälte Handschuhe trug.«
»Dann können wir nur hoffen, dass du Unrecht hast. Vielleicht hatte er ja kalte Hände und hat die Karre nur geklaut, um sich draußen nicht die Finger abzufrieren.«
Als Tommy den letzten Satz beendet hatte, starrte ihn Irene schweigend an.
»Was ist?« Tommy sah sie fragend an.
»Deine Worte haben mich an irgendetwas erinnert. Aber dann war es gleich wieder weg.«
»Was denn? Dass er ein Auto geklaut hat, um nicht zu erfrieren? «, versuchte ihr Tommy auf die Sprünge zu helfen.
Niedergeschlagen schüttelte Irene den Kopf.
»Es ist weg.«
Sie wusste, dass es zwecklos war, den Gedanken wieder an die Oberfläche ihres Bewusstseins zwingen zu wollen. Früher
oder später würde sie schon wieder draufkommen. Trotzdem fühlte es sich an, als habe sie etwas zwischen den Zähnen, das sie nicht loswurde.
»Der kleine Scheißer hat ein wasserdichtes Alibi«, verkündete Jonny beim Nachmittagskaffee.
Er klang wütend und wirkte sichtlich verärgert. Jesper Tobiasson saß neben ihm und ließ den Kopf hängen.
Daniel Lindgren, einer der jugendlichen Ausbrecher, hatte klein beigegeben, als man ihn mit dem Verdacht gegen ihn konfrontiert hatte, an der Fahrerflucht beteiligt gewesen zu sein, die den Tod eines pensionierten Polizisten zur Folge gehabt hatte. Trotz seines jungen Alters war er, was seine Verbrecherlaufbahn betraf, kein Anfänger mehr. Ihm war sehr wohl bewusst, wie sich die Polizei Straftätern gegenüber verhielt, die Polizisten auf dem Gewissen hatten. Ohne weitere Umschweife hatte er zugegeben, nach dem Ausbruch zusammen mit seinem Kumpan Fredrik Svensson den Bus zum Hauptbahnhof in Göteborg genommen zu haben. Dort waren sie in den Zug nach Kopenhagen gestiegen und hatten sich einige Stunden später direkt nach Christiania begeben, da sie dort, in diesem alternativen Stadtviertel, Leute kannten. Diese Freunde hätten ihnen ein Dach über dem Kopf angeboten. Ohne Vorwarnung war dann die Polizei aufgetaucht und hatte sie in Untersuchungshaft genommen. Laut Daniel hatte es sich jedoch um ein großes Missverständnis gehandelt, und so waren sie nach zwei Tagen wieder auf freien Fuß gesetzt worden.
Die Version der Kopenhagener Polizei klang etwas anders. Ein bekannter Großdealer war ermordet im Nyhavn aufgefunden worden. Festgefroren in der Eisbrühe am Kai. Die Todesursache: mehrere harte Schläge auf den Kopf. Die Gerichtsmedizin hatte festgestellt, dass er zu dem Zeitpunkt, als man ihn ins Wasser geworfen hatte, bereits tot gewesen sein musste, da er kein Wasser in der Lunge hatte. Die Typen aus Christiania waren die letzten Personen, mit denen der Dealer gesehen wurde. Sie hatten zusammen in einer Kneipe in Nyhavn gezecht. Ein
Zeuge sagte aus, dass sie lautstark gestritten hätten. Es war jedoch nicht zu Tätlichkeiten gekommen. Alles schien wieder harmonisch, als die Gesellschaft den Pub gegen Mitternacht verlassen hatte. Am Morgen darauf war dann die Leiche von einem Mann gefunden worden, der gerade am Kai seinen Hund ausführte.
Die gesamte Christiania-Gang war in Untersuchungshaft genommen worden, samt Daniel Lindgren und Fredrik Svensson. Alle hatten ausgesagt, der Dealer sei noch vollkommen gesund gewesen, als man sich vor der Tür des Pubs getrennt habe. Es gab keine Zeugen und keinerlei Spuren, anhand derer irgendeiner von ihnen hätte überführt werden können. Nach zwei Tagen war die Gruppe schließlich wieder auf freien Fuß gesetzt worden.
An jenem Abend, an dem Torleif Sandberg in Göteborg totgefahren worden war, hatten Daniel und Fredrik ihre zweite Nacht im Untersuchungsgefängnis der Kopenhagener Polizei verbracht.
Danach hatte Daniel kalte Füße bekommen und war nach Göteborg zurückgekehrt, Fredrik war jedoch bei seinen Freunden in Christiania geblieben. Da Daniel keine eigene Wohnung in Göteborg besaß, hatte er sich notgedrungen bei seiner Mutter einquartiert und war dort aufgegriffen worden.
»Wir können sie also endgültig von
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