Die Tote im Keller - Roman
sagte:
»Detective Inspector Juan Rejón speaking.«
Irene stellte sich vor und teilte mit, dass sie auf Bitten des Polizeichefs hin die Absicht habe, bereits am folgenden Tag oder am Freitag auf Teneriffa einzutreffen.
»Gut. Dann bestellen wir die Tickets und das Hotel.«
Er sprach gut Englisch, allerdings mit starkem spanischem Akzent. Da sie selbst auch nur über durchschnittliche Kenntnisse verfügte, war sie sehr erleichtert, als er fortfuhr:
»Ich melde mich wieder bei Ihnen, Inspektorin Huss, wenn ich weiß, wann Ihr Flugzeug ankommt. Und ich werde Sie am Flughafen abholen.«
»Vielen Dank«, erwiderte Irene erleichtert.
Sie war froh, dass sie sich um die praktischen Dinge der Reise nicht zu kümmern brauchte, da sie ohnehin genug vorzubereiten hatte.
»Wir haben zu danken. Wir freuen uns, dass Sie kommen. Unsere Situation ist… verfahren.«
Das letzte Wort sprach er mit einem gewissen Zögern aus, aber Irene zweifelte nicht daran, dass die Lage kompliziert war. Wären sie nicht verzweifelt gewesen, hätten sie wohl kaum Hilfe aus dem kalten, weit entfernten Norden angefordert. Außerdem übernahmen sie ohne Einwände sämtliche Kosten.
Das Telefon klingelte, als Irene gerade nach Hause gehen wollte. Inspektor Juan Rejón informierte sie, dass es am nächsten Tag keine freien Plätze nach Teneriffa gab. Auch alle Maschinen, die
am Samstag von Teneriffa nach Göteborg flogen, waren voll. Deswegen hoffte er, dass Inspektorin Huss mit zwei Übernachtungen einverstanden sei. Er habe ihr ein Ticket für Freitagmorgen um 7.15 Uhr gebucht und die Heimreise am Sonntagmittag um 13 Uhr. Da ihr Skiausflug ohnehin ruiniert war, hatte Irene gegen einen zusätzlichen Tag in der Sonne nichts einzuwenden. Sie würde im Hotel Golden Sun Club wohnen. Etwas kryptisch sagte Rejón, die Wahl des Hotels sei aus strategischen Gründen erfolgt. Irene wollte ihn jedoch nicht fragen, was er damit meinte.
D ie Reaktion ihrer Familie auf die Nachricht von ihrem Wochenendausflug auf die Kanarischen Inseln ließ sich am ehesten mit Resignation beschreiben. Sie waren gewohnt, dass sie Überstunden machen musste und auch an Wochenenden arbeitete, an denen sie eigentlich hätte frei haben sollen. Aber Krister fiel es schwer, seine Enttäuschung zu verbergen. Alle fünf Wochen hatte er vier Tage am Stück frei, und am kommenden Wochenende war es wieder so weit. Seine Stimmung hellte sich jedoch auf, als Katarina resolut meinte, dass sie trotzdem zum Skiurlaub nach Värmland fahren würden. Statt Irene solle Felipe mitkommen. Felipe hatte letzten Winter das erste Mal auf Skiern gestanden. Als Tänzer besaß er einen guten Gleichgewichtssinn und hatte deswegen auch recht schnell Snowboardfahren gelernt. Inzwischen machte es ihm sehr viel Spaß.
Irene schoss ungewollt ein Gedanke durch den Kopf: Auch ihre Familie konnte sie entbehren. Entschieden schob sie diesen dummen Gedanken beiseite. Dass jetzt Felipe an ihrer Stelle mitfuhr, hatte einzig und allein mit ihrer Arbeit zu tun.
»Zwei Tage! Ich gönne dir keine einzige Stunde!«
Tommy lächelte, als er das sagte, aber sein kleiner Seufzer am Ende dieses Satzes verriet, dass er die Wahrheit sagte. Er wäre zu gerne am Freitag dösend der Sonne entgegengeflogen. Die Besprechung mit den spanischen Kollegen würde sicher nur den Nachmittag in Anspruch nehmen. Den Samstag hätte
er dann am Pool verbringen können. Wie so oft hatte Irene dieselben Gedanken wie Tommy.
Jonny machte große Augen. Dann sagte er:
»Schicken sie dich? Haben diese verdammten Ausländer nicht schon so genug Ärger?«
Aber er lächelte nicht bei dieser Bemerkung.
Sie saßen im Konferenzzimmer und warteten auf Hannu. Er stand vor Lerum im Stau und hatte von dort aus angerufen. Ein Teil der Autobahn war überschwemmt, und der Verkehr wurde über verschiedene Abfahrten und schmale Nebenstraßen umgeleitet. Er würde sich mindestens eine halbe Stunde verspäten.
Irene hatte ihre Berichte fertiggestellt und die aktuellen Fotos in ihren Laptop eingescannt. Sicherheitshalber hatte sie auch noch normale Fotokopien gemacht, für den Fall, dass die Technik sie wie schon so oft zuvor im Stich ließ.
Als Hannu schließlich auftauchte, wirkte er auf den ersten Blick wie immer. Er nahm gegenüber von Irene Platz, und so bot sich ihr die Gelegenheit, ihn eingehender zu betrachten. Sein hellblondes Haar war frisch geschnitten, und er trug wie immer Jeans und Pullover. Als Irene jedoch zufällig seinen Blick
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