Die Tote im Keller - Roman
Das war schon eine verlockende Zukunftsperspektive. Gleichzeitig würde es keinen Puffer mehr zwischen ihnen geben. Für den Rest ihres Lebens würden sie zwei allein sein.
H annu war stiller als sonst. Einsilbig hatte er Irenes Fragen nach Birgitta beantwortet. Es war deutlich zu sehen, dass es ihm ebenfalls nicht sonderlich gut ging. Seine Schwiegermutter war vorübergehend eingezogen, um sich um den kleinen Timo zu kümmern. Irene hatte Birgittas Mutter einmal getroffen und sie als eine resolute Frau mit klaren Ansichten kennengelernt. Sie hatte Birgitta allein großgezogen und nebenbei noch Karriere bei einer Bank gemacht. Nach vielen Jahren als Direktorin war sie mit 65 in Pension gegangen und verbrachte inzwischen ihre neugewonnene Freizeit hauptsächlich auf dem Golfplatz von Alingsås. Aber jetzt im Winter konnte sie sich mit voller Energie auf die Familie ihrer Tochter konzentrieren. Einerseits war Hannu dankbar dafür, aber Irene wusste auch, dass das Verhältnis zu seiner Schwiegermutter nicht ganz reibungslos war.
Taktvoll verkniff sich Irene weitere Fragen nach seiner Familie und begann stattdessen von dem zwei Tage zurückliegenden Besuch Stefan Sandbergs und von Torleifs gestohlenem Wagen zu erzählen.
»Ich habe das Kraftfahrzeugregister bereits überprüft. Allerdings hatte ich nicht die Zeit zu kontrollieren, ob der Opel wirklich nicht auf dem Parkplatz steht. Das wollte ich eigentlich letzten Montag tun«, sagte Hannu mit düsterer Miene.
Irene hatte größtes Verständnis dafür, dass er es nicht geschafft hatte. Sie wusste allerdings, dass er sich trotz seines matten Blickes sehr wohl für die Tatsache interessierte, dass Torleif nur Stefans Adoptivvater war.
»Weißt du, ob er bereits obduziert wurde?«, fragte Hannu.
»Die Obduktion war noch nicht abgeschlossen, als Tommy den Bericht über die kleine Russin bekam.«
»Kommt ihr vorwärts?«
»Zäh«, gab Irene zu.
»Wie immer.«
Er warf ihr ein mattes Lächeln zu, aber seine Augen lächelten nicht.
Als Irene auf dem Weg zurück in ihr Büro war, rief ihr Fredrik zu:
»Sie haben das Auto gefunden!«
Irene blieb stehen und drehte sich um. Sie wusste sofort, welches Auto er meinte. Fredrik eilte mit einem Blatt Papier auf sie zu.
»Wo?«, fragte sie.
»In einer baufälligen Scheune bei Olofstorp. Das Dach stürzte gestern ein, weil die Schneelast zu schwer wurde. Als der Bauer sich heute Morgen die Schäden näher ansehen wollte, entdeckte er den Wagen. Er hatte sofort den Verdacht, dass die Karre gestohlen ist, und rief die Polizei in Angered an. Sie kontrollierten das Kennzeichen und sahen, dass wir den Wagen suchen. Dann riefen sie an. Der Wagen soll jetzt hierher gebracht werden.«
»War die Spurensicherung schon dran?«
»Nein. Aber ich habe sie verständigt, dass das Auto auf dem Weg hierher ist.«
»Gut. Siehst du ihn dir denn heute noch an?«
Fredrik warf einen raschen Blick auf seine Armbanduhr.
»Nein. Ich muss noch Hinweisen zum Aufenthaltsort des Indianers nachgehen.«
»Du hast noch keine Spur von ihm?«
»Nein. Aber er ist Montagabend in einem Pub am Järntorget gesehen worden. Stockbesoffen, er wurde rausgeworfen. Seitdem fehlt jede Spur.«
»Wo wohnt er?«
»In der Slottsskogsgatan. Schön renovierte Vierzimmerwohnung in einem dieser Landshövdinge-Häuser. Der Typ hat Kohle. Es hat mich zwei Tage gekostet, die Wohnung ausfindig zu machen. Es ist nicht dieselbe Adresse, unter der er gemeldet ist. Ich frage mich, ob seine Nachbarn wissen, womit er sein Geld verdient.«
»Sollten wir die Wohnung nicht observieren lassen?«
»Wir haben im Moment nicht genug Leute, um sie rund um die Uhr bewachen zu lassen. Andersson kümmert sich drum. Sie sind allen Tipps aus der Töpelsgatan nachgegangen. Es sind keine neuen Hinweise mehr reingekommen. Einige seiner Leute können sich nun also der Wohnungsüberwachung widmen. Wahrscheinlich können wir damit aber erst morgen anfangen. Im Augenblick fahre ich ein paarmal jeden Tag dort vorbei und peile die Lage.«
»Hast du schon mal geklingelt, um zu sehen, ob er dort ist?«
»Klar. Vielleicht ist er ja da, die Tür öffnet er jedenfalls nicht. Ich habe nach Einbruch der Dunkelheit auch kein Licht gesehen. «
»Vielleicht genießt er ja die Dunkelheit«, meinte Irene ironisch.
»Gut möglich. Mit einer ordentlichen Portion Dope.«
Beide lächelten, waren sich aber im Klaren darüber, dass an dem Scherz wirklich etwas dran sein konnte. Immerhin hatte der Indianer
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