Die Tote im Maar - Eifel Krimi
ehemaligen Steinbruch in Weinfeld die Rede gewesen war, einem Ort, den es längst nicht mehr gab. Dafür gab es in Steinbrüchen meist allerhand Zurückgelassenes, und genau dafür interessierte sich Christoffer, mit einem Hintergedanken, von dem er ganz sicher niemandem etwas sagen würde, bis sie es gefunden hatten. Die Neugierde seiner Freunde hatte er damit angestachelt, dass er behauptete, von einem Schatz gelesen zu haben. Die Aussicht, einen Schatz zu entdecken, war immer gut, um jemanden zum Mitmachen zu bewegen.
Er hatte sogar an eine Taschenlampe gedacht. Woran er allerdings nicht gedacht hatte, fiel ihm später ein, und er schimpfte sich einen Trottel.
Christoffer, Alex und Silvio stiefelten durch Schalkenmehren und wandten sich dann in Richtung des Wanderweges, der das Schalkenmehrener Maar umspannte.
Christoffer hoffte, ihnen würde niemand begegnen, und wenn doch, dass wenigstens keiner fragte, was sich in der großen Tüte befand. Ihm waren die Leute hier erheblich zu neugierig veranlagt.
Die kleine Gruppe war gut sichtbar, obendrein trug Alex ein knallgelbes Shirt. Um sie herum Wiesen und Felder, und Alex sah wie eine Butterblume aus. Christoffer musste bei dem Gedanken lachen.
Der Weg wurde breiter und führte vom Laubwald in den Nadelforst.
Zuerst einmal sah es nicht so aus, als könnte man hier irgendetwas entdecken. Vielleicht hatte er sich auch zu viel vorgestellt. Wenn, dann würden ihn seine Freunde verlachen, denn er hatte eine Metallsonde eingepackt. Silvio und Alex hatten gar nicht wissen wollen, wofür, und sich nur komische Blicke zugeworfen.
Aber dann fanden sie etwas.
Der Metalldetektor hatte ein anhaltendes Signal gegeben, dass sich dort unter der Erde etwas befand. Christoffers Hände waren nass vor Aufregung. Vielleicht waren sie auf genau das gestoßen, was er unbedingt hatte finden wollen. Wenn Silvio und Alex von einem möglichen Schatz ausgegangen waren, dann wäre es für sie eine Enttäuschung, aber für Christoffer wäre es ein Hauptgewinn. Das war auch richtig so. Sie waren zwar Freunde, aber Christoffer war der Anführer.
Nur brauchten sie jetzt einen Spaten, an den er nicht gedacht hatte.
Sie knobelten aus, wer zurückgehen und das Werkzeug holen sollte. Es traf Silvio, der sich augenverdrehend auf den Rückweg machte. Rennend. Christoffer und Alex nahmen derweil stabile Äste zu Hilfe und lockerten die Erde etwas auf.
Als Silvio zurückkam, außer Puste, aber mit einem Klappspaten unter dem Arm, übernahm Christoffer die Grabungsarbeiten.
Angespannt schaute er in das größer werdende Loch und hoffte, dass sie Sonde nicht gelogen hatte.
Dann traf der Spaten auf einen Widerstand.
»Das war einer von den Pestkranken, der hat seine Sachen noch in Sicherheit gebracht, bevor es ihn erwischte«, meinte Alex, und sofort pflichtete ihm Silvio nickend bei. Alex war derjenige von ihnen, der gern recht behielt, und natürlich war er cool. Die Kerbe in seinem Kinn unterstrich den Eindruck, den er von sich selbst hatte.
Silvio war der Zustimmer, blond und ein wenig farblos, keine Chance, da irgendwie Boden gutzumachen.
Es könnte sogar sein, dachte Christoffer, aber er hoffte, dass es keine Hinterlassenschaft eines Pestkranken war. Zu Zeiten der Pest hatte es sowieso noch keine Metallkisten gegeben, die mit einem Vorhängeschloss gesichert waren. Zumindest keine, auf der in Großbuchstaben der Name eines heimischen Unternehmens stand.
Das Schloss sollte kein Problem sein, meinte Christoffer, weil es nicht sonderlich stabil aussah, daher gelang es ihm mit seinem Schweizer Taschenmesser, es aufzuhebeln. Hinter sich hörte Christoffer gespanntes Luftholen. Er öffnete den Deckel, der in rostigen Scharnieren knirschte.
Schlanke Stangen tauchten im Licht der Taschenlampe auf.
»Einer von den Pestkranken, hm?«, spottete er. »Was hat der da wohl gebunkert.« Er ging in die Hocke. »Hey, ich sag euch, was das ist … Das ist Sprengstoff.«
Christoffer spielte seine Überlegenheit gern aus und ließ seine Freunde spüren, dass er eben eine Spur schlauer und einfallsreicher war als sie. Er wusste genau, was mit dem Dynamit zu geschehen hatte, oder besser, wofür man es benutzen konnte.
Einige der Alten glaubten daran, dass die Maare zwar schlummerten, aber das Feuer unter der Erde längst nicht erloschen war. Von Unruhe im Untergrund wurde erzählt. Warum also diese Unruhe nicht an die Oberfläche bringen?, meinte Christoffer. Der ewige Sermon, die Maare würden eines Tages
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