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Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Titel: Die Tote im Maar - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Bär befand sich selig unter der Erde, wie ich hoffte, und ich mich im Eilschritt auf dem Weg ins Institut. Von Seligkeit keine Spur.
    » Mit Dr.   Freud reden«. Noch immer spukte die Notiz in meinem Kopf herum. Freud war der Begründer der Psychoanalyse gewesen. Sigmund Freud, dessen Thesen ich immer schon ein wenig beängstigend und, schlimmer, abartig gefunden hatte. Was also sagte mir das? Dass ich mir etwas notiert hatte, von dem ich annahm, es könnte mir … Angst machen?
    Ich war an diesem Morgen nach der Beerdigung von Kleiner Bär noch nicht auf einen Klienten gefasst.
    Und der Besucher war auch kein Klient, dafür schwarz gekleidet und mit Dutzenden kleinen fleischfarbenen Pflastern im Gesicht, unter denen man so ziemlich alles vermuten konnte. Pfarrer Wagner blickte mir entgegen.
    »Hochwürden?«, sagte ich voll böser Vorahnungen. Ich nannte ihn sonst nie Hochwürden. »Wie kann ich behilflich sein?«
    »Ich bin gekommen, um die Formalien zu besprechen. Frau Zelda Krieger war ja eines meiner Schäfchen in Christus.« Der Blick aus dunklen Augen flog auf mich zu und hakte sich fest. Kalt und nicht gerade angenehm.
    Für das Schäfchen in Christus hatte ich schon etwas anderes geplant.
    »Wir warten lieber noch ein kleines bisschen, bis Sie wieder gesund sind. In Ihrer misslichen Lage würde ich Ihnen raten, noch einige Zeit unter Verschluss zu bleiben. Für Zelda Krieger wird es eine schöne Beerdigung geben, dafür sorge ich.« Ich versuchte, so diplomatisch wie nur möglich zu sein, aber das Einzige, was ich deutlich von seinem Gesicht sehen konnte – die Augen –, verengte sich jetzt.
    »Ich lasse mich von Ihnen nicht von meinem Gottesacker fernhalten!«, rief er aus, als hätte ich ihn im Klammergriff. Es schien ihm vollkommen gleichgültig, dass er die Menschen mit seinem Aussehen erschreckte. Er sah nur sich selbst, was er mir auch gleich bestätigte.
    »Ich sehe keinen Grund zur Rechtfertigung, auch keinen, irgendjemandem die Symptome einer ganz normalen Hautkrankheit zu erklären. Ich kann mir das Getratsche denken, und es interessiert mich nicht. Selbstverständlich werde ich Zelda Krieger verabschieden.« Und damit rauschte er ab, sein Gewand aufgebläht wie seine Entrüstung.
    Ich hörte Paula, meine Bürokraft, freundlich grüßen, doch eine Erwiderung des Gottesmannes hörte ich nicht.
    Er war fort und sollte es bestimmt nicht bleiben.
    Und wie ich vorhatte, den Pfarrer vom Gottesacker fernzuhalten. Wir würden die Bestattung vorverlegen, auf morgen am frühen Abend. Die Zeit bis dahin brauchten wir, um den Redner, die Blumen und die Musik zu organisieren, und weil Zelda Krieger keine Angehörigen mehr hatte, wollte ich außerdem für einige Trauergäste sorgen.
    Obwohl der Himmel über uns nach Gewitter aussah, machte ich mich auf den Weg zum Friedhof und zur Kapelle. Galen und Conny hatten Zelda Krieger zur Aufbahrung in die Kapelle gebracht, vielleicht wollte sich ja noch jemand verabschieden. Ich fand, ich müsste zumindest Zelda Bescheid geben, und wenn ich Johnny mitnahm, sähe es nach einem Spaziergang aus.
    »Der Pfarrer sieht alles«, erklärte ich dem Labrador augenzwinkernd. Als Mensch hätte er wahrscheinlich die Stirn gerunzelt, als Hund ließ er die Ohren fallen.
    Wir nahmen den Uferweg oberhalb des Weinfelder Maares. An den Rändern wuchs Wollgras, dazwischen blitzten einige gelbe Veilchen. Doch das Gelb veränderte sich und wurde blasser, als ein großer Schatten darauffiel. Minuten später hörten wir auch schon das Grollen. An einen Schirm hatte ich nicht gedacht, viel eher, dass ich vor dem Gewitter wieder zurück sein würde.
    Johnny murrte und zog mich schneller in Richtung Kapelle. Er gehörte zu den Hunden, die es nicht leiden konnten, wenn sie nass wurden, und da war ihm dann auch die Gesellschaft einer Toten einerlei, Hauptsache, sein Fell blieb trocken. Ein eitles Tier.
    Das Dorf Weinfeld hatte ehedem östlich der Kapelle gelegen. Der Legende nach war es durch einen kleineren Vulkanausbruch zerstört worden. Wenn es Überreste gegeben hatte, dann war offenbar nicht gezögert worden, sich die Steine und alles Verwertbare zu holen. Wie bei einer Burg, die nach und nach verfiel und deren behauene Steine noch nutzbar waren.
    Als dicke Tropfen aus dem schweren schwefelgelben Himmel ins Maar stürzten, fiel mir ein, was man sich noch erzählte. Weinfeld, zumindest Teile davon, lägen angeblich auf dem Grund des Totenmaares. Dieses unterirdische Reich hatte allerdings

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