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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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»Es geht fast schon wieder.«
    »Wir haben’s schon gehört«, nickte Caspar mitfühlend. »Wie ist das denn eigentlich passiert?«
    Wilhelm lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sog die stickige Tabakluft tief in seine Lungen auf, bis der Schwindel nachließ. Dann erzählte er von Hans und dem Überfall. Jakobs warnender Blick gebot ihm, knapp und klar zu berichten, ohne Ausschmückungen, die seine unrühmliche Rolle in ein besseres Licht gestellt hätten. Dennoch klebten die anderen an seinen Lippen. »Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist«, schloss Wilhelm und wies mit einem knappen Kopfschütteln das Bier ab, das Paul ihm reichen wollte. »Er war wie von Sinnen, als wollte er mich totprügeln. Was er vermutlich getan hätte, wenn Jakob nicht gekommen wäre.«
    »Sehr wahrscheinlich«, nickte sein Bruder knapp. Jakob hatte während der ganzen Erzählung keine Miene verzogen, beugte sich jetzt aber etwas weiter über die Tischplatte. »Deshalb sind wir heute Abend hier, und Wilhelm liegt nicht im Bett, wo er eigentlich hingehört«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Ehe Hans abgehauen ist, hat er etwas von Studenten gefaselt, die bei den Wittgens ein- und ausgegangen seien. Wisst ihr etwas davon?«
    Paul zog eine Augenbraue hoch, wechselte einen kurzen Blick mit den anderen. »Also, ich weiß davon nichts. Ihr etwa?«
    Die Kommilitonen schüttelten den Kopf.
    »Wenn jemand wirklich bei den Wittgens war und sich an die schöne Helene herangemacht hat, wird er sich kaum damit brüsten«, meinte Caspar zweifelnd.
    »Oder er tut gerade das«, widersprach Wilhelm. »Himmel, es muss doch irgendjemand mitbekommen haben!«
    Paul tippte ihn an den Arm. »Vielleicht fragst du den Hans einfach selbst«, deutete er mit einer verstohlenen Kopfbewegung in Richtung Tür.
    Wilhelms Blick folgte ihm, und eine eisige Klaue schien sich um seinem Magen zu legen, als er Hans erkannte. Der Junge stand im Schatten neben der Tür, wo er sich vermutlich vor den Aufgaben verbarg, die sein Vater für ihn hatte, doch Wilhelm konnte deutlich erkennen, dass er zu ihnen hinüber starrte.
    »Soll ich mit ihm reden?«, fragte Paul leise und legte die Hand auf Wilhelms Finger, die unwillkürlich anfingen zu zittern. »Oder ihm eine reinhauen?«
    »Wie? Nein, bloß nicht.« Wilhelm riss den Blick los und zwang sich zu einem aufgesetzten Lächeln. Seine Hände wurden feucht. Nicht ansehen, am besten so tun, als sei der Kerl nicht da. Warum wunderte es ihn, den Jungen hier zu sehen? Er hätte es sich denken können, dass Hans sich nicht in einem Kellerloch versteckte, sondern seine Arbeit hier versah wie jeden Abend. Vielleicht hätte er den Jungen doch anzeigen sollen, dann wäre er zumindest sicher, dass er ihn nicht länger verfolgte.
    Als hätte Hans seine Gedanken erraten, drehte sich der Wirtsjunge um und verschwand nach draußen. Einen Moment war Wilhelm versucht, Paul einen Stoß zu geben, dass er Hans folgte, aber er ließ die Hand, die er schon gehoben hatte, wieder sinken.
    »Wilhelm?« Jakob zog fragend eine Augenbraue hoch. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, natürlich.« Wilhelm strich sich mit den Fingerspitzen über die Augen und nickte leicht. »Ich glaube, ich sollte bald zurück und mich wieder hinlegen.«
    »Wir können uns für dich umhören«, schlug Caspar vor und stellte seinen Becher auf dem Tisch ab. Seine Wangen glänzten und verrieten, dass es nicht das erste Bier an diesem Abend war. »Geh schlafen. Wir finden heraus, was da los war.«
    »Eine wunderbare Idee«, bemerkte Jakob trocken. »Und wenn ihr schon einmal dabei seid, tragt bitte alles zusammen, was ihr über diese Hexe am Frauenberg herausfindet, die Kinder fressen soll. Der Wolf würde mich auch interessieren.«
    »Der Wolf, der die schöne Helene gerissen hat?«
    »Helene wurde nicht von einem Wolf gerissen.« Wilhelm rollte mit den Augen. Es war mühsam, nüchtern unter einer Rotte Angetrunkener zu sein. »Student, Hexe, Wolf. Meint ihr, dass ihr etwas in Erfahrung bringen könnt?«
    Das bierselige Grinsen der anderen nahm die Antwort vorweg.
    *
    Die Straße war menschenleer. Rechts und links dunkle Fensterhöhlen, nur vereinzelt brannte Licht. Hans hatte seine Jacke im Schankraum liegen gelassen, aber jetzt war es zu spät, um sie noch zu holen. Man würde ihn zurückhalten, ihm Fragen stellen. Er wollte nicht, dass man ihm Fragen stellte, die er selbst nicht beantworten konnte.
    Irgendwo vor ihm ging eine Tür, Stimmen klangen auf, sorglos plaudernd. Hans

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