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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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hinabstieg. Es stank nach Blut und noch etwas anderem, Ekelerregendem. Julius stand ihnen mit dem Rücken zugewandt, die Ärmel hochgekrempelt und in der Hand eine Art Zirkel, mit dem er leise murmelnd etwas an dem Schafskadaver auszumessen schien.
    Sophie drückte das Tuch ein wenig fester vor die Nase, als sie den wackligen Holztisch umrundete und nun sehen konnte, was ihr Vetter da tat. Das Fell des Schafs war zu großen Teilen abgeschoren und lag blutdurchtränkt am Boden. Die grausigen Bissspuren konnte man deutlich erkennen. Die Kehle des armen Tiers war herausgerissen, sodass zwischen Kopf und Brust ein tiefes Loch gähnte.
    »Hier haben wir es aber nun wirklich mit einem Wolfsopfer zu tun, oder?«, erkundigte sich Wilhelm, der schwer schnaufend hinter Sophie die Treppe hinabgestiegen war und sich mit einem erleichterten Seufzer auf eine beschlagene Kiste fallen ließ.
    Julius runzelte die Stirn und warf ihnen über den Rand seiner Brille hinweg einen kurzen Blick zu. »Wenn deine Frage darauf abzielt auszuschließen, dass dieses Tier einem Giftanschlag zum Opfer fiel, magst du recht haben. Dass es ein Wolf war, wage ich zu bezweifeln.«
    »Ein Eichhörnchen war es sicher nicht«, mischte sich Sophie ein, die sich zwingen musste, nicht allzu tief durchzuatmen. Übelkeit kroch sauer in ihr auf.
    »Ein Eichhörnchen ist ein possierliches Nagetier, das sich an Nüsse und Eicheln hält. Schafe stehen nicht auf seinem Speiseplan«, erklärte Julius ernst, während er sich wieder der Ausmessung der Wunden zuwandte. »Daher dürftest auch du recht haben, liebe Base, ein Eichhörnchen war es nicht. Wenn diese Tiere in unseren Gefilden verbreitet wären, würde ich auf einen jungen Löwen tippen, aber dem widersprechen die Berichte der Augenzeugen.«
    »Was macht Sie so sicher, dass es kein Wolf war?« Wilhelm reckte den Kopf ein wenig, um besser sehen zu können. »Für mich sehen die Wunden ziemlich eindeutig aus.«
    »Eindeutig, wenn man wie Doktor Hirschner keine Ahnung hat oder wie dieser Fichtner blind vor Arroganz ist.« Julius machte eine auffordernde Handbewegung. »Kommt her und seht es euch selbst an.«
    »Lieber nicht«, murmelte Sophie, aber Wilhelm erhob sich schwerfällig und trat neben Julius, der sein Messgerät erneut ansetzte.
    »Sieh her, ein Canis lupus hat lang gezogene Fänge. Kräftig zweifellos, aber er hinterlässt schmale Bisswunden. Etwa so.« Julius schob den Messzirkel etwas zusammen, schätzte die Breite mit der Handfläche ab. »Die Breite entspricht dem ausgestopften Exemplar in der Stube meines Vaters. Hirschners dilettantische Messversuche haben mich auf die Idee gebracht, den vorhandenen Wolf als Vergleichsobjekt hinzuzuziehen. Nehmen wir an, wir haben es mit einer größeren Bestie zu tun und geben noch etwas drauf«, er schob die Arme des Zirkels ein Stück weit auseinander, »dann wären wir hier. Und nun vergleicht das mit unserem jüngsten Opfer.«
    Zögerlich nahm Wilhelm das Gerät entgegen, sein Blick wanderte kurz zu Sophie, ehe er es ansetzte. Überrascht pfiff er aus. »Das ist … das muss ein Monstrum sein!«
    »So groß?« Sophie hob das Tuch von der Nase, sie kämpfte mit dem Drang, ebenfalls an den Tisch zu treten, aber sie ahnte, dass ihr Magen das nicht mitmachen würde. »Sag schon!«
    »Das könnten zwei Wölfe gewesen sein.« Wilhelm reichte den Messzirkel an Julius zurück. Seine Hände zitterten leicht. »Mindestens.«
    »Es war ein Tier«, korrigierte Julius knapp. »Ein Tier mit einem sehr massigen, breiten Schädel. Ich würde schätzen, dass es die Größe eines ausgewachsenen Wolfs haben dürfte, sonst würde man es nicht für einen halten.«
    »Und was soll das für ein Tier sein?«
    Julius hob die Schultern und griff nach einem Tuch, um sich die Hände abzuwischen. »Das weiß ich nicht. Aber für die Giftmorde ist das ohne Belang. Ihr seid hier, weil ihr etwas herausgefunden habt, oder?«
    »Das haben wir«, nickte Sophie schnell. »Ich habe mit dem Dienstmädchen gesprochen. Wenn man ihr Geld gibt, erzählt die einem alles.«
    » Alles hilft uns nicht weiter«, brummte Julius. »Unter der Folter, da erfahre ich auch alles, was ich hören will.«
    »So meinte ich das nicht. Sie wurde recht redselig.« Rasch erzählte sie, was sie herausgefunden hatte, und gab anschließend an Wilhelm weiter, der ergänzte, was Paul und Caspar erfahren hatten. »Über den Wolf haben sie nichts erfahren, was wir nicht ohnehin schon wussten. Davon angesehen haben wir jetzt

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