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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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das war ein Traum, nichts weiter, auch wenn er sich beängstigend echt angefühlt hatte. Fahrig rappelte er sich auf und fuhr mit dem Handrücken über die Augen. »Ist es noch Nacht? Wie lange … Ich habe geschlafen, oder?«
    »Das ist gewöhnlich die Voraussetzung für Albträume«, bemerkte Jakob trocken und stellte das Licht auf dem Nachttisch ab, ehe er sich erhob und zum Fenster ging, um den Laden einen Spaltbreit aufzuschieben. »Es dämmert bereits. Du solltest trotzdem noch versuchen zu schlafen. Deine Verletzungen … « Er stutzte und öffnete das Fenster etwas weiter, sodass nun auch Wilhelm den Lärm hören konnte, der zu ihnen hinauf hallte, Grölen und trunkenes Gelächter, das kurz verstummte, ehe jemand laut Jakobs Namen brüllte.
    Jakob stieß einen Fluch aus und war mit zwei Schritten an der Tür. »Narren!«, schimpfte er noch, dann war er verschwunden.
    Wilhelm saß im Bett und wartete, während das Herzrasen langsam nachließ und er unter dem Schweißfilm zu frieren begann. Gerade, als er aufstehen und das Fenster schließen wollte, polterten Schritte die Treppe hinauf. Im nächsten Moment wurde die Tür aufgerissen und Jakob schob Paul und Caspar in die enge Kammer.
    »Setzt euch«, befahl er knapp und trat ans Fenster, um den Laden zuzuziehen. Mit verschränkten Armen baute er sich vor den beiden auf. »Seid ihr von allen guten Geistern verlassen? Wisst ihr nicht, wie spät es ist?«
    »Früh.« Paul grinste dümmlich. Er schwankte bedenklich auf seinem Hocker, musste sich an Caspars Schulter festhalten. Offensichtlich hatten sie den Abend noch ausgiebig weitergefeiert. »Dem Bäckermeister habm wir schon ein Brötchen geklaut.«
    »Ist aber leider in ne Pfütze gefallen«, nickte Caspar bedeutungsschwer. »Sonst hätten wir’s euch mitgebracht.«
    »Was zum Teufel tut ihr hier?« Wilhelm schüttelte fassungslos den Kopf. »Ihr gehört ins Bett!«
    »Nich, ehe wir euch nich erzählt habm, was wir herausgefunden habm!« Paul hob den Zeigefinger, fuchtelte damit vor seiner Nase herum. »Wir solltn uns doch … umhören.«
    »Hören tut man mit den Ohren, fürs Saufen braucht man den Mund«, bemerkte Jakob ironisch. »Ich dachte, ihr kennt den Unterschied.«
    »Nun lass ihn doch mal ausredn!«, fuhr ihm Caspar mit einer barschen Handbewegung über den Mund. »Hört zu und lauscht!«
    »Also, die Hexe … « Paul stützte sich mit einer Hand auf dem Schemel ab und beugte sich ein wenig vor. »Die is tatsächlich eine. Kommt nie in die Stadt, aber alle kenn’n sie. Die is gefährlich, kann Gift braun und so. Und frisst Kinder. Hargh!« Er machte eine schnappende Kopfbewegung in Wilhelms Richtung und kicherte trunken.
    »Das haben wir verstanden«, sagte Jakob nüchtern. »Und sonst?«
    »Das andre war nich leicht«, fuhr Caspar fort. Er stieß auf, klopfte sich mit der Faust auf die Brust und rülpste. »Wir ham ne Menge Kommilitonen befragt, aber niemand war der kleinen Helene zwischen den Röcken. Niemand. Aber wir ham trotzdem was erfahrn.« Er lehnte einen Arm an Pauls Schulter, um sich abzustützen. »Da gibt’s so ein … im theologisch’n Inschtitut … der hat nen Schlag bei der Frau da, der Katharina. Ist wohl so ein hübscher. Schwarze Locken, ’n Gesicht wie Adonis.«
    Wilhelm horchte auf. »Wie heißt der? Hat der einen Namen?«
    »Den hab ich behaltn!«, grinste Paul. »Der heißt … « Er stockte, fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Verflixt. Hab ich vergessn.«
    »Der soll aber oft da untn sein, im Wirtshaus an der Lahn«, übernahm Caspar und machte eine abschätzende Handbewegung. »Ist wohl ’n ganz schlimmer Finger, der Theologe.«
    »Schlimmer als ihr heute Nacht geht’s wohl kaum«, knurrte Jakob und löste sich von der Wand, um aus dem engen Schrank eine grobe Wolldecke herauszuziehen. »Hier«, warf er sie den beiden zu. »Legt euch hin und schlaft euren Rausch aus. Über den Rest reden wir später.«
    »Aber der Wolf … «
    »Morgen«, wiederholte Jakob scharf. »Wenn ihr wieder halbwegs klar denken könnt. Der Wolf läuft uns nicht davon.«
    Weglaufen war wohl das geringste Problem, das sie mit dem Ungetüm hatten, dachte Wilhelm, aber er sprach es nicht aus. Jakob hatte recht, es war besser, sie schliefen erst einmal und versuchten morgen in Ruhe zusammenzutragen, was die beiden erfahren hatten.

XI
    »Warum machst du das hier unten?« Angewidert drückte Sophie ein Tuch vor Nase und Mund, während sie vorsichtig die letzten Stufen in den muffigen Keller

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