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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wollte, spürte sie doch das Grauen, das sich mit Gretas Worten in ihre Seele gefressen hatte, und es schien ihr mit einem Mal nicht mehr verwunderlich, dass man noch vor wenigen hundert Jahren Hexen auf den Scheiterhaufen verbrannt hatte.
    »Du hast uns weitergeholfen«, nickte sie dem Dienstmädchen rasch zu. »Hier ist dein Geld.« Umständlich pfriemelte sie den Geldbeutel auf und suchte ein paar Münzen heraus, die sie dem Mädchen auf die ausgestreckte Handfläche legte. Es tat weh, das hart angesparte Geld wegzugeben, aber sie hätte sich Julius gegenüber nicht die Blöße gegeben einzugestehen, dass ihre Mutter sie in Gelddingen kurz hielt. »Und kein Wort darüber.«
    »Gott vergelt’s«, murmelte Greta, die sich offensichtlich mehr erhofft hatte. Mit einem Schnauben verabschiedete sie sich und schritt eilig in Richtung Stadt aus.
    »Wir … haben etwas vergessen«, sagte Anna leise.
    Überrascht sah Sophie sie an. »Was meinst du?«
    »Der Name des Studenten … Ich bin mir sicher, dass sie ihn kennt.«
    »Der Name … « Sophies Kopf flog herum, und für einen Moment erwog sie ernsthaft, dem Mädchen nachzulaufen, das bereits wieder im nebligen Grau verschwunden war. Doch dafür war es nun zu spät. Sie atmete tief ein und zwang sich ein zuversichtliches Lächeln auf ihr Gesicht, als sie sich Anna wieder zuwandte. »Das ist nicht schlimm. Ich frage sie, wenn ich sie das nächste Mal sehe. Oder ich bitte Wilhelm nachher herauszufinden, wer es ist. Das kann doch nicht verborgen geblieben sein.«
    »Lass uns Papillon suchen und uns dann auf den Heimweg machen«, seufzte Anna und schüttelte sich. »Mir ist, als sei es nach diesen Hexengeschichten noch ein Stück kälter geworden.«
    »Hoffentlich hat dein Hund nicht schon wieder eine Leiche gefunden«, brummte Sophie.
    Anna lachte, aber es war eine Spur zu schrill.
    *
    »Nee, die ist nicht von mir.« Der Metzger schüttelte mit einem bedauernden Schnalzen den Kopf. »Da müssen Sie woanders nachfragen.«
    »Sind Sie sich wirklich sicher?«, hakte Julius nach. Fragend wedelte er den Wurstzipfel, den er mit einem Tuch gefasst hatte, hin und her. »Schauen Sie bitte noch einmal genau hin.«
    »Hören Sie mal, Herr Doktor, ich erkenne die Würste, die ich stopfe.« Der Mann hob mit gutmütigem Spott einen Mundwinkel. »Sie wissen doch auch, wen Sie heute Morgen schon behandelt haben.«
    »An einen Menschen erinnert man sich leichter als an ein Stück Wurst. Also sind Sie sich sicher?«
    »So sicher wie das Amen in der Kirche.« Der Metzger zuckte mit den Schultern. »Wenn Sie mich fragen, kommt die Wurst nicht aus Marburg. Ich weiß ja, wie wir hier die Würste machen. Die ist nicht von hier.«
    Julius ersparte sich die Frage, woran er das erkennen wollte. Mit einem leisen Seufzer wickelte er den Wurstrest in das Tuch und steckte es weg. Es war ein ermüdendes Geschäft, nach der Herkunft der Giftwurst zu fragen. Er hatte viel über die Herstellung von Würsten gelernt, mehr, als er wissen wollte, um selbige noch mit gesundem Appetit verspeisen zu können, aber weitergeholfen hatte ihn der Gang durch die Stadt nicht. Niemand zeichnete sich verantwortlich für diese Wurst.
    »Vielen Dank«, verabschiedete er sich von dem Fleischhauer und verließ den Laden. Jede weitere Fragerei war sinnlos, es gab um Marburg herum viel zu viele Dörfer – wenn die Wurst überhaupt von hier kam. Eine Rote Wurst war durchaus eine Weile haltbar, sie konnte daher weit gereist sein, ehe sie Emilie Breuer den Tod brachte. Diese Spur würde ihnen vorerst nicht weiterhelfen.
    Es war kalt. Feiner Nebel hing zwischen den Häusern und Julius war so tief in seine Gedanken versunken, dass er Wachtmeister Schmitt erst bemerkte, als dieser unmittelbar vor ihm stand.
    »Doktor Laumann.« Der Amtsschnauzer sträubte sich vorwurfsvoll. »Sind Sie taub? Ich habe Sie gerufen.«
    »Verzeihung.« Julius machte einen Schritt zurück, um dem scharfen Zwiebelatem zu entgehen, der den Wachtmeister wie eine Glocke umhüllte. »Ich war in Gedanken.«
    Schmitt schnaubte, seine Schultern strafften sich. »Ich habe Arbeit für Sie.«
    »Noch eine Leiche?« Sofort war Julius alarmiert. »Wen hat es dieses Mal getroffen?«
    Schmitt deutete ihm mit einer hektischen Geste, leiser zu sein, und deutete mit einem wissenden Nicken auf die wenigen Passanten, die bei Julius’ Ausruf neugierig zu ihnen hinüberblickten. »Himmeldonnerwetter, wollen Sie die ganze Stadt aufschrecken!«, zischte Schmitt zwischen den

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