Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands
seinem Stuhl sitzend, ungläubig auf den Lauf der Browning starrend, die Joe fest in seiner linken Hand hielt.
»Ralph, haben Sie sie mitgebracht? Gut. Fesseln Sie ihn mit Ihren Handschellen an den Stuhl und nehmen Sie ihm seine Waffe ab. Sie wird links innen sein. In einem Holster. Versuchen Sie, außer Schussweite zu bleiben, Ralph - wenn er sich bewegt, erschieße ich ihn.«
Ein bleicher, aber trotziger Armitage, die Hände auf dem Rücken gefesselt und mit einem weiteren Paar Handschellen an den Stuhl gekettet, hörte stumm zu, wie Inspektor Cottingham seinen Haftbefehl herauszog und vorlas.
»Das ist eine verdammte Farce!«, zischelte er erregt. »Es gibt nichts, was Sie mir vorwerfen könnten. Glauben Sie das ja nicht. Und ich sagte Ihnen doch«, höhnte er, »ich habe es nicht einmal getan.«
»Ich weiß, dass Sie es nicht waren. Haben Sie nur etwas Geduld, alter Junge, und hören Sie den Inspektor an. Er wird Sie wegen … was haben wir doch gleich, Ralph? … Einbruch im Ritz, Diebstahl einer Smaragdkette, Manipulation von Beweismaterial in einem Mordfall, Prä- und Postverdunkelung … fahren Sie fort, Ralph. Sie lesen es vor - ich unterschreibe es.«
Cottingham, der sein Verhaftungsmanöver mit professioneller Reibungslosigkeit vollendet hatte, trat zur Seite, erregt und fragend. Sein Blick wanderte nervös zwischen dem Revolver, den Joe immer noch in der Hand hielt, und dessen Ziel hin und her.
»Er war nicht bewaffnet. Sir! Es ist Armitage! Er ist einer von uns!«
»Er war einer von uns. Technisch gesehen, ist er es noch. Er hält sich an das Procedere, bekommt seinen Lohn, benutzt uns als Tarnung, aber seine Loyalität gilt einer anderen Abteilung. Wahrscheinlich unter demselben Dach, auch wenn wir das nie erfahren werden.«
»Staatssicherheit?«, fragte Cottingham. »Einer von McBriens eifrigen Jungs?«
»Sicherheit? Nein, ich würde eher sagen - Extrasicherheit. Wir dürfen nicht einmal darüber nachdenken. Eine Abteilung der Abteilung der Abteilung womöglich? Ein Endnerv?« Er riss sich zusammen. Es war ein Fehler, leichtfertig zu werden. Mit einer Stimme, die vor Verschwörertum troff, fügte er hinzu: »Und wenn ich recht vermute, wird es mehrere Brandmauern geben zwischen dem alten Herrn, der zuerst aus den Tiefen seines Lederfauteuils in einem Club in St. James murmelte, dass Dame Beatrice vielleicht zu weit gegangen und traurigerweise die Zeit gekommen sei, um … und dem Ende der Sache: dem Finger am Abzug, der Hand am Schürhaken.«
Cottingham war untypisch nervös. »Möglicherweise ist es gefährlich, Sir, sich in solche Angelegenheiten zu mischen?«
»O ja! Darum habe ich gewisse Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Ich habe dieses Wochenende einen dicken Umschlag an meinen Anwalt geschickt. Im Falle meines unerwarteten Todes wird der Brief kopiert … und es folgt eine Liste von zehn einflussreichen Persönlichkeiten. Um ganz sicherzugehen, sind Memos an Sir Nevil, den Leiter der Staatssicherheit, den Außenminister, den Chefredakteur des Mirror und sogar an den Führer der Opposition gegangen, um sie von meiner Absicherung zu informieren. Eine bunt gemischte Sammlung an Helden und Schurken! Sie haben jedoch eines gemeinsam - keiner von ihnen wird wollen, dass das, was ich sage, der Öffentlichkeit bekannt wird. Ich werde in einigen Vierteln böse verflucht werden, aber - zum Teufel! - das ist England, nicht das verdammte Russland!«
Er fragte sich, ob er zu melodramatisch gewesen war, aber Cottingham schien von der Rede beeindruckt.
»Sie hätten gleich Ihre Kündigung dazulegen und verschicken sollen«, spottete Armitage.
»Aber was wird aus ihm ?«, fragte Cottingham.
»Ja, Ralph, ich teile Ihre Sorge. Die Situation ist sehr gefährlich für den Sergeant. Nutzlose Werkzeuge werden normalerweise entsorgt. Wenn wir ihn wieder auf die Straße lassen, wird wahrscheinlich ein vorbeikommender Droschkenkutscher versehentlich die Zügel lockerlassen - mit entsetzlichen Folgen für den Sergeant.«
»Eine so harsche Vergeltung, Sir? Wenn man bedenkt, dass Sie anscheinend mit ihm einer Meinung sind, er habe nur ein einziges Verbrechen begangen, nämlich den Einbruch und die Manipulation von Beweismaterial. Das gibt maximal fünf Jahre.«
»Es ist nur ein Vorwand, um ihn festzuhalten, Ralph. Er wird außerhalb unserer Kontrolle - und unseres Schutzes - sein, sobald seine Verhaftung gewissen Leuten bekannt wird. Holen Sie Mantel und Hut. Wir müssen noch einiges erledigen, bevor er
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