Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
Vom Netzwerk:
Tisch. Ordentlich gefaltet, getragen, aber sauber. Wenn eine Frau auf ihr Hotelzimmer kommt, zieht sie als Erstes die Handschuhe aus und kickt sich die Schuhe von den Füßen. Aber sie trägt ihre Schuhe noch - ist Ihnen das aufgefallen? Hat sie womöglich jemand erwartet? Vielleicht war ihr Abend noch nicht vorbei? Sie hat sich auch noch kein Bad eingelassen.«
    »Schreiben Sie einfach auf, was alles da ist, Westhorpe.«
    »Sie hat ihre Handschuhe zusammen mit ihrer Handtasche abgelegt.« Ohne Gewissensbisse nahm Westhorpe die zarte, mit Perlen bestickte Satintasche zur Hand und sah hinein. »Lanvin. Inhalt so, wie man es erwarten würde. Frauensachen!« Sie hielt Joe die Tasche vor die Nase. »Eine kleine Menge Bargeld … oh, und Schlüssel. Schlüssel zu einer Wohnung.«
    Joe nahm die Schlüssel an sich und ließ sie in einen Umschlag gleiten. Westhorpe hielt es schriftlich fest.
    Er folgte ihr durchs Schlafzimmer. »Zuerst der Kleiderschrank, denke ich.« Sie öffnete schwungvoll die Türen und fing ihre Liste an, wobei sie laut kommentierte, was sie sah. »Hier ist nicht viel drin. Ich nehme an, sie hat sich nur für zwei Nächte eingebucht.«
    »Warum sagen Sie, ›nur für zwei Nächte‹?« Joe hatte das bereits von der Rezeption erfahren.
    »Die Kleider reichen für zwei Tage. Ihr Reisekostüm - guter Tweed mit passender Bluse. Das hat sie wahrscheinlich getragen, als sie heute Morgen eintraf … und eine zweite Bluse für die Rückreise. Zwei Tageskleider … beide von Captain Molyneux … natürlich trug sie Molyneux. Zwei Hüte, ein kastanienbrauner Filzhut und ein schwarzer Seidenhut mit Krempe. Eine Pelzjacke. Ein Paar Straßenschuhe und ein Paar leichtere Schuhe aus Ziegenleder. Das ist alles.«
    Sie ging zur Frisierkommode. »Eine Bürste mit Elfenbeingriff und ein Kulturbeutel aus Leder für die Toilettenartikel. Haarnadeln. Mehrere Quelques fleurs -Puderquasten.«
    Joes Interesse wurde geweckt, als sie endlich zu den Schubladen ging und mit der Suche begann, wegen der sie überhaupt hier war, wie er sich in Erinnerung rief. Sie nahm den Polizeimantel ab und legte ihn sorgfältig an das Fußende des Bettes. »Macht es Ihnen etwas aus, Sir? Hier drin ist es ziemlich warm. Zentralheizung. Wunderbar, nicht wahr? Und der Hauptgrund, warum man wärmende Kleidung tragen sollte, scheint sich in nichts aufgelöst zu haben. Also gut … zwei Unterkleider, eines aus Linon, eines aus … oh!« Zu seiner Überraschung nahm sie ein glänzendes Unterkleid in Magentarot heraus und hielt es vor sich.
    »Seide«, kommentierte sie. »Echte Seide, kein Crêpe de Chine.« Sie sah auf das Etikett. »Von einem sehr exklusiven Laden - Ma Folie - in der Wigmore Street.« Sie faltete es geschickt zusammen und legte es wieder in die oberste Schublade zurück.
    »Westhorpe, Sie müssen mir die Garderobe der Dame nicht demonstrieren«, meinte Joe verlegen.
    Mit einem leichten Triumphlächeln setzte sie ihre Inventarisierung fort, sprach die Gegenstände dabei laut aus. »Drei Paar Seidenstrümpfe, zwei noch verpackt. Zwei Unterhosen aus Satin, sechs Linon-Taschentücher.«
    Verärgert, dass seine Aufmerksamkeit durch eine Wäscheliste von nur peripherer Bedeutung abgelenkt wurde, wollte sich Joe leise zum Tatort zurückziehen, doch mit einem aufgeregten Aufschrei ließ sie ihn anhalten. »Oh, das ist aber interessant!« Sie zog eine schmale Lederschachtel mit einem goldenen Wappenaufdruck aus der unteren Unterwäscheschublade. »Das sollten Sie sich ansehen, Sir!«
    »Was ist das?«
    »Nun, es ist jedenfalls nicht ihr geheimes Lager an Pillen gegen Mundgeruch.«
    Fasziniert von der Reaktion der Polizistin und dem Wissen, das sie an den Tag legte, sah Joe interessiert zu, wie sie die Schachtel öffnete und ihm den Inhalt zeigte.
    »Ha! Ein Pessar. Und aus einem sehr exquisiten und extrem teuren Haus. Der Gräfenberg-Klinik. Nur das Beste für Dame Beatrice, könnte man sagen!«
    Sie notierte es in ihrem Notizbuch und verzeichnete sogar, wie Joe bemerkte, die Seriennummer auf der Unterseite der Schachtel. »Ah!«, sagte sie.
    »Ja, Westhorpe?«
    Tilly lächelte wissend. »Es gibt zwei solcher Kliniken, eine in der Harley Street, die andere in Berlin. Diese Schachtel stammt aus der Berliner Niederlassung. Sehr diskret! Jemand von Dame Beatrices Bekanntheitsgrad würde sich natürlich niemals auf der Schwelle eines solchen Etablissements in London sehen lassen, ganz zu schweigen von Dr. Stopes Klinik in der Whitfield Street. Viel

Weitere Kostenlose Bücher