Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
Vom Netzwerk:
zu nahe an zu Hause.«
    Joe fand die Bemerkungen und Einblicke von Westhorpe informativ - wie sie es ja auch versprochen hatte - und unterdrückte für den Moment seinen Drang, sie zur Ordnung zu rufen und sie an ihren niedrigen beruflichen Rang zu erinnern. Dennoch war ihm die Rolle, die sie für sich selbst beanspruchte, unangenehm, und er war erleichtert, als ein Klopfen an der Tür die Ankunft eines Inspektors - wie er hoffte - verkündete. Er ging zur Tür und musste zu seiner Verärgerung feststellen, dass Westhorpe sich ihm anschloss und neben seinem Ellbogen Aufstellung nahm, immer noch die Schachtel in der Hand.
    Als der Mann vor der Tür die beiden sah, blickte er instinktiv hoch, um die Zimmernummer zu überprüfen. Er war mittleren Alters mit eifrigem Gesichtsausdruck, noch betont von einem feschen Schnauzbart, und trug einen Trenchcoat über einem braunen Tweedanzug. In der einen Hand hielt er einen Bowlerhut, in der anderen eine große, schwarze Ledertasche. Er bemühte sich sehr, nicht zu lachen.
    »Sie sind schon richtig hier«, meinte Joe kurz angebunden.
    »Guten Abend, Sir. Ich muss schon sagen«, er verschluckte sein Lächeln, »es tut mir schrecklich leid, Sir … aber niemand hat mich gewarnt, dass man für diesen Anlass einen Smoking braucht … Miss.« Er nickte Westhorpe höflich zu.
    »Sogar die Leiche trägt Abendkleidung, wie Sie noch sehen werden, Cottingham. Feiern Sie mit. Sie sind uns willkommen. Ich darf Sie mit Constable Westhorpe bekannt machen, die unserer Einheit zugeteilt wurde. Sie arbeitet … äh … undercover. Auf Vorschlag von Sir Nevil. Westhorpe, das ist Inspektor Ralph Cottingham. Ehemaliger Gardeoffizier, darum werden Sie zweifelsohne auch zu ihm unhöflich sein.«
    Der Inspektor lächelte Westhorpe unsicher an und schien erleichtert, als Joe sie ins Schlafzimmer zurückschickte und ihn zum Tatort führte.
    »Notizbuch, Cottingham?«
    »Ich habe alles, was Sie brauchen, hier drin, Sir«, sagte Ralph. »Als ich hörte, dass Sie in dem Fall ermitteln, dachte ich, ich sollte besser die alte ›Mordfalltasche‹ mitbringen. Sie steht immer bereit. Einigen anderen ist es egal, aber ich bin, ebenso wie Sie, ein eifriger Anhänger von Sir Bernard.«
    Joe nickte zustimmend. Er wusste, die Tasche würde alles enthalten, was er brauchte: Fingerabdruckausrüstung, Beweismitteltüten, Pinzette.
    »Haben Sie Ihre Gummihandschuhe, Cottingham?«
    »Sir! Julia lässt mich ohne die Handschuhe gar nicht aus dem Haus. Man weiß ja nie, was man aus der Themse oder einem Abwasserkanal fischen muss!« Er sah sich in der überwältigenden Pracht um. »Hübsch hässlich. Aber immer noch besser hier, als in einer Gasse hinter den Ten Bells, wo ich letzte Woche arbeiten musste. Skizze des Tatorts als Erstes, Sir, bevor ich die Handschuhe anlege?«
    Joe hatte bei ein paar Fällen mit Cottingham zusammengearbeitet und wusste, dass er sowohl klug als auch gewissenhaft war. Nichts entging dem scharfen Blick seiner braunen Augen, er konnte ordentlich zeichnen und besaß ein gutes Proportionsgefühl. »Fangen Sie bitte mit der Leiche an, Ralph. Der Pathologe sollte jeden Moment eintreffen, und es wäre schön, wenn er dann gleich loslegen kann.«
    »Verstanden!« Cottingham zeichnete bereits die Umrisse des Raumes auf ein viereckiges Blatt Papier.
    »Ach ja, Ihnen werden die Fensterglasscherben aufgefallen sein … Halten Sie so viel wie möglich davon fest. Die Größe der Scherben und ihre Position. Vielleicht ergibt sich ein Muster. Ebenso bei den Blutspritzern. Halten Sie die auch fest.«
    »Sollte ich die Leiche kennen, Sir?«, fragte Cottingham, ohne im Zeichnen innezuhalten.
    »Tut mir leid. Das war Dame Beatrice Jagow-Joliffe. Sie nahm unten an einem Fest teil, kehrte kurz nach Mitternacht auf ihr Zimmer zurück und wurde, wie Sie feststellen werden, ungefähr eine halbe Stunde später von Constable Westhorpe aufgefunden.«
    Cottingham legte eine Pause ein und sah fragend zu Joe auf. »Sieht wie ein Einbruch aus, der schiefgelaufen ist. Ist das unsere Arbeitsthese, Sir? Dass sie einen Einbrecher überraschte? Fehlt etwas?«
    Wie aufs Stichwort tauchte Westhorpe aus dem Schlafzimmer auf, einen roten Schmuckkasten aus Leder in der Hand. Sie öffnete ihn, und Diamanten funkelten auf der Innenauskleidung aus schwarzem Samt. »Das lag unter der Matratze, Sir. Eine Diamantenhalskette. Unter der Matratze! Da sehen Diebe doch gleich als Zweites nach! Warum um alles in der Welt benutzen die Leute nie

Weitere Kostenlose Bücher