Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands
Revier, die Dächer von London - also besorgen Sie jemand, der sich da auskennt. Jemand mit dem nötigen Wissen … oh - und jemand ohne Höhenangst, der uns morgen zur Hand gehen kann.«
»Verstanden, Sir!«
Joe sah auf seine Uhr. »Meine Güte, schon drei! Lassen Sie einen Ihrer Jungs hier Wache stehen und gehen Sie heim und schlafen Sie ein wenig. Richten Sie Julia aus, dass es mir leid tut, und grüßen Sie sie von mir. Ich sehe Sie in meinem Büro um … sollen wir sagen, morgen Mittag um zwölf? Ich rufe die Familie in Surrey von der Lobby aus an und fahre morgen Nachmittag selbst zu ihr.«
Constable Westhorpe hatte sich ihnen im Salon angeschlossen, stand in lockerer Haltung an der Tür. Aber in ihren Augen war nichts Lockeres, dachte Joe. Kein Anzeichen von Müdigkeit in den geröteten Wangen - übererregt, wenn überhaupt. Ihr Blick huschte vom einen zum anderen, sie lauschte jedem Wort.
Der Inspektor eilte davon, ließ Joe allein mit Constable Westhorpe. Er drehte sich zu ihr und sagte: »Also gut, äh, Tilly. Ich bin sicher, Sie haben eine Meinung bezüglich dessen, was heute Nacht in diesem Raum passiert ist. Sie waren, könnte man vermutlich sagen, dem Mord zeitlich am nächsten. Was ist hier wirklich geschehen? Teilen Sie mir Ihre Meinung mit.«
Sie wirkte überrascht, aber erfreut, dass man sie fragte, und musste nicht erst innehalten, um ihre Gedanken zu ordnen. »Sie wurde von jemand getötet, der durch dieses Fenster eingestiegen ist, Sir. Es gibt Spuren am Schloss von außen - Sie können sie von hier aus sehen -, und das kann nur jemand getan haben, der auf dem Dach stand. Sie werden bemerkt haben, dass auf diesem Stockwerk rund um das Gebäude ein Sims verläuft. Sehr praktisch. Dort stand er und versuchte, das Fenster aufzuhebeln. Ging nicht - guter, kräftiger Rahmen und fester Riegel -, also hat er die Scheibe mit dem scharfen Ende seines Werkzeugs eingeschlagen -, ich glaube, man nennt das ein Brecheisen, Sir. Dann steckte er die Hand hindurch, öffnete den Riegel und stieg ein. Vielleicht war Dame Beatrice im Badezimmer oder im Schlafzimmer. Sie kam heraus und stellte sich ihm entgegen.«
»Sie lief nicht zur Tür, um Alarm zu schlagen? Wäre das nicht viel natürlicher gewesen?«
»Für die meisten Frauen schon, aber nicht für Dame Beatrice. Wie der Pathologe sagte - ich habe an der Tür gelauscht -, sah sie den Mann frontal an, als er sie mit dem Schürhaken erschlug. Die Schläge landeten hier und hier …« Westhorpe demonstrierte es.
»Schürhaken? Warum hat er nicht das Brecheisen genommen, das er zweifellos immer noch in der Hand hielt?«
Einen Augenblick lang war Tilly aus der Fassung gebracht. »Ich habe noch nie ein Brecheisen gesehen, Sir … Vielleicht ist ein Schürhaken eine viel effizientere Mordwaffe? Aber da wir weder das Brecheisen noch den Schürhaken haben, wer vermag das schon zu sagen?« Sie runzelte die Stirn und fuhr fort. »Dame Beatrice war kein alltägliches Opfer. Sie wäre nicht bereit gewesen, ihre Juwelen einfach aus der Hand zu geben - besonders nicht die Smaragde. Sie war entschlossen, nicht zu weichen, sondern zu kämpfen. Womöglich hatte der Eindringling sogar Angst um sein eigenes Leben!«, sagte sie mit plötzlicher Erkenntnis. »Vielleicht war sie es, die sich den Schürhaken griff und ihn attackierte … Er riss ihn ihr aus der Hand und schlug auf sie ein, damit sie nicht um Hilfe rufen konnte.«
»Hm … ja … Hören Sie, könnten Sie aus dem Schlafzimmer kommen und die Schritte von Dame Beatrice nachvollziehen? Genau so. Jetzt entdecken Sie mich. Laufen Sie zum Kamin und greifen Sie sich einen imaginären Schürhaken - nehmen Sie dafür die Zange -, und jetzt gehen Sie auf mich los.«
Tilly ging über die Stelle, die noch vor wenigen Stunden den Ausbruch tödlicher Gewalt miterlebt hatte, stellte die Überraschung des Opfers nach, als sie den Eindringling erblickte, nahm die Zange und lief auf ihn zu. Sie trafen sich auf dem Teppich an ebenjener Stelle, wo der erste Blutfleck den umgekippten Stuhl und den Teppich bedeckte. Joe konnte die Zange mühelos aus Tillys Hand reißen. Erschüttert registrierte er, dass sie zitterte. Sie war blass geworden, und er nahm davon Abstand, auch nur so zu tun, als würde er ihr mit der Zange über den Kopf schlagen. Auch er spürte es: die Wirbel des Bösen, das immer noch im Raum hing. Sie standen auf dem blutgetränkten Teppich, auf dem Dame Beatrice um ihr Leben gekämpft und verloren hatte, auf dem
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