Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands
Admiralitätsgebäude gibt es einen Raum speziell für diese Frauen, und einer ihrer Ausbilder ist unser Freund Donovan.«
»Fertigkeiten? Was für Fertigkeiten?«
»Drahtlose Kommunikation - abhören, Codes knacken, Nachrichten übermitteln. Die ganzen Sachen, bei denen die Mädels schon im Krieg so gut waren.« Er hielt inne und nippte erneut an seinem Cocktail. »Meinem misstrauischen Ich kam nur gerade der Gedanke, ob dieser Bursche womöglich seinen Einsatz verlängert haben könnte.«
»Ich bin mir der außerstundenplanmäßigen Beziehung des Mannes zu Dame Beatrice bewusst«, formulierte Joe vorsichtig.
»Tja, führen Sie diesen Gedanken noch etwas weiter. Ein gut aussehender Kerl. Vielleicht sogar ein Herzensbrecher? Was würden Sie sagen, wenn er der Honig in diesem schmutzigen, kleinen Cocktail wäre?«
»Sie meinen, die Frauen schwärmen für ihren Lehrer?«
Cyril seufzte auf. »Das hier ist mehr als der Plot einer Mädcheninternatsgeschichte, Commander. Mehr als ein paar übermütige Schwälbchen unter den Marinehelferinnen … ich spreche von üblen Manipulationen.« Er berührte Joe am Arm, um seine Ernsthaftigkeit zu unterstreichen. »Übel genug, um tödlich zu sein.«
»Tödlich für wen?«, fragte Joe unsicher.
»Tja, hier gibt mir die leichtere Seite meines Berufs jene Einblicke, die ich vorhin erwähnte. Bin nicht sicher, ob noch jemand anderes einen Zusammenhang bemerkt hat. Es gibt nur ungefähr sechs Frauen in dieser Gruppe. Sie sind die Crème de la crème - sollen den Kern der künftigen Organisation bilden. Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen erzähle, dass sich zwei von ihnen umgebracht haben? In den letzten beiden Jahren. Haben Selbstmord begangen. Zufall? Zwei von sechs? Das halte ich für schwer vorstellbar. Natürlich wurde es vertuscht. Ich bin der Einzige, dem es auffiel, weil beide auf meiner Liste der interessanten Gesellschaftsmitglieder standen. Und jetzt stolpere ich über einen dritten Todesfall in Zusammenhang mit dieser kleinen Gruppe, und ich rieche, dass da etwas faul ist. Und dass es womöglich eine gute Geschichte zu holen gibt.«
»Handelte es sich in beiden Fällen ganz sicher um Selbstmord?«, fragte Joe unbeholfen, weil er bei dieser Unterhaltung professionell gesehen im Nachteil war.
»Zweifelsohne. Es gab gute Gründe und Abschiedsbriefe. Eine sprang während eines Familienpicknicks von einer Klippe, die andere nahm eine Überdosis von etwas, bei dem niemand wusste, dass sie Zugang dazu hatte. Sie wurden natürlich durch neue Rekrutinnen ersetzt. Aber es bringt einen zum Nachdenken. Sie hatten davon keine Ahnung, oder?«
»Cyril, Dame Beatrice ist erst vor drei Tagen gestorben. Ich hätte das schon noch herausgefunden.«
»Aber jetzt nicht mehr, stimmt’s? Morgen wird man die offizielle Version ihres Todes in den Zeitungen lesen. Uns wurde zugetragen, dass ihre Gesellschafterin …«
»Erzählen Sie es mir nicht! Ich habe es praktisch diktiert«, unterbrach Joe. »Und tun Sie es nicht einfach ab. Es wäre immerhin möglich.«
»Bestenfalls denkbar.« Cyril warf ihm einen wissenden Blick zu. »Man hat Ihnen also den Fall entzogen und Sie nach Surrey geschickt?«
»Mir stehen noch einige freie Tage zu.«
Ein Kellner trat auf sie zu, und Cyril bestellte frische Cocktails. Als der Mann außer Hörweite war, meinte er vorsichtig: »Es könnte gar keine so schlechte Idee sein, die Hauptstadt für ein paar Tage zu verlassen.«
»Wegen des Streiks? Der wird das ganze Land beeinträchtigen, sogar das finsterste Surrey.«
»Ich spreche nicht darüber, ob die Züge verkehren oder die Milch an die Haustür ausgeliefert wird - ich spreche von Politik.«
Joe schwieg. Er fürchtete zu wissen, wohin das führen würde.
»Es geht das Gerücht, dass Sie vor gar nicht so langer Zeit ein Heißsporn waren, Commander. Gewerkschafter? Wenn die Sache fies wird, wird man einen Sündenbock suchen. Listen werden erstellt, und wenn Köpfe rollen müssen, werden sie das auf geordnete Weise tun … mit militärischer Präzision«, sagte er mit besonderer Betonung.
»Woher wissen Sie das alles, Cyril? Ist der Innenminister ein Vetter von Ihnen?«
»Ich sage nur, dass ich einen Kollegen habe, der für ein größeres Blatt als meines tätig ist und über gute Beziehungen verfügt. Gelegentlich erfährt er Geschichten, die er in seinem edlen Blatt niemals drucken dürfte. Aber wenn ein anderes, weniger nobles Blatt mit einem nach vorn schauenden Besitzer, der sich vom
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