Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands
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Die Küche schien unter dem Speisesaal zu liegen, und ihr Kamin, ein Stück Metallrohr, schob sich durch die Bodendielen hinauf und lenkte die würzigen Düfte hinaus auf die Straße. Joes Minestrone und ein großer Laib Bauernbrot wurden in einem knarzenden, kleinen Speiseaufzug durch ein weiteres Loch im Boden nach oben befördert.
Er war von dieser Erfahrung so verzückt, dass er Bill beinahe übersehen hätte.
Geschrei und Gekreische von der Straße zogen seine Aufmerksamkeit auf sich. Die Fußball spielenden Buben hatten sich begrüßend um die große Gestalt von Armitage geschart, als dieser den Bordeaux Court betrat.
Joe stand auf, bereitete sich darauf vor, hinauszueilen und den Sergeant zu begrüßen, zögerte dann jedoch, als er sah, wie sich die Szene entwickelte, besorgt und verwirrt. Irgendwoher war ein Ball aufgetaucht, und mit der Versiertheit eines Profis dribbelte der Sergeant mit dem Ball durch die Gasse. Das war offenbar jede Woche das Gleiche. Bill erzielte ein Tor, indem er einen Laternenmast in der Mitte traf, dann stellten sich alle im Kreis auf und vollführten Tricks mit den Füßen, die Joe verblüfften. Bill legte eine weitere Solonummer ein, schlängelte sich gewandt um die Poller, die die Gasse abschlossen, den Ball nie mehr als ein paar Zentimeter von seinem Fuß entfernt. Nach zehn Minuten verabschiedete sich Armitage und ging die Gasse hinunter, wehrte die ungestümen Bitten um Wiederholung ab.
Joe machte sich nicht die Mühe herauszufinden, wohin der Sergeant ging. Darauf kam es jetzt nicht mehr an.
Hastig zahlte er für seine Suppe, verkündete, dass sie mindestens genauso gut schmeckte wie alles, was er je im Pagani gegessen hatte, hinterließ ein großzügiges Trinkgeld und ging, tief in Gedanken versunken, zurück zu dem Taxistand an der Oxford Street.
Zeit, dass er nach Surrey kam.
21. KAPITEL
Lydia Benton begrüßte ihren Bruder mit einer herzlichen Umarmung, als er am Donnerstag zum Frühstück herunterkam.
»Meine Güte, Joe! Es ist, als ob man einen Hutständer umarmt! Wie konntest du nur so abmagern? Komm, iss etwas Porridge. Und bitte sag mir, dass du eine Woche bleibst! So lange dauert es mindestens, um wieder etwas Fleisch auf deine Knochen zu bekommen. Und jetzt … berichte. Ich glaube, wir haben zehn Minuten, bevor die Mädchen aus dem Kinderzimmer kommen und Marcus aus den Stallungen zurückkehrt. Also, wie sehen deine Pläne aus?«
Joe umriss seine Absichten. Lydia hörte zu, schüttelte missbilligend den Kopf.
»Erwartet man dich dort?«
»Ich hoffe nicht! Falls doch, ist mit meinen Plänen definitiv etwas schiefgelaufen.«
»Du solltest zumindest vorher anrufen und dich erkundigen, ob es gerade passt, wenn du vorbeikommst. Du kannst nicht einfach über Land fahren und unangemeldet bei den Leuten ins Haus schneien. Wir sind hier nicht in Chelsea! Probiere den geräucherten Schellfisch.«
»Ich habe nicht die Absicht, sie vorzuwarnen. Darum geht es ja gerade. Die Familie wird zur Beerdigung in St. Martin’s sein. Und wenn sie erwarten, mich dort zu sehen, werden sie eine Enttäuschung erleben. Ich habe Ralph Cottingham gebeten, mich zu vertreten. Ich hatte einen Jagdunfall und liege seit zwei Tagen im Koma, und du machst dir Sorgen um mich, Lydia.«
»Ich kenne diese Joliffes nicht, aber das ist ein kleines Land, und wir haben zweifelsohne gemeinsame Freunde oder Bekannte. Es ist schlimm genug, einen kleinen Bruder zu besitzen, der für die Kriminalpolizei arbeitet, aber wenn er auch noch in die Häuser meiner Nachbarn eindringt, während sie nachweislich nicht zu Hause sind - also wirklich! Meine Besuchsliste wird ins Bodenlose stürzen!«
Lydia traf eine Entscheidung. »Ich komme mit dir. Eine respektable, ältere Schwester, die neben dir auf der Schwelle steht, bietet dir einen schützenden Tarnmantel. Du kannst behaupten, ich hätte versprochen, Orlandos Was-auch-immer zu besuchen. Mel? Und dann tun wir sehr überrascht, wenn wir erfahren, dass die Familie in London ist … ›Großer Gott!‹, werden wir rufen, ›ist die Beerdigung erst am Donnerstag? Wir hätten schwören können, sie sei schon morgen …‹ Nein, das wird nicht funktionieren, oder? Du musst dir einfach einen Durchsuchungsbescheid besorgen.«
»Das geht nicht, fürchte ich. Offiziell ist der Fall abgeschlossen.«
»Tja, das war’s dann wohl. Gib die Idee auf. Wenn sie auch nur einen halbwegs anständigen Butler haben, schickt er dich in die Wüste. Und
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