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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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britischen Establishment nicht so leicht beeindrucken lässt, die Geschichte zuerst bringt, kann er am nächsten Tag folgen - sobald die Story an der Öffentlichkeit ist. So funktioniert das heutzutage - regulierte Offenlegung, könnte man es nennen. Aber der Kern ist - und ich sage das, weil Sie mir in der Vergangenheit auch schon geholfen haben« - Joe konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, wann das gewesen sein sollte -, »achten Sie darauf, dass bei Ihnen alles sauber ist. Halten Sie sich bedeckt, bis der Sturm vorüber ist. Jemand hat ein Auge auf Sie geworfen.«
    Joe beschloss in leichter Panik, dass er genug von Cyrils Gerede gehört hatte, und wollte gehen. »Cyril, ich halte das wirklich für einen guten Rat, und ich werde ihn gern befolgen«, meinte er unbekümmert. »Danke für den Tipp hinsichtlich der Frauen. Wie soll ich mich dafür revanchieren? Mit Cocktails?«
    »Vielen Dank, Commander, aber da wäre noch etwas, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Er ging zur Bar, hob etwas hoch, das er hinter der Theke verstaut hatte, und kehrte an den Tisch zurück. »Nur für die Akten … damit ich es das nächste Mal einsetzen kann, wenn Sie einen Fall klären. ›Der charmante Detective Joseph Sandilands in seiner Lieblingstränke.‹«
    Der Lichtstrahl eines Magnesiumblitzes erwischte Joe mit aufgerissenen Augen und grollend, Cocktail in der Hand. Ein besorgter Kellner eilte herbei, den Sodawassersiphon bei sich.

20. KAPITEL
    Joe schlenderte den Strand hinunter, sowohl fasziniert als auch besorgt von Cyrils Tamtam. Sein Rezept für gute Beziehungen zu den Presseleuten war ein gerüttelt Maß an Kooperation, gemischt mit einem starken Schuss Skepsis und einer Prise Humor, und im Großen und Ganzen schien das gut zu funktionieren. Obwohl Joe ihre ständig zunehmende Präsenz im öffentlichen Leben ablehnte, musste er einräumen, dass sie einer wichtigen Aufgabe mit Bravour nachkamen, und es gelang ihm, mit den wenigen, die ihm begegneten, fair umzugehen. Gelegentlich wurde er dafür, so wie jetzt, mit einem Informationshappen belohnt. Cyrils Warnung bereitete ihm allerdings Sorgen.
    Sir Nevil hatte dieselbe Botschaft gegrummelt, aber Joe hatte sich entschieden, sie zu ignorieren. Das war womöglich ein Fehler. Mitunter wurde man mit demselben alten Scharfschützen, der nie seine Position änderte, allzu vertraut. Aber wenn das feindliche Feuer plötzlich aus einer neuen Richtung kam, dann war es an der Zeit, den Kopf einzuziehen. Und was war mit Bill? Er stand viel stärker in der Schusslinie als Joe. Er hatte versucht, ihn zu warnen, ohne die Details der geplünderten Akte preiszugeben, doch Bill hatte es mit einem Schulterzucken abgetan. Er hatte halbherzig verlauten lassen, dass er eine Tante in Southend besuchen wolle, aber Joe hatte davon kein Wort geglaubt.
    Dienstagabend. Joe sah auf seine Uhr. Sieben. Einem Impuls folgend bog er nach rechts ab, überquerte die Charing Cross Road und bog kurz vor der Oxford Street in Richtung Westen nach Soho.
    Er hatte immer das Gefühl, ein Eindringling in diesen Straßen zu sein. Sobald man die breiten Prachtstraßen hinter sich hatte, wurden die Gassen schmal und schief. Hier und da sah man Überreste jahrhundertealter Elendsquartiere, heruntergekommene Häuser übervoll mit Menschen, pochend vor Verbrechen und stinkend vor Armut. Mittlerweile waren dankenswerterweise so gut wie alle abgerissen worden, um für Arbeitersiedlungen Platz zu schaffen, obwohl auch diese rasch zu Armenvierteln verkamen. Trotz der eisigen Besorgnis und seiner geschärften Sinne, die ihn immer begleiteten, wenn er diese Gassen durchschritt, wusste Joe, dass Leib und Leben und die Geldbörse in seiner Jackentasche hier in Soho viel weniger in Gefahr waren als auf der Oxford Street.
    Durch diese wenigen Quadratmeilen pulsierte eine kunterbunte Mischung aus ungezählten Tausenden von Menschen aus Dutzenden verschiedener Länder. Gelegentlich hörte man sogar eine Stimme, die mit dem hier heimischen Cockney-Akzent sprach. Joe freute es, als ihn so eine Stimme grüßte, während er auf die Dean Street zuschlenderte:
    »Hühneraugen oder entzündete Fußballen, werter Herr? Versuchen Sie einen Tupfer meiner Spezialtinktur!« Der Straßenhändler wedelte mit einer Flasche, in der sich eine leuchtend grüne Flüssigkeit befand. »Da ist nichts drin außer Kräutern und dem Schweiß meines Angesichts … kommen Sie schon, Sir! Ein Mann in Ihrer Position - der braucht Erleichterung für seine

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