Die Tote im roten Cadillac
Sie auch, Sergeant!«
Ich gab ihnen die Tür frei.
Sie kamen langsam herein. McGorvyn nahm seine Mütze ab und wischte sie innen mit dem Taschentuch aus. Danach fuhr er sich über seine blonde Bürstenfrisur.
»Elend heiß heute, was?« sagte ich.
Ich merkte es seinem Blick an, daß er seiner Sache selbst nicht ganz sicher war und wenig Lust hatte, sich vor mir eine Blöße zu geben.
Als sie in dem kleinen Vorraum standen, machte ich eine theatralische Armbewegung.
»Bitte, meine Herren, suchen Sie die Leiche! Beachten Sie die blutverschmierten Wände und zerstören Sie auf dem Boden nicht die Fußspuren des bestialischen Mörders.«
»Halten Sie die Schnauze«, knurrte McGorvyn. »Meinen Sie denn, mir macht so was Spaß? Aber was soll ich tun, wenn ich angerufen werde?«
»Einhängen«, sagte ich. »Aber bitte, kommen Sie ruhig herein. Hier bitte —«, ich stieß die Tür zu meinem Büro auf, wo Eddie grinsend auf der Couch saß, »hier sehen Sie Mister Eddie C. Carson! Er wurde von mir mit Fliegenleim vergiftet, und seine Leiche gießt sich gerade voll Gin. Na los, Leutnant — bitte, Sergeant —, kommen Sie nur ‘rein in die gute Stube! Was war’s denn, Männer- oder Frauenstimme?«
»Männerstimme«, sagte er mißvergnügt. »Natürlich nicht echt.«
Er ging auf Carson zu.
»Hallo, Eddie — ich hab’s mir ja gleich gedacht, daß nichts dahintersteckt, aber nachschauen muß ich ja schließlich, nicht?«
Eddie nickte ihm verständnisvoll zu.
»Schon gut. Die Bürger zahlen Steuern, und dafür können sie euch ja auch mal tanzen lassen.«
Ich tippte McGorvyn auf die Schulter.
»Darf ich in die Küche gehen und für Sie und den Sergeanten zwei Gläser holen? Oder wollen Sie mitkommen? Sie müßten von Rechts wegen nachschauen, ob ich keinen Toten im Eisschrank habe.«
»Nein«, sagte er, »ich möchte auch nichts trinken. Ich werde sofort wieder gehen.«
Nun feixte ich ihn breit an.
»Dem steht von mir aus nichts im Wege, Leutnant. Zumal ich, wie ich Ihnen ja gleich schon sagte, Besuch erwarte.«
Eddie stand auf.
»Wart mal! Mir kommt da gerade eine Idee. Vielleicht wäre es ganz gut, wenn McGorvyn hierbliebe. Ich denke nämlich gerade daran, daß unten neben dem Eingang mein Wagen steht, den Robby doch kennt. Womöglich hat er Angst, mit uns beiden zu sprechen, und es könnte doch sein, daß er sich da unten irgendwo herumtreibt und aufpaßt. Wenn ich nun offiziell verschwinde, dann würde er sicher heraufkommen, und wenn McGorvyn dann nebenan in deinem Zimmer wäre, könnte er alles gleich mit anhören.«
Er blickte erwartungsvoll fragend zwischen mir und dem Leutnant hin und her; man sah es ihm an, wie stolz er auf seinen Geistesblitz war.
»Worum handelt es sich denn?« fragte McGorvyn neugierig.
Eigentlich war es mir nicht recht, daß Eddie vor dem Leutnant davon angefangen hatte. Aber nun war es einmal geschehen.
Ich erklärte dem Leutnant kurz, worauf wir warteten. Er hörte sich alles mit unbewegtem Gesicht an, dann sagte er:
»Gut, Eddie — hauen Sie ab. Und Sie, Grant, fahren den Polizeiwagen einen Block weiter. Hab’ mir doch gedacht, daß dieses Bürschchen irgendwas im Schilde führt. Ich hätte ihn mir sowieso noch gekauft, weil ich nicht der Mann bin, der sich mit Andeutungen zufriedengibt. Aber so ist’s vielleicht noch einfacher. Sind Sie einverstanden?« wendete er sich an mich.
Ich zuckte mit den Schultern.
»Warum nicht? Vielleicht kann man ausnahmsweise mal mit der Polizei vernünftig zusammenarbeiten.«
Als Eddie und der lange Sergeant mein Büro verließen, war es zehn Minuten vor neun Uhr. Ich räumte die Gläser und die Flaschen weg, da McGorvyn sich hartnäckig weigerte, einen Drink zu nehmen.
Wir machten es uns dann so bequem wie möglich, und ich sagte:
»Wenn Robby jetzt hier auftaucht, dann hat er Eddie weggehen sehen und wird nicht glauben, daß noch jemand hier ist. Sie verziehen sich dann gleich in mein Zimmer nebenan, aber wir lassen die Tür angelehnt. Es wäre mir lieb, wenn Sie erst auf der Bildfläche erschienen, wenn ich die Tür ganz aufmache.«
Er grunzte nur, was ich als Zustimmung auffaßte.
»Übrigens«, fuhr ich fort, »die Angelegenheit, deretwegen Olivia zu mir gekommen war, die hat sich inzwischen erledigt. Audrey Anderson hat der Alten die fünftausend Dollar geklemmt. Das hat sich nun zu einer reinen Familienangelegenheit entwickelt, und sie müssen selber sehen, wie sie das untereinander aushandeln. Sind Sie immer noch der
Weitere Kostenlose Bücher