Die Tote im roten Cadillac
draußen waren, fing die übliche Sucherei in meinen Räumen an.
Sie fanden natürlich überall meine Fingerabdrücke, aber sie fanden auch ein paar andere, die nicht von Robby stammten, und an der Ginflasche waren die von Eddie. Die anderen konnten gut von der Putzfrau herrühren.
Selbstverständlich waren meine Fingerabdrücke auch an dem Dolchgriff, doch waren sie so verwischt, daß man ohne weiteres darauf schließen konnte, daß der Mörder mit Handschuhen gearbeitet hatte.
McGorvyn und der Coroner fluchten. Der Coroner rieb sich seine lange Nase rot und randalierte herum.
»Die ganze Geschichte mit den Fingerabdrücken ist für die Katz’!« maulte er erbost. »Kein Mensch mordet heutzutage ohne Handschuhe; es wird höchste Zeit, daß was Neues erfunden wird. Wozu hocken die Burschen denn in ihren Labors und drehen die Daumen?«
McGorvyn warf ihm einen gehässigen Blick zu.
»Vielleicht sollte man Sie mal um Rat fragen, Sie Schlaukopf. Bisher haben wir noch alles ‘rausgekriegt, auch ohne Fingerabdrücke.«
Danach wurde der Coroner ruhiger. Die Leute der Mordkommission krochen überall herum und untersuchten jedes Eckchen meiner Wohnung. Jedes Blatt Papier prüften sie, und alles schien ihnen irgendeine Bedeutung zu haben. Der ganze Rummel dauerte über drei Stunden, und dann hatten sie nichts gefunden, was wichtig gewesen wäre. Es gab nicht den geringsten Hinweis auf den Mörder.
Kurz vor ein Uhr waren sie endlich fertig und erbarmten sich des Portiers, der die ganze Zeit über auf seine Vernehmung gewartet hatte.
Aber auch sie ergab keinerlei Sensation. Der Mann hatte viele Leute aus- und eingehen sehen, aber das half uns nicht weiter. Irgendwas Besonderes war ihm nicht aufgefallen, und den Hintereingang konnte er ja überhaupt nicht kontrollieren.
Ich war froh, daß sie zu einem Ende kamen. Müde und abgespannt, wie ich war, hatte ich trotzdem keine Lust, mich jetzt ins Bett zu legen und zu schlafen. Man schläft nicht gut in Räumen, in denen gerade einer umgebracht worden ist.
Ich hatte vielmehr Lust, mich in meinen Wagen zu setzen und noch eine Weile durch die nächtlichen Straßen zu fahren. Irgendwohin, ohne Ziel und ohne bestimmte Absicht; nur eben, um zu fahren und um mich zu entspannen. Ich mochte auch mein Badezimmer nicht mehr sehen. Zwar hatten die Sanitäter das Blut weggespült, aber jetzt war das alles eingetrocknet, und die weißen Fliesen vor der Badewanne sahen bräunlich aus.
»Ich komme mit Ihnen hinunter«, sagte ich zu McGorvyn und dem Coroner.
Ich schlüpfte in meine Jacke. Wie immer, wenn ich meine Wohnung verlasse, griff ich auch diesmal nach meiner Brieftasche, um mich zu überzeugen, daß ich sie bei mir hatte. Sie steckte in der linken Innentasche meiner Jacke. Ich zog sie heraus, schaute hinein, und dann rannte ich McGorvyn und dem Coroner nach, die schon vorausgegangen waren.
»Schnell!« rief ich ihnen zu. »Wir müssen sofort was unternehmen! Es ist noch ein Mensch in Gefahr!«
Sie standen vor dem Lift und schauten mich verblüfft an.
»Übergeschnappt!« sagte der Leutnant und tippte sich an die Stirn.
»Ich bin so normal wie selten«, rief ich. »Wir müssen ein Mädchen finden, das Mabel heißt, Mabel O’Kenneth! Wenn wir Glück haben, lebt sie noch!«
McGorvyn stemmte die Fäuste in die Hüften.
»Und woher wollen Sie das wissen? Sie haben uns also doch einiges verheimlicht, und demnach wissen Sie auch, wer der Mörder ist?«
Der Lift kam herauf, und ich riß die Tür auf. Ich stieß die beiden beinahe hinein und drückte auf den Abwärtsknopf.
»Ja!« schrie ich. »Verdammt noch mal, ich weiß, wer der Mörder ist, ich weiß es jetzt genauso, wie Sie gestern wußten, daß ich ein Mörder bin. Aber ich kann’s nicht beweisen!«
Der Coroner zündete sich ungerührt eine lange, dünne Zigarre an. Er stand direkt vor dem Schild mit dem Rauchverbot. McGorvyn schnitt eine Grimasse.
»Vielleicht beteiligen Sie uns an Ihrem Wissen. Schließlich sind wir ja keine Würstchenverkäufer.«
»Ach, Unsinn«, sagte ich. »Ich weiß natürlich gar nichts. Aber ich habe einige Vermutungen. Können Sie Vermutungen brauchen? Ich denke, daß Sie mich dazu nicht nötig haben. Wie können wir so rasch wie möglich herausfinden, wo Mabel O’Kenneth wohnt?«
McGorvyn hob die Schultern.
»Wird nicht ganz einfach sein, jetzt, um diese Zeit. Ich kann ja mal feststellen, ob wir über sie was wissen.«
»Sie ist Fotomodell. Zwischendurch hilft sie auch als Barmädchen
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