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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Ansicht, daß ich Olivia erschossen habe?«
    »Ich hab’ mir’s abgewöhnt, Ansichten zu haben. Wenn’s nach mir ginge, wären Sie jetzt Gast in meinem Appartement, und nicht umgekehrt.«
    »Al Hunter hat also noch immer keinen Haftbefehl gegen mich erlassen?«
    »Nein«, sagte er mürrisch. »Und der Teufel soll mich holen, wenn ich solche Schiebungen noch lange mitmache. Man ist ja nur noch ein Hanswurst.«
    »Na, na!« machte ich. »Al Hunter weiß eben, was er seinen Freunden schuldig ist.«
    Ich wußte nun, daß Al Hunter der Freund von Eddie war, von dem er mir erzählt hatte. Hunter war ein Bursche, der ziemlichen Einfluß besaß. Und wenn ich auch sonst von derartigen Freundschaften nicht viel halte, kam sie mir im Augenblick doch sehr gelegen.
    Um fünf Minuten nach neun Uhr sagte McGorvyn:
    »Er scheint nicht zu kommen.«
    »Sieht so aus«, sagte ich. »Oder er ist noch schlauer als wir beide zusammen: er weiß, daß Sie da sind.«
    »Na gut — dann werde ich eben gehen.«
    Er stand auf und stützte sich auf meinen Schreibtisch.
    »Wissen möchte ich nur, weshalb wir angerufen worden sind.«
    »Sehr einfach«, grinste ich. »Jemand macht sich einen Jux daraus, die Polizei auf mich zu hetzen.«
    »Ach was!« rief er unwillig und machte eine rasche Handbewegung, wobei er an die Flasche mit der Füllfedertinte stieß, so daß ein wenig Tinte herausspritzte. Ich lasse sie dummerweise immer offen herumstehen, weil mein Füllfederhalter nicht richtig funktioniert.
    »Entschuldigen Sie«, rief er und wollte die Tinte mit seinem Taschentuch wegwischen.
    »Lassen Sie nur, Leutnant — das macht nicht viel aus. Ich kann das wegwaschen.«
    Er hatte ein wenig Tinte an den Fingern, und ich sagte:
    »Kommen Sie — hier im Bad können Sie sich die Hände waschen.«
    Ich zeigte ihm die Badezimmertür und machte mich daran, meine Schreibtischplatte abzuwischen. Als ich gerade damit fertig war, stand McGorvyn in der Tür und schaute mich an.
    Er hielt seine Pistole in der Hand und hatte sie schußbereit auf mich gerichtet.
    »Nehmen Sie die Hände hoch, Scott! Und treten Sie zur Wand zurück. Drehen Sie sich um, mit dem Gesicht zur Wand! So! Bleiben Sie so stehen und bewegen Sie sich nicht!«
    Ich hatte ihm wortlos gehorcht, da man einem Polizisten immer gehorchen muß, besonders wenn er eine Pistole in der Hand hat und plötzlich verrückt geworden ist.
    »Was ist denn los?« fragte ich. »Haben Sie nun doch eine Leiche gefunden?«
    Er gab mir keine Antwort, sondern ging zu meinem Telefon. Ich hörte, wie sich die Nummernscheibe drehte, und versuchte, die Nummer zu erraten. Aber da hörte ich es schon.
    Er hatte die Mordkommission an der Strippe und gab ihr meine Adresse.
    Ich spürte nun doch, wie meine Knie langsam weich wurden. Als er eingehängt hatte, fragte ich:
    »Um Gottes willen, Leutnant, was ist denn passiert?«
    Ich hörte ihn von hinten auf mich zukommen und fühlte gleich darauf seine Hände an meinem Körper. Er tastete mich nochmals sehr gründlich ab.
    »Wollen Sie mir jetzt wieder eine alte Luger in die Tasche zaubern?« fragte ich ihn.
    Er ging nicht darauf ein, sondern sagte:
    »Verschränken Sie Ihre Hände im Nacken!«
    Ich tat es.
    »So, jetzt können Sie sich umdrehen.«
    Ich drehte mich um.
    »Kommen Sie«, sagte er ruhig, als ob es sich um einen kleinen Spaziergang handle. »Gehen Sie mal mir voraus in Ihr Badezimmer.«
    Er folgte mir, und ich spürte den Lauf seiner Pistole zwischen meinen Schulterblättern.
    Die Badezimmertür stand offen, und ich sah es sofort.
    Neben der Badewanne, in einer großen Blutlache, lag Robby Lermouth. Er lag auf der rechten Seite, mit dem Rücken zur Tür, das Gesicht abgewandt, so daß man es nicht richtig sehen konnte, die Arme merkwürdig angewinkelt und die Beine übereinandergekreuzt.
    Er hatte einen weißen Flanellanzug an, der jetzt nicht mehr weiß war. Aus seinem Rücken, etwas schräg unterhalb von seinem linken Schulterblatt, ragte der Griff meines Brieföffners heraus.
    Wie aus weiter Ferne kam McGorvyns Stimme an mein Ohr:
    »Na — und was sagen Sie dazu?«
    Ich deutete auf den Dolchgriff.
    »Sie werden meine Fingerabdrücke daran finden, Leutnant. Aber ich habe Robby nicht umgebracht!«
    Er nagte eine Weile an seiner dicken Unterlippe.
    »Jetzt glaube ich es auch nicht mehr«, sagte er. »Aber gestern hätte ich’s noch geglaubt.«
    »So? Und was hat Ihre gute Meinung von mir so rasch wieder auf die Beine gebracht?«
    »Der Anruf«, sagte er.

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