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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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gewesen sein, die die Mordwaffe von dem Mörder bekommen hat, um sie mir zuzustecken. Der Mörder braucht dann nicht auf der Party gewesen zu sein. Bei einem Mord durch Erschießen ist es verdammt schwer, festzustellen, ob der Täter ein Mann oder eine Frau war. Tatsächlich habe ich in dieser Richtung noch keine Ahnung.
    Die letzte Tatsache in diesem Puzzle-Spiel ist die, daß Robby der Polizei gesagt hat, er hätte gesehen, daß die Pistole nicht von mir sein könne. Dies kann durchaus der Wahrheit entsprechen, es könnte aber genausogut sein, daß er sich geirrt hat. Darüber hinaus gibt es noch eine dritte Möglichkeit: daß Robby nämlich diese Behauptung absichtlich aufgestellt hat, obwohl er gar nichts gesehen hat, oder aber er hat es gesehen und verfolgt damit eine bestimmte Absicht, weshalb er es mir mitteilen will.
    Du siehst also, es sind schon ein paar ganz handfeste Steinchen da, aber es gibt absolut kein Bild, du kannst es drehen und wenden, wie du willst.«
    »Müssen wir das unbedingt so trocken erledigen?« fragte Eddie mit einem tiefen Seufzer.
    »Nein, du weißt ja, wo’s bei mir was zu trinken gibt. Ich möchte mir nur rasch die Nachmittagspost anschauen.«
    Ich holte die paar Briefe aus dem Kasten, und dann suchte ich meinen Brieföffner, konnte ihn aber nicht finden. Ich bin leider kein besonders ordentlicher Mensch, und vor allem habe ich niemals die Geduld, etwas zu suchen, was ich nicht gleich zur Hand habe. Ich riß deshalb die Briefe einfach auf. Sie unterschieden sich kaum von der Morgenpost, nur daß diesmal ein Mann um Stundung seines längst fälligen Honorars nachsuchte, und eine Dame mich um meinen Beistand ersuchte, da unbekannte Täter ihrem Papagei schändlicherweise dauernd Federn ausrissen.
    Ein Krach in der Küche schreckte mich auf. Eddie hatte die beiden Gläser auf dem Boden zerschmissen.
    Wir kehrten die Scherben zusammen, und dann hockten wir uns wieder in meinem Büro zusammen.
    »Könntest du jetzt nicht mal versuchen, nicht so furchtbar geschraubt und kompliziert daherzureden? Irgendwie muß doch dein Hirn auch in der Lage sein, halbwegs vernünftig zu denken. Du könntest mir doch einfach mal erklären, was du nun in Wahrheit von der ganzen Geschichte hältst.«
    »Ich glaube, das haben wir schon mal alles durchgekaut, und ich bin noch nicht viel weiter gekommen. Die Kardinalfrage ist und bleibt: Wer hat von Olivias Tod einen Vorteil? Das ist in erster Linie deine Frau — und damit natürlich auch du —, und in zweiter Linie ist es Audrey. Diese beiden erben Bargeld. Es erscheint mir jedoch unwahrscheinlich, daß deine Frau oder Audrey ihre Schwester umgebracht haben. Wenn ich sage, daß es mir unwahrscheinlich vorkommt, dann heißt das noch lange nicht, daß es völlig ausgeschlossen ist. Trotzdem suche ich vorerst einmal etwas, was mir wahrscheinlicher vorkommt. Da ist mir vorhin, als ich ein Huhn verzehrte, das mindestens so zäh war wie der Fall Olivia Anderson, folgender Gedanke gekommen:
    Nimm einmal an — und jetzt handelt es sich ausnahmsweise wirklich um eine >Theorie<, und ich bin überzeugt, daß sie letztlich, wie die meisten Theorien, nichts taugen wird — also nimm an, Mister Cecil B. Anderson sei gar nicht zum Angeln gefahren. Vielmehr war er der erste, der umgebracht wurde. Man hat ihn vielleicht mit einem Stein erschlagen oder ersäuft, und dann transportierte man ihn hinauf an den Mojave-Fluß und erklärte aller Welt, er sei zum Angeln gefahren. Da er das öfters tut, fällt das zunächst nicht weiter auf. Man dachte sich dabei, daß man wohl eines Tages den Toten da droben finden würde, und man könnte dann leicht sagen, er sei eben beim Angeln ausgerutscht, ins Wasser gefallen, auf einen Felsblock aufgeschlagen und so weiter. Durch diesen Mord, sozusagen also den Primärmord, kommt der Rest der Firma Anderson in den Besitz des Vermögens des Alten, das heißt, daß die jetzige Mrs. Anderson als Witwe einen ganzen Haufen Geld erben würde. Mit ihr natürlich auch Robby — und die Mädels.
    Vielleicht aber hat der Mörder einen kleinen Kunstfehler gemacht. Olivia hat das bemerkt. Sie war so vorsichtig, daß sie mir nicht gleich sagen wollte, weshalb sie mich eigentlich sprechen wollte; vermutlich hätte sie es mir auf der Party anvertraut. Jedenfalls kam ihr die Sache mit den fünftausend Dollar als Vorwand ganz gelegen, und man könnte kombinieren, daß sie sich darum gar nicht gekümmert hätte, wenn sie nicht eben diesen Vorwand dringend

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