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Die Tote im roten Cadillac

Die Tote im roten Cadillac

Titel: Die Tote im roten Cadillac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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»Er kam zu einer Zeit, als Sie unten in der Halle mit den Reportern zusammenhockten. Ich hab’ den Portier schon gefragt. Und dann war ja auch Carson bei Ihnen.«
    Ich nahm meine Hände herunter.
    »Das darf ich nun doch, oder?«
    »Ja.«
    Ich lehnte mich an den Türpfosten und schaute McGorvyn an.
    »Außerdem«, sagte ich, »habe ich Alibis für jede Minute dieses Tages. Ich kann Ihnen das genau nachweisen, bis zu dem Augenblick, wo Sie vorhin zur Tür hereinkamen.«
    McGorvyn wandte den Blick von mir und schaute den Toten an. Ich sagte:
    »Gestern habe ich es Eddie gezeigt, es war Wachs an meiner Tür. Irgend jemand hat sich einen Nachschlüssel besorgt.«
    Der Leutnant starrte noch immer auf den Toten.
    »Wie lang ist der Dolch, Scott?«
    Ich zeigte mit den Fingern.
    »Ungefähr so.«
    Er nickte.
    »Man braucht eine ganze Menge Kraft dazu, um ihn so tief hineinzustoßen. Es sieht nicht so aus, als ob’s eine Frau getan hätte. Aber man hat schon Pferde kotzen sehen.«
    Er wandte sich ab und schaute sich in meinem Zimmer um. Ich folgte seinen Blicken und suchte, ebenso wie er, den Boden ab.
    »Kein Blut«, stellte er fest. »Es muß im Badezimmer geschehen sein.«
    »Ja — vielleicht wollte er sich auch die Hände waschen/und in diesem Augenblick hat der Mörder zugestoßen.«
    Und dann fiel mir noch etwas ein.
    »Haben Sie vorhin das Licht angemacht?«
    McGorvyn schüttelte den Kopf.
    »Nein, es brannte schon.«
    Wir schwiegen eine Weile, und dann fuhr er fort:
    »Ich möchte jetzt nicht hineingehen. Vielleicht finden sie auf dem Boden doch ein paar Spuren. Kommen Sie mit ‘rüber, wir können hier nichts tun. Warten wir drüben.«
    Wir ließen alle Türen offen und gingen wieder in mein Büro. McGorvyn setzte sich schwerfällig hin und betrachtete die Tinte an seinen Fingern.
    »Ein merkwürdiger Zufall«, sagte er. »Ich wäre beinahe gegangen.«
    »Dann hätte ich Sie zehn Minuten später angerufen. Denn ich hätte duschen wollen, sobald Sie draußen gewesen wären.«

12

    Um neun Uhr vierzig kam die Mordkommission, zusammen mit Lee Hawkins, dem kleinen, verhutzelten Coroner.
    Sie machten zuerst einmal die üblichen Aufnahmen. Der Fotograf knipste von der offenen Tür aus, dann warf er sein Taschentuch hinein, trat darauf, kletterte auf die Badewanne und fotografierte von oben herunter. Danach ließ er einen Assistenten die Lampe ganz flach am Boden halten und machte eine Aufnahme bei schrägem Licht. Zum Schluß fotografierte er noch den herausragenden Dolchgriff und Robbys Gesicht.
    Als das vorüber war, untersuchte der Polizeiarzt den Toten.
    »Zwei, höchstens drei Stunden«, sagte er. »Soviel ich hier schon feststellen kann, geht der Stich genau ins Herz. Der Tod dürfte sofort eingetreten sein. Es ist ein erstaunlicher Stich — wirklich erstaunlich.«
    »Weshalb erstaunlich?« fragte der Coroner, und seine dünne, lange Nase schnüffelte.
    »Es ist nicht einfach, so präzise zu stechen.«
    »Kann es eine Frau gewesen sein?« wollte McGorvyn wissen.
    Der Arzt zuckte mit den Schultern.
    »Bin ich Arzt oder Hellseher? Es gibt auch verdammt kräftige Weiber, und vor allem, wenn sie eine ordentliche Wut im Bauch haben, dann stehen sie einem Mann kaum nach.« Er schaute sich im Bad um und fuhr nickend fort: »Wenn er da an dem Waschbecken gestanden hat, und wenn er ahnungslos war, dann hätte es auch eine Frau tun können.«
    Er beugte sich wieder zu Robby hinunter, faßte den Dolch vorsichtig am Stichblatt mit einem Zellophanbeutel an, zog ihn heraus und ließ ihn in den Beutel gleiten.
    »Da«, sagte er und reichte ihn McGorvyn. »Nun können Sie sich weiter damit amüsieren. Die Obduktion mach’ ich morgen — ist ja eine klare Sache, und Sie werden auch ohne meinen Befund weiterkommen. Wollen Sie jetzt sonst noch was von mir wissen?«
    »Nein«, brummte McGorvyn. »Von Ihnen nicht.«
    Der Arzt wollte sich die Hände waschen, aber McGorvyn hielt ihn zurück.
    »Tun Sie’s unten, Doc, beim Portier. Ich möchte alles versuchen.«
    Der Doktor tippte mit einem Finger an die Krempe seines Hutes, den er die ganze Zeit über nicht abgenommen hatte.
    »Na, dann gute Nacht.«
    Er ging, und niemand erwiderte seinen Gruß.
    Eine Viertelstunde später wurde die Leiche abgeholt. Ich gab den Sanitätern fünf Dollar.
    »Seid so nett, Kinder, und wascht mir da den Boden ein wenig auf.«
    Sie grinsten mich an.
    »Unangenehm, was? Gescheit daherreden ist einfacher, nicht?«
    »Nun macht schon.«
    Als sie mit Robby

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