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Die Tote in der Bibliotek

Die Tote in der Bibliotek

Titel: Die Tote in der Bibliotek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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konnte ich später nichts mehr sagen. Aber ich wusste ja auch nichts, nicht viel jedenfalls, nur das, was Pam mir erzählt hatte.»
    «Und was hat sie dir erzählt?»
    «Es war auf dem Weg zum Bus, vor dem Treffen. Sie hat mich gefragt, ob ich ein Geheimnis für mich behalten kann, und ich hab ja gesagt und musste schwören, dass ich es nicht weitersage. Nach dem Treffen sollten in Danemouth von ihr Probeaufnahmen für einen Film gemacht werden! Sie hatte einen Filmproduzenten kennen gelernt, der war gerade frisch aus Hollywood zurück. Er hat für einen Film einen bestimmten Typ gebraucht und Pam gesagt, sie sei genau das, was er sucht. Aber er hat sie gewarnt: Sie sollte sich nicht zu früh freuen, ohne die Aufnahmen könnte man noch gar nichts sagen, man könnte sich da auch sehr irren. Eine Art Bergner-Rolle sei es, hat er gesagt, und man bräuchte eine ganz junge Darstellerin dafür. Es ginge um ein Schulmädchen, das mit einem Revuestar die Rollen tauscht und dann ganz groß Karriere macht. Pam hat öfters in Schulaufführungen mitgespielt, und sie war wirklich gut. Er hat gesagt, er sieht, dass sie schauspielern kann, aber sie bräuchte noch eine intensive Schulung. Es würde kein Honiglecken werden, hat er gesagt, sondern verdammt harte Arbeit, und ob sie sich das zutraut.»
    Florence Small hielt inne, um Luft zu schöpfen. Es wurde Miss Marple ganz übel bei diesem schmierigen Aufguss zahlloser Filme und Romane. Pamela Reeves war wie die meisten Mädchen zweifellos davor gewarnt worden, sich von Fremden ansprechen zu lassen, aber die glitzernde Welt des Films hatte sie blind gemacht.
    «Das hat sich alles ganz geschäftsmäßig angehört», nahm Florence ihren Bericht wieder auf. «Wenn die Probeaufnahmen gut würden, dann würde sie einen Vertrag bekommen, hat er gesagt, und den sollte sie, da sie noch jung und unerfahren sei, von einem Anwalt prüfen lassen, bevor sie unterschreibt. Sie sollte nur nicht sagen, dass er selber ihr das empfohlen hätte. Er hat sie gefragt, ob sie Ärger mit ihren Eltern bekommen würde, und Pam hat gesagt, wahrscheinlich schon, und da hat er gesagt: ‹Das ist bei so jungen Darstellern natürlich immer ein Problem, aber wenn man ihnen klarmacht, was für eine einmalige Chance das ist, dann haben sie bestimmt nichts dagegen.› Vor den Probeaufnahmen hätte es aber sowieso keinen Sinn, mit ihnen darüber zu sprechen. Wenn nichts aus dem Projekt würde, sollte sie nicht enttäuscht sein. Er hat ihr von Vivian Leigh erzählt, wie sie London im Sturm erobert hat, und dass schon öfter jemand über Nacht berühmt geworden ist. Er selber sei aus Amerika zurückgekommen, um in den Lemville-Studios zu arbeiten und frischen Wind in die englische Filmindustrie zu bringen.»
    Miss Marple nickte.
    «Es war alles ausgemacht», fuhr Florence fort. «Pam sollte nach dem Treffen in sein Hotel in Danemouth kommen, dann wollte er sie ins Studio bringen. Es gäbe in Danemouth ein kleines Probestudio, hat er gesagt, da würden die Aufnahmen gemacht, und danach könnte sie noch den Bus nach Hause erreichen. Ihren Eltern könnte sie ja sagen, sie wäre einkaufen gewesen. Nach ein paar Tagen würde er ihr das Ergebnis mitteilen, und wenn es positiv ausfalle, würde Mr. Harmsteiner, der Chef, zu ihr nach Hause kommen und mit ihren Eltern reden.
    Das klang natürlich alles himmlisch! Ich war ganz gelb vor Neid! Bei unserem Treffen hat man Pam überhaupt nichts angemerkt – Pokerface haben wir sie immer genannt. Nur als sie gesagt hat, dass sie noch zu Woolworth will, hat sie mir zugezwinkert. Ich hab sie noch gesehen, wie sie in den Weg eingebogen ist.» Florence begann zu weinen. «Ich hätte sie zurückhalten müssen. Ich hätte sie zurückhalten müssen! Ich hätte wissen müssen, dass so etwas nicht wahr sein kann. Ich hätte es jemand erzählen müssen. O Gott, am liebsten wär ich tot!»
    «Na, na!» Miss Marple tätschelte ihr die Schulter. «Ist ja gut. Niemand macht dir einen Vorwurf. Es war richtig von dir, mir alles zu erzählen.»
    Sie verwandte einige Zeit darauf, das Kind wieder aufzumuntern.
    Fünf Minuten später erzählte sie die Geschichte Superintendent Harper. Seine Miene verfinsterte sich.
    «Dieser gerissene Lump! Dem werd ich die Suppe versalzen! Das rückt die Sache in ein völlig neues Licht.»
    «Allerdings.»
    Harper sah sie von der Seite an. «Sie scheinen gar nicht überrascht?»
    «Ich hatte etwas Ähnliches erwartet.»
    «Und wie kamen Sie gerade auf Florence Small?»,

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