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Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Oder jemand hat sie noch aus dem Krieg aufgehoben.«
    Er stellte den Schuh in den Schrank zurück, wo er vermutlich für lange Zeit keine Beachtung mehr finden würde. Wir verließen das Haus, Dr. Gruber sperrte ab, und ich wartete auf dem Gehsteig, der mittlerweile mit Schnee bedeckt war. Ich blickte zu dem dunkelgrauen Himmel empor und auf den dahinkriechenden Verkehr auf den Straßen. Die Scheinwerfer der Autos waren eingeschaltet, kaum ein Geräusch war zu hören. Ich wußte jetzt, was für Schuhe Gault trug, war mir aber nicht sicher, ob mir das irgendwie weiterhalf.
    »Darf ich Sie zu einem Kaffee einladen, meine Liebe?« fragte Dr. Gruber und rutschte beinahe aus. Ich hielt ihn am Arm fest. »Das wird wieder was werden«, sagte er. »Sie haben fünfzehn Zentimeter Schnee vorausgesagt.«
    »Ich muß zurück«, sagte ich und hakte seinen Arm bei mir unter. »Ich kann Ihnen gar nicht genug danken.« Er tätschelte meine Hand.
    »Ich möchte Ihnen einen Mann beschreiben. Vielleicht haben Sie ihn hier irgendwann einmal gesehen.«
    Ich beschrieb ihm Gault und seine vielen unterschiedlichen Haarfarben. Ich beschrieb seine kantigen Gesichtszüge und seine Augen, die so blaßblau waren wie die eines Schlittenhundes. Ich erwähnte seinen merkwürdigen Aufzug und daß es ihm offensichtlich gefiel, sich einen militärischen Anstrich zu geben, indem er diese Stiefel und den langen schwarzen Ledermantel trug, mit dem er in New York gesehen wurde.
    »Tja, solche Typen kommen hierher«, sagte er. Wir standen vor der Hintertür des Museums. »Aber an einen Mann, auf den Ihre Beschreibung paßt, erinnere ich mich nicht.«
    Schnee lag auf dem Dach von Eisenhowers Wohnwagen. Mein Haar und meine Hände waren naß, und ich hatte kalte Füße. »Ist es möglich, für mich einen Namen überprüfen zu lassen?« fragte ich. »Ich würde gern wissen, ob ein Peyton Gault jemals im Quartermaster Corps war.«
    Dr. Gruber zögerte. »Sie nehmen an, daß er in der Armee war?«
    »Ich nehme gar nichts an. Aber er ist vermutlich alt genug, um den Zweiten Weltkrieg mitgemacht zu haben. Sonst weiß ich nur noch über ihn, daß er früher in Albany, Georgia, auf einer Pekanplantage gelebt hat.«
    »Die Akten können nur eingesehen werden, wenn Sie ein Verwandter oder von der Staatsanwaltschaft sind. Da müßten Sie in St. Louis anrufen, und leider wurden die Akten von A bis J bei einem Brand Anfang der achtziger Jahre zerstört. «
    »Na wunderbar«, sagte ich niedergeschlagen.
    Wieder zögerte er. »Allerdings haben wir in unserem Computer im Museum eine Liste der Veteranen.«
    Ich schöpfte wieder Hoffnung.
    »Der Veteran, der seine Akte einsehen will, kann das für eine Spende von zwanzig Dollar tun«, sagte Dr. Gruber. »Und wenn man die Akte von jemand anders einsehen will?« »Nicht gestattet.«
    »Dr. Gruber« - ich schob mir das nasse Haar aus der Stirn -»bitte. Wir sprechen von einem Mann, der auf die grausamste Weise mindestens neun Menschen umgebracht hat. Er wird noch mehr umbringen, wenn wir ihn nicht stoppen. «
    Er sah hinaus in das Schneegestöber. »Warum unterhalten wir uns hier draußen, me ine Liebe? Wir werden uns beide eine Lungenentzündung holen. Ich nehme an, daß Peyton Gault der Vater dieses schrecklichen Mannes ist.«
    Ich küßte ihn auf die Wange. »Sie haben die Nummer meines Piepsers«, sagte ich und ging zu meinem Wagen.
    Ich navigierte durch den Schneesturm, im Radio brachten sie ständig Meldungen über die Morde im Leichenschauhaus. Als ich dort ankam, standen überall die Wagen von Fernsehteams und Journalisten, und ich überlegte, was ich tun sollte. Ich mußte hinein.
    »Zum Teufel mit ihnen«, murmelte ich vor mich hin und fuhr auf den Parkplatz. Als ich ausstieg, stürzten sich scharenweise Reporter auf mich.
    Kameras surrten, als ich zielstrebig weiterging, den Blick geradeaus gerichtet. Von allen Seiten wurden mir Mikrophone entgegengestreckt. Mein Name wurde gerufen, als ich rasch die Hintertür aufschloß und hinter mir zuschlug. Ich stand allein in der stillen, verlassenen Einfahrt, und ich vermutete, daß alle meine Mitarbeiter schon nach Hause gegangen waren.
    Wie zu erwarten, war der Autopsieraum verschlossen, und oben waren die Büros meiner Kollegen leer, die Leute vom Empfang und die Sekretärinnen waren ebenfalls nicht mehr da. Ich war mutterseelenallein im zweiten Stock, und Angst kroch mir in die Knochen. Als ich mein Zimmer betrat und CAIN's tropfenden roten Namen auf meinem Bildschirm sah,

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