Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
Gesetze dachte. Ich fragte mich, ob Gault hier gewesen war, um eine Waffe zu kaufen, und rief noch einmal bei der Fluglinie an.
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich und nannte erneut meinen Namen. »Spreche ich mit Rita?« »Ja.«
    »Wir haben gerade miteinander telefoniert. Ich bin Dr. Scarpetta.«
    »Ja, Ma'am. Was kann ich für Sie tun?«
    »Das Ticket, über das wir geredet haben. Können Sie mir sagen, ob Gepäck aufgegeben wurde?«
    »Warten Sie einen Augenblick.« Sie tippte etwas ein. »Ja, Ma'am. Auf dem Rückflug nach La Guardia wurde eine Tasche aufgegeben.«
    »Auf dem Flug hierher wurde nichts aufgegeben?«
    »Nein. In La Guardia wurde nichts eingecheckt.«
    Gault hatte in einem Gefängnis, das früher in Richmond gewesen war, eine Strafe verbüßt. Weiß Gott, wen er hier kannte. Aber wenn er in Richmond eine Glock-Neunmillimeter-Pistole kaufen wollte, dann konnte er das. Kriminelle aus New York kauften ihre Waffen häufig hier. Gault könnte die Glock in die Tasche gesteckt haben, die er am Schalter aufgegeben hatte, und am nächsten Tag erschoß er Jane damit.
    Das deutete auf vorsätzlichen Mord, und wir waren bislang davon ausgegangen, daß Gault Jane zufällig getroffen und dann beschlossen hatte, sie umzubringen so wie seine anderen Opfer.
    Ich machte mir eine Tasse Tee und versuchte, mich zu beruhigen. In Seattle war es noch Nachmittag, und ich holte mein Verzeichnis von Gerichtspathologen aus dem Regal. Ich fand Namen und Nummer des Chief Medical Examiners von Seattle.
    »Dr. Menendez? Hier spricht Dr. Kay Scarpetta aus Richmond«, sagte ich, als ich ihn am Telefon hatte.
    »Oh«, sagte er überrascht. »Wie geht es Ihnen? Frohe Weihnachten.«
    »Danke. Tut mir leid, daß ich Sie stören muß, aber ich brauche Ihre Hilfe.« Er zögerte. »Ist alles in Ordnung? Sie klingen sehr gestreßt.«
    »Ich befinde mich in einer schwierigen Lage. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen.« Ich holte tief Luft. »Eines seiner Opfer war eine nicht identifizierte junge Frau mit vielen aufwendigen Blattgoldfüllungen in den Zähnen.«
    »Das ist sehr ungewöhnlich«, sagte er nachdenklich. »Hier gibt es noch ein paar Zahnärzte, die so was machen.«
    »Deswegen rufe ich an. Ich muß mit einem von ihnen sprechen. Vielleicht dem Vorstand ihrer Organisation.«
    »Soll ich für Sie herumtelefonieren?«
    »Nein. Aber könnten Sie für mich herausfinden, ob durch irgendein kleines Wunder diese Gruppe einem Computernetz angeschlossen ist? Es scheint eine kleine und ungewöhnliche Organisation zu sein. Vielleicht stehen sie per Email oder durch einen Nachrichten-Dienst miteinander in Verbindung. Vielleicht so etwas wie Prodigy. Wer weiß. Aber irgendwie muß ich ihnen dringend eine Mitteilung zukommen lassen.«
    »Ich werde gleich ein paar Leute daransetzen«, sagte er. »Wie kann ich Sie am besten erreichen?«
    Ich gab ihm meine Nummern und legte auf. Ich dachte an Gault und den verschwundenen blauen Kombi. Ich fragte mich, woher er den schwarzen Leichensack gehabt haben mochte, in den er Sheriff Santa verfrachtet hatte, und dann fiel mir etwas ein. In jedem Wagen lag ein neuer Sack zur Reserve bereit. Er war also zuerst hierhergekommen und hatte den Kombi gestohlen. Dann war er zu Browns Haus gefahren. Ich nahm noch einmal das Telefonbuch und sah nach, ob Nummer und Adresse des Sheriffs drin standen. Was nicht der Fall war.
    Ich rief bei der Auskunft an und ließ mir Lamont Browns Nummer geben. Ich wählte sie, um zu sehen, was passierte.
    »Ich bin im Moment leider nicht erreichbar, weil ich gerade mit meinem Schlitten unterwegs bin und Geschenke verteile... « Die Stimme des toten Sheriffs auf dem Anrufbeantworter klang kräftig und gesund. »Ho! Ho! Ho! Merrrrrrry Christmas!«
    Genervt ging ich mit dem Revolver in der Hand auf die Toilette. Ich mußte bewaffnet in diesem Gebäude herumlaufen, weil Gault diesen Ort, an dem ich immer sicher gewesen war, vergiftet hatte. Auf dem Flur blieb ich stehen und schaute mich um. Der Boden war mit grauem Linoleum ausgelegt, die Wände waren eierschalenfarben. Ich horchte. Er war einmal hier gewesen. Er konnte wiederkommen.
    Die Angst hatte mich fest im Griff, und als ich mir die Hände wusch, zitterten sie. Ich schwitzte und atmete schwer. Rasch ging ich ans andere Ende des Flurs und blickte aus dem Fenster. Ich sah mein mit Schnee bedecktes Auto und einen Kombi. Der andere war noch immer verschwunden. Ich kehrte in mein Zimmer zurück und diktierte weiter.
    Irgendwo klingelte

Weitere Kostenlose Bücher