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Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Er blickte zu Boden, dachte kurz nach. »Sind Sie sicher, daß Sie hier rauswollen?«
    »Ja.«
    »Wo wollen Sie hin?« »Nach Hause.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das kommt nicht in Frage. Und ein Hotel hier am Ort ist auch nicht zu empfehlen.«
    »Marino wird bei mir bleiben.«
    »Hm, okay, da wird Ihnen bestimmt nichts passieren«, sagte er sarkastisch, als er die Tür öffnete. »Ziehen Sie sich an, Dr. Scarpetta. Wir müssen zu einer Besprechung.«
    Als ich kurz darauf aus meinem Krankenhauszimmer trat, wurde ich wortkarg begrüßt. Lucy und Janet standen mit Marino zusammen, etwas abseits von Paul Tucker.
    »Dr. Scarpetta, Sie fahren mit mir.« Er nickte Marino zu. »Sie kommen mit den beiden jungen Damen nach.«
    Wir gingen einen blitzsauberen weißen Korridor entlang zu den Aufzügen und fuhren hinunter. Überall standen uniformierte Polizisten, und nachdem sich die Türen der Notaufnahme hinter uns geschlossen hatten, begleiteten uns drei Beamte zu den Autos. Marino und Tucker parkten auf den für die Polizei reservierten Plätzen, und als ich Tuckers Privatwagen sah, verspürte ich erneut einen Krampf in der Brust. Er fuhr einen schwarzen Porsche 911. Er war nicht neu, aber in ausgezeichnetem Zustand.
    Auch Marino bemerkte den Wagen. Wortlos schloß er seinen Crown Victoria auf.
    »Sind Sie gestern abend aus Richtung Quantico nach Richmond gefahren?« fragte ich Tucker, sobald wir in seinem Wagen saßen.
    Er zog sich den Sicherheitsgurt über die Schulter und ließ den Motor an. »Warum fragen Sie?« Er klang nicht ausweichend, sondern neugierig.
    »Ich bin von Quantico nach Hause gefahren, und ein Auto wie dieses ist sehr dicht auf uns aufgefahren.«
    »Uns?«
    »Marino und mich.«
    »Ich verstehe.« Er fuhr vom Parkplatz und schlug die Richtung zum Polizeipräsidium ein. »Sie waren also auf seiten der Konföderierten.«
    »Dann waren Sie es.«
    Die Straßen waren rutschig. Der Wagen glitt aus der Spur, als Tucker vor einer Ampel bremste. Die Scheibenwischer kämpften mit dem Schnee auf der Windschutzscheibe.
    »Mir ist gestern abend ein Aufkleber in Form einer Konföderiertenflagge aufgefallen«, sagte er. »Und ich habe meiner mangelnden Wertschätzung dafür Ausdruck verliehen.«
    »Er klebt auf Marinos Stoßstange.«
    »Es war mir egal, wem die Stoßstange gehört.«
    Ich sah zu ihm hinüber.
    »Geschieht dem Captain recht.« Er lachte.
    »Reagieren Sie immer so aggressiv? Man läuft dann nämlich Gefahr, erschossen zu werden.«
    »Das soll mal einer probieren.«
    »So dicht auf andere Autos aufzufahren und bigotte Südstaatler zu provozieren, das ist nicht unbedingt empfehlenswert. «
    »Zumindest geben Sie zu, daß er bigott ist.«
    »Meine Bemerkung war eher allgemeiner Natur«, sagte ich.
    »Sie sind eine intelligente, gebildete Frau, Dr. Scarpetta. Ich verstehe einfach nicht, was Sie an ihm finden.«
    »Man kann eine Menge an ihm finden, wenn man sich die Mühe macht, richtig hinzusehen.«
    »Er ist ein Rassist, ein Chauvinist und leidet unter Homophobie. Er ist der größte Ignorant, der mir je begegnet ist, und ich wünschte, er wäre nicht mein Problem.«
    »Er traut nichts und niemandem. Er ist zynisch, und das bestimmt nicht ohne Grund.«
    Tucker schwieg.
    »Sie kennen ihn nicht«, fügte ich hinzu.
    »Ich will ihn nicht kennen. Ich möchte, daß er verschwindet. «
    »Bitte, machen Sie diesen Fehler nicht«, sagte ich mit großem Nachdruck. »Er wäre nicht wiedergutzumachen.«
    »Politisch gesehen, ist er ein Alptraum. Man hätte ihm nie Verantwortung für den ersten Bezirk übertragen dürfen.« »Dann versetzen Sie ihn ins zentrale Morddezernat. Dort gehört er wirklich hin. «
    Tucker fuhr schweigend weiter. Er wollte nicht länger über Marino reden.
    »Warum hat man mir nicht gesagt, daß jemand mich umbringen will?« fragte ich, und die Worte klangen unheimlich. Ich konnte ihre Bedeutung nicht wirklich akzeptieren. »Warum haben Sie mir nicht gesagt, daß ich überwacht werde?«
    »Ich habe getan, was ich für das beste gehalten habe.«
    »Sie hätten es mir sagen sollen.«
    Er blickte in den Rückspiegel, um sich zu vergewissern, daß Marino uns noch folgte, als wir um die Rückseite des Polizeip räsidiums von Richmond fuhren.
    »Ich war der Meinung, daß Sie in noch größerer Gefahr geschwebt hätten, wenn ich Ihnen mitgeteilt hätte, was wir von unseren Informanten erfahren haben. Ich habe befürchtet, daß Sie... daß Sie aggressiv oder ängstlich werden. Ich wollte, daß Sie

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