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Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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um.«
    »Das klingt, als wären sie gute aufrechte Staatsbürger«, sagte Tucker boshaft.
    »Sie arbeiten nicht mit uns zusammen«, sagte Wesley. »Wir haben es versucht. Was haben Sie hier in Richmond noch unternommen?«
    »Alles in unserer Macht Stehende«, antwortete Tucker. »Das Arschloch ist schließlich ein Polizistenmörder.«
    »Ich glaube nicht, daß er es in erster Linie auf Polizisten abgesehen hat«, sagte Wesley sachlich. »Vermutlich sind ihm Polizisten gleichgültig.«
    Tucker wurde wütend. »Er hat den ersten Schuß abgefeuert, wir werden den nächsten abgeben.«
    Wesley sah ihn schweigend an.
    »Mit zwei Mann besetzte Wagen patrouillieren in der ganzen Gegend«, fuhr Tucker fort. »Auf dem Parkplatz stehen Wachen. In jedem Wagen haben sie ein Foto von Gault. Fotos wurden auch in Geschäften verteilt, soweit sie geöffnet haben.«
    »Wer oder was wird überwacht?«
    »Orte, an denen er sich aufhalten könnte. Sie stehen unter Beobachtung.« Er sah mich an. »Darunter Ihr Haus und meines. Und das Leichenschauhaus.« Er wandte sich wieder Wesley zu.
    »Wenn es noch andere Orte gibt, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie sie mir nennen würden.«
    »Es kann nicht viele geben«, entgegnete Wesley. »Er hat die häßliche kleine Angewohnheit, seine Freunde umzubringen. Was ist mit Hubschraubern der Staatspolizei und Militärflugzeugen?«
    »Sobald es aufgehört hat zu schneien«, sagte Tucker. » Selbstverständlich.«
    »Ich verstehe einfach nicht, wie er sich so unauffällig fortbewegen kann«, sagte Janet, die vermutlich den Rest ihres Arbeitslebens immer wieder solche Fragen stellen würde. »Er sieht ungewöhnlich aus. Warum bemerken ihn die Leute nicht?«
    »Er ist unheimlich gerissen«, sagte ich.
    Tucker wandte sich an Marino. »Haben Sie das Band?«
    »Ja, Sir, aber ich bin nicht sicher... «
    »Wessen sind Sie nicht sicher, Captain?« Tucker reckte ein wenig das Kinn.
    »Ich bin nicht sicher, ob sie es sehen sollten.« Er schaute Janet und Lucy an.
    »Bitte legen Sie es ein, Captain«, sagte Tucker kurzangebunden.
    Marino schob das Band in den Videorecorder und schaltete das Licht aus. »Es dauert ungefähr eine halbe Stunde«, sagte er, während Zahlen und Striche über den Bildschirm flimmerten. »Hat jemand was dagegen, wenn ich rauche?«
    »Ich«, sagte Tucker. »Das ist das Band, das wir in der Videokamera in Sheriff Browns Haus gefunden haben. Ich habe es selbst noch nicht gesehen.«
    Der Film begann.
    »Okay, das hier ist Lamont Browns Schlafzimmer im ersten Stock«, erklärte Marino.
    Das Bett, das ich am Vormittag gesehen hatte, war ordentlich gemacht, Geräusche von jemandem, der sich im Hintergrund bewegte, waren zu hören.
    »Ich glaube, das ist der Augenblick, in dem er sich vergewissert hat, ob die Kamera funktioniert«, sagte Marino. »Vielleicht kamen da auch die weißen Rückstände auf die Wand. Sehen Sie, jetzt macht der Film einen Sprung.«
    Er drückte auf den Pausenknopf, und wir blickten auf ein verschwommenes Bild des leeren Schlafzimmers.
    »Wissen wir, ob Brown Kokain genommen hat?« fragte Tucker in die Dunkelheit.
    »Es ist noch zu früh, um sagen zu können, ob er Kokain genommen hat oder ob es ein Metabolit, Benzoyleconin, war«, sagte ich. »Im Augenblick kennen wir nur sein Alkohollevel.«
    Marino fuhr fort: »Es sieht so aus, als hätte er die Kamera erst eingeschaltet, dann wieder aus und wieder ein. Man sieht es an der Uhrzeit. Zuerst war es sechs Minuten nach zehn gestern abend, dann zwanzig nach zehn.«
    »Offensichtlich hat er jemanden erwartet«, sagte Tucker.
    »Oder sie waren schon da. Haben sich vielleicht unten Kokain reingezogen. Weiter geht's.« Marino drückte wieder auf einen Knopf. »Jetzt geht's richtig los.«
    In Tuckers dunklem Besprechungszimmer war es absolut still bis auf die Geräusche eines knarzenden Bettes und Stöhnen, das mehr nach Schmerz als nach Lust klang. Sheriff Brown war nackt und lag auf dem Rücken. Wir sahen den Rücken von Temple Gault, der Chirurgenhandschuhe und sonst nichts trug. Dunkle Kleidungsstücke lagen auf dem Bett neben ihm. Marino schwieg. Ich sah Lucy und Janet im Profil. Ihre Mienen waren ausdruckslos, Tucker wirkte vollkommen gelassen. Wesley saß neben mir, analysierte.
    Gault war unge sund blaß, Wirbel und Rippen standen heraus.
    Offenbar hatte er Gewicht und Muskeln verloren, sein Haar war jetzt weiß, und als er seine Position veränderte, sah ich die vollen Brüste.
    Ich bemerkte, wie Lucy erstarrte, und

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