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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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indischer Supermarkt hatte noch geöffnet.
    Zbigniew dachte angestrengt darüber nach, was er Lena ehrlicherweise antworten konnte, ohne sie zu verärgern. Vermutlich wartete sie immer noch auf eine Antwort auf ihre Frage im Restaurant.
    Da kam ihm von ganz anderer Seite jemand zu Hilfe.
    »Excuse me?«, hörte er von hinten.
    Zbigniew und Lena drehten sich um.
    Der Herr aus dem Restaurant blickte sie an, aus zehn Metern Entfernung. Offenbar war er ihnen gefolgt.
    »Yes?«, fragte Zbigniew irritiert.
    »Sind Sie der Polizist aus Köln?«, fragte der Mann auf Englisch weiter.
    Zbigniew erschrak.
    Gefahr. Nur ein Gedanke war blitzartig in seinen Kopf geschossen. Was wollte dieser Mann, bedrohte er sie? Von seinem Sitzplatz beim Thailänder aus hatte er sicherlich nicht hören können, was Zbigniew und Lena gesprochen hatten.
    Woher wusste er also, dass er Polizist war.
    »Warum?«, fragte Zbigniew misstrauisch.
    Der Mann, der ihnen gefolgt war, war vielleicht siebzig Jahre alt, hatte einen für sein Alter erstaunlich muskulösen Körper und wirkte mit seinen grauweißen, fast leuchtenden kurzen Haaren ein wenig unwirklich. Zu allem Überfluss tönte die Leuchtreklame des indischen Supermarktes die Haare des Mannes im Dreisekundentakt wechselnd in Rot und Grün.
    »Lass uns weitergehen«, flüsterte Lena leise von der Seite.
    Der Mann sah Zbigniew mit unverhohlener Neugierde an.
    »Sind Sie nicht der deutsche Polizist, der diesen schrecklichen Fall in Frankreich gelöst hat?«
    Zbigniew wurde unbehaglich.
    War dies eine Falle? Eine späte Rache der Täter?
    Alle seine Muskeln spannten sich an.
    Warum rannte er nicht fort.
    Nachts in New York.
    »Warum fragen Sie?«
    Der Mann atmete durch.
    »Entschuldigen Sie, Sir, ich bin unhöflich. Mein Name ist Samuel Weissberg. Ich war vierzig Jahre lang beim NYPD , bin vor einigen Jahren in Pension gegangen. Warten Sie, ich hab noch eine Karte … eine alte Karte … «
    ErzogeineVisitenkarteausseinerTascheundreichtesieZbigniew.
    »Unter der Nummer können Sie mich aber nicht mehr erreichen«, fügte der Alte hinzu.
    NYPD , New York Police Department. Weissberg war laut Karte Captain in der Detective Squad des Thirteenth Precinct gewesen. Ein Job, der inhaltlich vermutlich gar nicht so weit entfernt war von dem, was Zbigniew tat.
    »Sind wir verhaftet?«, fragte Lena nun unnötigerweise. Ihre Angst schien verschwunden zu sein.
    Zbigniew dagegen blieb wachsam.
    »Nein«, sagte Weissberg mit einem Lächeln in den Augen, »sorry, ich habe Sie bloß erkannt. Ich wollte Ihnen sagen, dass ich Ihre Arbeit sehr bewundert habe.«
    Zbigniew widerstrebte es, aber ihm lief ein wohliges Gefühl über den Rücken. Hier, in New York, von einem unbekannten Ex-Cop angesprochen zu werden, gelobt zu werden von einem NYPD -Veteran, hatte etwas Ehrenwertes.
    »Woher wissen Sie … «, fing Zbigniew an, verstummte. Sein letzter Fall hatte in allen Zeitungen der Welt große Wellen geschlagen. Gewisse interessierte Kreise hatten ihn gefeiert wie seinerzeit den Mafiajäger Giovanni Falcone. Ohne es zu wollen, war er zu einer Person der Zeitgeschichte geworden, für manche gar zu einem Helden. Er, der definitiv das Gegenteil von einem Helden war; schließlich kannte Zbigniew sich selbst am besten.
    Aber dass sich jemand in den USA an ein Foto von ihm erinnern würde, ein halbes Jahr später, kam ihm dennoch außergewöhnlich vor.
    »Seit meiner Pensionierung lese ich sehr viel Zeitung. Vor allem Kriminalfälle.« Weissberg lächelte. »Ihr Fall hat mich natürlich besonders interessiert. Aus verschiedenen Gründen. Aber ich war mir nicht ganz sicher, ob Sie es wirklich sind, als ich Sie vorhin sah.«
    Zbigniew beschloss, sein Misstrauen aufzugeben. Sein Gegenüber wirkte so glaubwürdig, so authentisch. Er reichte ihm seine Hand.
    »Zbigniew Meier. Und das ist Lena, meine Freundin.«
    Lena hauchte ein »Nice to meet you«. Zbigniew spürte in ihrem Ton und ihrem Blick, dass sie die Situation inzwischen höchst interessant fand. Einen echten alten Hasen des NYPD kennenzulernen, der auch noch Verehrer ihres Freundes war.
    Zumindest kam es Zbigniew so vor.
    »Hätten Sie etwas dagegen«, fragte Weissberg, »also, natürlich nur, wenn es Ihre Pläne für den restlichen Abend nicht durcheinanderbringt … wenn ich Sie auf einen Drink einlade?«
    Es brachte ihre Pläne nicht durcheinander. Und abgesehen davon, dass sie gar keine gehabt hatten, war Zbigniew einige Stunden später völlig überzeugt davon, dass

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