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Die tote Schwester - Kriminalroman

Die tote Schwester - Kriminalroman

Titel: Die tote Schwester - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Brueggenthies
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ihren Turnus, die Quader wurden wieder dunkel.
    Samuels Schwester nahm erneut Zbigniews Hand, hielt sie fest.
    »Ich bin so nervös, wie ich es noch nie in meinem ganzen Leben gewesen bin«, sagte sie.
    Zbigniew lächelte nur, antwortete nichts. Er ließ seinen Blick über die Silhouette von New York schweifen.
    Eine Weile schwiegen alle, dann fing die Lichtinstallation wieder von vorne an. Diesmal leuchteten andere Quader in anderen Farben auf.
    »Ich hätte das hier gern zu Hause in einem Zimmer«, sagte Eva. Es war nicht ernst gemeint, der Direktor lächelte aber und ging darauf ein.
    »Ich gebe Ihnen nachher gern eine Karte des Künstlers, Frau Streithoff.«
    Genau in dem Augenblick, als die Lichtinstallation wieder erlosch, erschien heroisch Jack Rosenfeldt auf dem Dach. Hinter ihm Lena, mit einer undurchdringlichen Miene.
    Und dann kam er, in seinem besten Anzug. Samuel Weissberg, der in diesem Moment die gleiche Schneidigkeit ausstrahlte wie in dem Moment, als Zbigniew und Lena ihn kennengelernt hatten.
    Einen würdevollen Schneid.
    Eva sah ihn an, Zbigniew musste wegschauen. Nichts in der ganzen Welt konnte nun beschreiben, was in Eva vorging.
    Jack, Lena und Samuel kamen auf den kleinen Pavillon zu. Jack und Lena blieben an der Eingangstür zum Dachraum stehen.
    Samuel kam in den Raum herein und erblickte Eva Weissberg, seine Eva, seine tote Schwester.
    Er stand einfach da, völlig überwältigt von der Situation, sagte nichts, bewegte sich nicht, und mit einem Mal waren Tränen in seinen Augen. Er stand da und weinte.
    Eva hatte längst ihre Hand aus Zbigniews gelöst und vor den Mund geschlagen. Auch sie weinte nun.
    Die Lichtinstallation begann wieder. Der Direktor schenkte ein zweites Glas Champagner ein, blieb aber im Hintergrund stehen.
    Samuel rührte sich immer noch nicht.
    Da stellte Eva das Champagnerglas auf den Tisch und ging auf Samuel zu. Dieser war wie erstarrt, bis Eva ihn endlich in die Arme nahm und fest an sich drückte.
    Eine Zeit lang standen beide bloß da, ließen ihre Tränen fließen. Dann begann Eva, leise zu sprechen.
    »Samuel«, sagte sie. »Wenn ich das mein Leben lang gewusst hätte.«
    Samuel hob nun endlich seine Arme, legte sie fest um seine Schwester.
    Es zerriss Zbigniew fast das Herz, auch er begann zu weinen.
    Es war alles so verrückt. Zbigniew hatte zudem von Eva Weissberg erfahren, dass Samuel bei ihrer Ankunft in den USA selbst ein wenig um sie geworben hatte. Niemals aber war er einen Schritt weiter gegangen. Eva vermutete, dass er seinen väterlichen Freund Paul nicht hatte hintergehen wollen. Er wusste, dass Paul diese für ihn viel zu junge Frau aus Liebe in die Staaten geholt hatte.
    Die Frau, die Paul vermutlich an Anna erinnerte, an seine eigene Jugend. An die jahrelange beste Freundin, von der er damals erst zu spät begriffen hatte, dass er sie eigentlich hätte begehren sollen.
    Samuels Suche nach Eva war die lebenslange Bedrohung für Paul Streithoff gewesen.
    Und jetzt hatte Samuel sie gefunden.
    Zbigniews tränengetrübter Blick fiel auf Lena, die wie gebannt Samuel und Eva anstarrte. Sie weinte nicht; aus ihrer Mimik war nicht abzulesen, ob sie die gleiche Rührung für die Situation empfand wie die anderen.
    Samuel und Eva standen immer noch da, fest aneinandergepresst, inzwischen Wange an Wange. Eva flüsterte Samuel etwas ins Ohr, Samuel flüsterte zurück.
    Zbigniew wandte den Blick ab, trat einen Schritt zurück zum Direktor, zeigte auf ein Champagnerglas. Der Direktor schenkte ihm großzügig ein. Zbigniew trank einen Schluck. Deutete Lena fragend, ob sie auch ein Glas haben wolle. Diese schüttelte verneinend den Kopf.
    »Isn’t it wonderful«, sagte der Direktor leise zu ihm und wischte sich eine Träne aus den Augen.
    Zbigniew begriff, dass er am Ende war.
    Er hatte es geschafft. Er hatte geschafft, was er wollte. Er hatte auch das geschafft, was er nicht gewollt hatte, weil er es niemals geglaubt hatte.
    Er hatte alles geschafft, und dennoch kam es ihm so vor, als ob er selbst bei der Geschichte nur verloren hätte.
    Verloren, so wie Eva Weissberg ihre Kinder verloren hatte.
    Lena.
    Lena, die völlig emotionslos dastand, die zwar die Augen von Samuel und Eva nicht ablassen konnte, aber ansonsten innerlich ungerührt wirkte, sie, das Entführungsopfer, das nun mit schweren psychischen Folgeschäden keiner Emotion mehr fähig zu sein schien.
    Es war ein zu hoher Preis.
    Lena hatte verloren.
    Zbigniew hatte verloren.
    Er trank sein Glas fast in

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