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Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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dreibei nigen Tisch mit einer weiteren Gabe vorzufinden. Der Tisch erwartet ihn gleich hinter der Tür, die vom Vorraum hin einführt, und darauf stehen eine Flasche kaltes Wasser und ein schwarzes Schälchen. In dem Schälchen liegen zwei kleine weiße Kapseln, eine größere gelbe Kapsel, eine fünfeckige rosa Tablette und eine blaue Kugel von der Größe einer Schokolinse.
    Das ist eine solche Menge von und eine solche Vielfalt an intelligenzverstärkenden Nahrungsergänzungsmitteln, wie sie ihm noch nie zuvor in einem und demselben Schälchen dargereicht wurde. Victor der Unbefleckte vermutet daher, seine prachtvollen Gehirnströme und andere physio logische Daten, die ständig telemetrisch gesendet werden, hätten seine Belegschaft auf den Umstand aufmerksam gemacht, dass er kurz vor einem mentalen Durchbruch steht, sich zu neuen Gipfeln der Wahrnehmung aufschwingt und vielleicht in ein Reich von Gedanken und Ideen aufsteigt, die so revolutionär und von einer so tiefen Weisheit sind, dass sie sogar ihn selbst überraschen werden, obwohl er – wenn überhaupt – nicht leicht in Erstaunen zu versetzen ist. Er spült alle fünf Mittel mit kaltem Wasser hinunter.
    Während er sich schon auf die Wirkung der ausge klügelten Nahrungsergänzung freut, durchquert Victor den Raum, geht auf die Leinwand zu und schiebt sie zur Seite. Auf einer fahrbaren Transportliege liegt ein nackter Replikant mit geschlossenen Augen in einer Art Dämmerzustand und wartet auf den Befehl zu seinem Einsatz. Sein Äußeres ist identisch mit dem des Geldgebers, der diesen Raum nicht lebend verlassen hätte. Trotz all seines Reichtums und seiner Macht scheint der Dummkopf nie erfasst zu haben, dass schon ein einziges seiner Haare genügen würde, um eine Nachbildung von ihm anzufertigen und ihn überflüssig zu machen. Warum ihm etwas vorjammern und um weitere Geldmittel betteln, um weitere Unterstützung, wenn er durch einen gehorsamen Kommunitaristen ersetzt werden kann, der gewährleistet, dass alles Benötigte schleunigst geliefert wird?
    Hinter Victor sagt eine tiefe Stimme, die vielleicht rau ist, aber durch den Raum zu einem kristallklaren Murmeln wird: »Ich bi n ’s zufrieden.«
    In der Hoffnung, das bizarre glasspuckende Geschöpf mit dem Gesicht aus Glassplittern vom Schlafzimmer fortzulocken und es von jedem Gedanken an den Dachboden abzuhalten, auf dem sich Corrina verbarg, sprang Rusty die Treppe hinunter. Das Flurlicht war hinter ihm, und vor ihm war nur der vom Schneesturm gefilterte Schimmer der Straßenlaternen, der die Fenster im Erdgeschoss kaum durchdringen konnte. Soweit Rusty wusste, konnte er durchaus der Frau in dem blauen Morgenmantel oder einer von ihrer Sorte in die Arme laufen. Oder einer, die noch unvorstellbar viel seltsamer war.
    In der Diele zögerte er nicht, die Lampen einzuschalten. Er stellte fest, dass er allein war.
    Das Ding mit dem Glasgesicht hatte seine Verfolgung aufgenommen und kam die Treppe herunter. Rusty ging zur Haustür und hätte sie beinah aufgeschlossen, wich jedoch zurück, als er in einem der schmalen Fenster neben der Tür das Gesicht eines Mannes sah. Der Typ sah so gut aus wie ein Filmstar und hatte ein derart reizvolles Lächeln, dass er jedem alles hätte verkaufen können, sogar den Toten Hoffnung. Rusty zweifelte nicht daran, dass es einer von den acht war, die er vorhin über die Straße hatte marschieren sehen.
    Auf dem Treppenabsatz fiel das Ding mit dem Glasgesicht hin und zerbrach, und als Rusty sich umdrehte, sah er glitzernde Bruchstücke des Geschöpfs die untere Treppe hinunterstürzen. Im Fall wurden die Teile irgendwie zu verschieden großen Miniaturausgaben des Glasmannes; es waren Dutzende und Aberdutzende. Ihre Gliedmaßen brachen ab, als sie die Stufen hinunterpurzelten, und blieben vibrierend auf den Stufen liegen. Ein Dutzend von ihnen schaffte es intakt in die Diele hinunter, wo sie wüst hin und her krochen und wankten, vielleicht auf der Suche nach ihm, aber blind für seinen Standort, bis sie gegen einanderprallten, Sprünge bekamen und zersplitterten.
    Der Krieg hatte Rusty Billingham nie an den Rand des Wahnsinns getrieben, aber die unvorstellbaren Ereignisse dieser Nacht stießen ihn von Minute zu Minute weiter vom ruhigen Zentrum der Zurechnungsfähigkeit an deren Rand. Er wusste, dass er nicht halluzinierte, und doch entzog sich das, was er sah, der Vernunft und wies auf Wahnvorstellungen, wenn nicht gar darauf hin, dass er delirierte.
    Glasfigürchen

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