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Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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sowohl Verwunderung als auch Neugier aus. Etwas an dieser Frau war unergründlich; es entzog sich jeder gewöhnlichen Wahrnehmung und war nahezu mystisch.
    Auf der anderen Seite des Türbogens tauchte Jocko unten im Flur auf. Er trug einen seiner vierzehn Hüte mit Glöckchen und führte eine Polonaise von Kindern an, von denen einige die anderen dreizehn Hüte trugen. »Nach links einen Schritt, nach rechts einen Schritt, voran, hopp, hopp. Nach links einen Schritt, nach rechts einen Schritt, voran, hopp, hopp. Pirouette! «
    Erika blickte von ihrer Arbeit auf, um dem Umzug zuzusehen. Ihr sanftmütiges Lächeln war ein Ausdruck von Güte, von reizender Mütterlichkeit. Addison wollte dieses Lächeln küssen, nicht nur Erika, sondern dieses Lächeln ; er wollte diese Abgeklärtheit kosten und sie in sich aufnehmen.
    Jocko erreichte die vordere Treppe und begann sie hinaufzusteigen. »Drei Stufen rauf, eine hinunter, klatscht euch auf die Pobacken – patsch, patsch, patsch –, und weiter geht’s, munter! Drei Schritte voran, jetzt einen zurück, prusten wie ein Schwein macht Spaß, Spaß, Spaß – und bringt Glück!«
    Als die Kinder hinter Jocko die Treppe hinaufstiegen und all das Patschen und Prusten sich entfernte, sagte Erika: »Heute Nacht werden sie gut schlafen.«
    »Vor allem Jocko«, sagte Addison.
    »Ach, Jocko schläft selten. Manchmal steckt er eine Gabel in eine Steckdose und gibt sich für eine Stunde den Rest. Ich weiß nicht, warum es ihn nicht umbringt, aber so ist es nun mal, und ich habe gelernt, damit zu leben.«
    Rusty, in dem lichtlosen Flur direkt außerhalb von Corrina Ringwalds Schlafzimmer, wusste, dass etwas ganz in seiner Nähe war, auf Armeslänge entfernt links von ihm, und er nahm an, es müsse eine weitere dieser Abscheulichkeiten sein, die all die Menschen in dem Trailblazer getötet hatte. Klirr-klirr-klirr. Er konnte das Ding nicht atmen hören, aber vielleicht atmete seinesgleichen nicht. Klirr-klirr. Er rechnete damit, dass es vorpreschen und ihn auflösen würde, oder was auch immer es war, was sie Menschen wie denen in dem Geländefahrzeug antaten, doch das Geschöpf zeichnete sich einfach nur in der samtigen Schwärze ab. Klirr-klirr.
    Er spielte mit dem Gedanken, nach rechts zu fliehen und durch das Dunkel zu dem finsteren Schimmer zu stolpern, der von tiefer gelegenen Fenstern über die Treppe empordrang. Aber er zauderte, als er auf den Gedanken kam, ein anderes von diesen Dingern könnte dort warten, um ihn in Empfang zu nehmen, sie hätten ihn in die Zange genommen, und er würde ohnehin verloren sein, ganz gleich, in welche Richtung er sich wandte. Er war schon vor langer Zeit aus dem Krieg heimgekehrt, seine Nerven hatten sich wieder an das zivile Leben gewöhnt, und er konnte sich nicht binnen so kurzer Zeit gegen Todesangst wappnen und sie in dem Maß überwinden, wie er es auf dem Schlachtfeld getan hatte.
    Nach nicht mehr als einer halben Minute wusste Rusty, dass Licht wünschenswerter war als fortgesetzte Dunkel heit, ganz gleich, welches abscheuliche Geschöpf sich darin zeigen würde. Er tastete die Wand hinter sich neben der Schlafzimmertür ab und fand eine Plastikabdeckung, den eingekerbten Kopf einer Schraube und dann den Schalter in der Mitte. Einen Moment lang zögerte er, die Enthüllung zu vollziehen, und dann, während ihn ein Schauer des Grauens überlief, so kalt wie Trockeneis, schaltete er die Deckenlichter im Flur an.
    Nichts wartete rechts von ihm, wie er befürchtet hatte, aber direkt links von ihm stand ein Mann in einem Anzug; aus seinem Gesicht ragten zahllose Glasscherben. Tatsächlich bestand sein Gesicht nur aus zerbrochenem Glas, kein Fleisch und keine Gesichtszüge, einfach nur Haar darüber und Ohren an den Seiten, eine schmale Kieferpartie, die Spitze des Kinns. Das ganze Gesicht war aus klarem Fens terglas gebildet, scharfe Speere, die wie Borsten hervorstan den und sich auf eine Weise bewegten, die an die farbigen Glassplitter in einem Kaleidoskop erinnerte: Klirr-klirr-klirr ... klirr-klirr ...
    Während Rusty starr vor Entsetzen dastand, löste sich der gut geschnittene Anzug zu Dampf auf, zu einem Dunst, den das Ding in sich aufzunehmen schien, und enthüllte nicht etwa einen menschlichen Körper, sondern lediglich den Umriss eines Mannes, der aus einer gesprenkelten grauen Substanz mit Adern aus funkelnden silbernen Teilchen geformt war. Abrupt spross an mehreren Stellen Glas aus dem Körper, blumenartige Formen mit

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