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Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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seines Henkers zusammen und rutschte aus ihnen auf den Boden, so schlaff und biegsam und leblos wie ein paar verknotete Lumpen.
    Die Gehirnsonde wirkte sich auf die erste Drohne nicht so aus wie auf echte Menschen. Das Geschöpf blieb am Leben, lag zuckend auf dem Boden wie ein Käfer mit zerbrochenem Panzer und krallte seine Hände in den Teppich. Die Zuckungen ließen seine Zähne aufeinanderschlagen. Seine Augen verdrehten sich wild in ihren Höhlen. Blassblauer Dampf kam in Schwaden aus seiner Nase, kein rhythmisches Ausatmen, sondern ein unablässiges Strömen.
    Deucalion setzte der Kreatur seinen Stiefel auf den Hals und hielt sie damit fest. Er verlagerte sein gesamtes Körpergewicht auf den Fuß, bis ein Knacken und Knirschen von Wirbeln den spastischen Bewegungen und den Dampfschwaden wie auf Knopfdruck ein Ende bereiteten.
    Als er von der toten Drohne aufblickte, stellte er fest, dass ihn der Techniker mit blankem Entsetzen betrachtete. Deucalions Größe war nicht das Einzige an ihm, was selbst in den furchtlosesten Männern lähmende Angst hervorrufen konnte.
    Mit einer Ausnahme heilten seine Wunden schnell, und er war nie krank, aber seine zerstörte Gesichtshälfte, die schon vor Jahrhunderten bei einer Auseinandersetzung mit seinem Schöpfer verheert worden war, diente als ständige Erinnerung daran, dass auch er letzten Endes sterblich war. Vielleicht besaß auf der ganzen Welt niemand außer Victor die Macht, ihn zu zerstören, aber er vermied es, Beweise für diese Theorie zu suchen. Die zerklüfteten Flächen und die grotesken Krater auf dieser Gesichtshälfte wurden teilweise durch eine kunstvoll gearbeitete vielfarbige Tätowierung verborgen, mit der ihn ein Mönch in einem tibetischen Kloster versehen hatte. Das Muster war genial, denn es lenkte den Blick von den wulstigen Narben und den grässlichen Konturen ab, über denen die leuchtend bunte Tinte ständig in Bewegung zu sein schien. Dennoch spielte sich Deucalions Leben weiterhin vorwiegend nachts und in den Schatten ab, weil jeder, der lange genug hinsah, die Wahrheit unter der Tätowierung sehen konnte – ebenso, wie dieser Rundfunktechniker sie jetzt sah.
    Zeitweise pulsierte in Deucalions Augen auch ein subtiles Leuchten, als sei der Blitz, der ihn zum Leben erweckt hatte, in ihm geblieben und reiste endlos durch seine Ner venbahnen. Im Lauf der Jahrhunderte hatte er dieses Phäno men in zahlreichen Spiegeln gesehen, und sogar ihn konnte es verstören, wenn auch nicht aus demselben Grund wie andere, die es erschreckte.
    Da er aus Leichenteilen zusammengeflickt worden war, fragte er sich manchmal, ob dieses innere Licht ein Beweis dafür sein könnte, dass ihm, als ihn der Blitz zum Leben erweckt hatte, nicht nur seine vielfältigen Kräfte verliehen worden waren, sondern auch eine Seele, vielleicht sogar eine Seele, die in ihrer Art einmalig war. Obwohl er diese kunstvoll gewebte Welt mit all ihrer Anmut und Schönheit mit der Zeit lieben gelernt hatte, war er der Zwietracht überdrüssig, die ebenfalls ein Element dieses Gewebes war. Und er war die Einsamkeit dessen müde, der nicht von Mann und Frau gezeugt worden war. Er hoffte auf eine bessere Welt jenseits dieser Welt, ein Reich des Friedens und der Mildtätigkeit ... der reinen Zärtlichkeit und der Nächstenliebe. Aber die Möglichkeit, dass er eine Seele besaß, beunruhigte ihn auch, denn die Tobsucht und die blutdürstige Gewalttätigkeit seiner frühen Jahre, als er so erbittert und verwirrt gewesen war, hatten ihn mit einer beängstigend großen Schuld beladen, von der er erlöst werden musste. Vielleicht war ein Reich des Friedens keine Belohnung, die er sich jemals verdienen konnte. Sein inneres Licht könnte auch ein unabwendbares Höllenfeuer sein.
    Der Rundfunktechniker hatte sich von seinem Stuhl erhoben, stand in der Ecke, die durch das L-förmige Misch pult gebildet wurde, und betrachtete Deucalion, als sei dieser in der Tat ein Dämon. Sein rundes Gesicht, seine weichen Gesichtszüge waren wie geschaffen für ein Lächeln oder Lachen. Der Ausdruck des Grauens auf seinem schockierten Gesicht stand in einem solchen Widerspruch zu seiner eigentlichen Natur und zu dem, was in seinem Äußeren angelegt war, dass es komisch wirkte, wie ein Ausdruck von übertriebener Furcht, den ein Pantomime aufsetzen mochte, wenn er sich gewaltig anstrengte, das Publikum ohne Worte von seinen Gefühlen zu überzeugen.
    »Das waren keine Menschen«, sagte Deucalion. »Und ungeachtet des

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