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Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Anscheins, den ich erwecken könnte, bin ich keiner von ihnen. Aber es kommen noch mehr von ihrer Sorte, und sie werden bald hier sein.«
    Der Mund des Technikers bewegte sich, doch kein Ton kam heraus. Er gestikulierte so ziellos mit seinen zitternden Händen, dass keines seiner Handzeichen den geringsten Sinn ergab.
    »Reißen Sie sich zusammen, Mann. Sie müssen kämpfen, oder Sie werden sterben. Eine andere Wahl haben Sie nicht. Wie viele von Ihnen halten sich in diesem Gebäude auf?«
    Der Techniker umklammerte seine eine Hand mit der anderen, als wollte er beide dazu bringen stillzuhalten, und als er endlich etwas sagte, klang seine Stimme unerwartet ruhig. »Vier. Wir sind nur zu viert.«

6.
    Jocko auf der Schwelle zu wahrer Größe. Im Arbeitszimmer des hübschen kleinen Häuschens, das er gemeinsam mit Erika Fünf bewohnte. Außerhalb der Stadtgrenzen von Rainbow Falls. Schnee vor dem Fenster.
    Manchmal saß Jocko auf dem Bürodrehstuhl vor dem Computer. Manchmal kniete er auf ihm. Manchmal stand er auf ihm. Stand auf ihm und tanzte. Tanzte so ungestüm, dass der Stuhl sich drehte. Sein roter und grüner Hut mit den Silberglöckchen bimmelte fröhlich.
    Manchmal tippte Jocko mit den Füßen. Lange, hässliche Zehen. Hässlich, aber biegsam und geschmeidig. Gute Zehen zum Tippen.
    Seine Finger waren ebenfalls hässlich. Alles an seinem Körper war hässlich. Sogar seine eigenartige Zunge mit den drei Haaren darauf.
    Jocko war ein Tumor.
    Nun ja, er hatte seine Existenz als ein tumorartiger Klumpen in dem biologisch chaotischen Fleisch eines Angehörigen von Victors Neuer Rasse in New Orleans begonnen. Dann war er sich seiner selbst bewusst geworden. Ein Tumor mit Attitüden, mit Dünkel. Mit Hoffnungen und Träumen. Und er wuchs schnell. Später sprengte er den Körper seines Wirts und machte sich davon frei. Wurde mehr als ein Tumor. Wurde zu etwas Besserem.
    Er wurde ein Monster. Manche Leute schrien, wenn sie Jocko sahen. Andere fielen in Ohnmacht. Vögel griffen ihn im Sturzflug an. Katzen fauchten, und Ratten flohen quiekend. Jocko war ein sehr wirkungsvolles Mons ter. Missgestalteter Schädel. Bleiche Haut mit Warzen. Ein lippenloser Schlitz als Mund. Schaurige gelbe Augen, die beide zu groß für seinen Kopf waren, eines größer als das andere.
    Als bloßer Tumor genoss man kein allzu hohes Ansehen. Als Monster war man schon eher salonfähig. Niemand mochte einen Tumor. Was hätte man daran mögen können? Aber über Monster schrieben sie Bücher. Sie drehten auch Filme über sie. Die Leute mochten manche Monster ebenso sehr, wie sie sich vor ihnen fürchteten.
    Wenn man ursprünglich ein Tumor mit einem Gehirn war, dann konnte es nur bergauf gehen. Jocko war ein leidenschaftlicher Anhänger der Selbstvervollkommnung. Obwohl er ein Monster geworden war und nach noch Höherem strebte, war Jocko demütig geblieben. Er vergaß nie, woher er kam. Einmal ein Tumor, immer ein Tumor.
    Jocko war kaum größer als ein Zwerg, doch er wünschte sich insgeheim, er wäre einen Meter neunzig groß. Und gut aussehend. Mit Haaren auf dem Kopf anstatt auf seiner Zunge. In manchen Träumen war Jocko nicht er selbst. In Träumen war er ein Filmstar. Oft George Clooney. Manchmal Ashton Kutcher. Einmal war er Dakota Fanning und wusste, wie es sein musste, von allen geliebt zu werden. Er wünschte, er könnte wirklich ein gut aussehender männlicher Filmstar sein. Ihm war egal, welcher, solange es nicht Johnny Depp war. Johnny Depp jagte Jocko Angst ein.
    Der Gedanke an Johnny Depp ließ Jockos Hände heftig zittern. Seine hässlichen Finger ruckelten über die Tasten, und auf dem Bildschirm erschien Kauderwelsch. Er nahm seine Hände von der Tastatur. Atmete langsam und tief durch. Bleib locker. Immer mit der Ruhe. Johnny Depp war mindestens tausend Meilen von Rainbow Falls entfernt.
    Jocko tippte nicht einfach nur am Computer. Er spielte auch keine Computerspiele. Er arbeitete nicht an Excel-Spreadsheets. Er hackte . Sein Weg ins Internet führte weder übers Telefon noch über einen Kabelanbieter, sondern über die Satellitenschüssel auf dem Dach. Jocko war ein Ölsucher im Internet, der jede Firewall sprengte und jeden Code knackte, Hintertüren baute und bei seinen Bohrungen mehr Daten ans Licht befördern konnte, als Exxon Öl hochholte.
    Deshalb trug er den lustigen Hut mit den silbernen Glöckchen, der rot und grün war. Seinen Hackerhut. Er hatte dreizehn andere Hüte. Hüte für verschiedene Gelegenheiten.

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