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Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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auf dem Absatz kehrt und bog im selben Moment von der Eingangshalle in einen Flur hinter einer geschlossenen Tür ab. Er folgte den Männern, indem er ihnen vorausging, und dazu war es erforderlich, dass er richtig erriet, wohin sie als Nächstes gehen würden.
    Aus Deckenlautsprechern drang leise die Stimme desjenigen, der gerade auf Sendung war. Nach seinen Worten und dem leichten Akzent der Gegend zu urteilen, musste es sich um den Moderator einer regionalen Talkshow von der Sorte handeln, wie man sie in diesen quotenschwächeren Stunden brachte, wenn es unklug gewesen wäre, eine Sendung auszustrahlen, die man für die Hauptsendezeit erworben hatte.
    Die erste Tür links trug die Aufschrift HERREN . Deucalion betrat die kleine Toilette, die nach Klosteinen mit Kie fernnadelduft roch. Er schaltete das Licht nicht an, sondern ließ die Tür einen zwei Zentimeter breiten Spalt offen, damit er in den Flur hinausschauen konnte.
    Er hörte sie aus der Eingangshalle hereinkommen, und im nächsten Moment gingen sie an ihm vorbei, ohne einen Blick in seine Richtung zu werfen. Sie wirkten feierlich ernst und entschlossen.
    Weiter hinten in dem Gebäude öffneten sie eine Tür, und jemand in diesem anderen Raum sagte: »Warren? Bist du nicht nach Hause gegangen?«
    Da die Toilettentür bei seinem Eintreten kein Geräusch von sich gegeben hatte, öffnete Deucalion sie jetzt kühn und trat in den Flur. Warren und der andere Mann waren bereits in dem Raum, der weiter hinten vom Flur abging, verschwunden, dessen Tür weit offen stand.
    Die Stimme, die Warren begrüßt hatte, klang plötzlich besorgt – »He, he, was zum Teufel ...« –, und die Geräusche eines Kampfes waren zu hören.
    Als er die Schwelle überquerte, sah Deucalion zwei Männer in Schneekluft – die beiden aus dem Explorer – und einen dritten Mann, der Jeans und ein Sweatshirt trug. Der Typ in Jeans saß auf einem Stuhl an einem L-förmigen Mischpult mit Lämpchen, Anzeigen und Reglern. Einer seiner Angreifer hielt ihn fest und presste die rechte Seite seines Gesichts mit großer Kraft auf das Pult, während der andere Mann ein kleines pistolenähnliches Instrument aus einer Tasche seiner Skijacke zog. Das Gerät würde zweifellos eine dieser silbernen Nadeln mit den runden Köpfen abfeuern, die den Leuten ihren freien Willen raubten und die vielleicht auch noch andere, nicht weniger grauenvolle Funktionen hatten.
    Deucalion bewegte sich so lautlos wie ein Schatten und überraschte diese Drohne aus Victors Bienenstock. Er packte das Handgelenk, brach Finger, als seien es Salzstangen, entwand die Waffe dem Griff des Replikanten, presste ihm die Mündung an die Schläfe und drückte ab.
    Deucalion sah aus nächster Nähe, wie sich die Pupillen der Drohne im ersten Moment weiteten und dann auf Stecknadelkopfgröße schrumpften, als sei das Licht im Zimmer erst gedämpft worden und hätte dann heller als die Sonne aufgeleuchtet. Der Replikant brach so wirkungsvoll zusammen, als hätte die schimmernde Perle an seiner Schläfe die Masse eines Felsbrockens besessen, der ihn zu Boden warf.
    Als die zweite Drohne den Techniker losließ, dessen Ge sicht sie auf das Mischpult gepresst hatte, reagierte sie vielleicht schneller, als es ein Durchschnittsmensch getan hätte, aber im Vergleich zu Deucalion nahm sie sich aus wie eine Schildkröte gegen einen Hasen. Der Replikant griff in eine Tasche seiner Skijacke. Sein Selbstvertrauen entsprang seiner programmierten Identität, die verkündete, Angehörige von Victors neuester Rasse seien jedem überlegen, dem sie jemals begegnen würden. Aber wie jede Ideologie, die auf einer Lüge gründet, würde sie ihn in einer Konfrontation mit der harten Realität im Stich lassen und ihm keine Stütze sein. Die härteste Realität, mit der sich dieses Geschöpf jemals konfrontiert sehen würde, waren die Geschwindigkeit und die Kraft, die Deucalion von dem seltsamen Blitzschlag empfangen hatte, der ihn während des Gewitters zum Leben – und zu weit mehr als dem Leben – erweckt hatte.
    Deucalions Fäuste hatten die Größe von Vorschlaghämmern. Ein brutaler Schlag nach dem anderen ließ die verblüffte Drohne rückwärts taumeln. Eine rasche Folge von Hieben auf die Kehle zerquetschte die Luftröhre des Replikanten. Er japste und bekam keine Luft. Ohne Atem hatte er nicht die Kraft, Deucalions Würgegriff zu entkommen. In dieser schraubstockartigen Umklammerung zersplitterte seine Halswirbelsäule, und er brach in den Armen

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