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Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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waren ungeachtet ihres Geschlechts von dieser blonden und blauäugigen Erscheinung gefesselt, die einen gewöhnlichen grünen Kittel mit Hose trug, als sei sie Assistenzärztin oder Krankenpflegerin. Sie hatte sich vor ihnen aufgestellt, und ihre Rollstühle waren in einem Halbkreis angeordnet, dessen Mittelpunkt sie jetzt bildete.
    »Ich bin Ihr Baumeister«, sagte sie zu ihnen, und ihre Stimme war melodisch und verführerisch rauchig.
    Zuerst ging sie auf den männlichen Patienten zu, der sie anlächelte und sich zweifellos den letzten lasziven Gedanken hingab, die er jemals haben würde. Sie streckte die Hand nach ihm aus, mit der Handfläche nach oben, und ihre offenkundige Aufforderung schien ihn ebenso sehr zu bezaubern wie zu verwirren. Er streckte einen Arm aus und legte seine Hand in ihre.
    Im selben Moment schienen sich die Einzelheiten ihrer Hand – Haut, Fingernägel, Knöchel – bis zum Handgelenk aufzulösen. Die Form einer Hand blieb bestehen, doch ihr Fleisch schien sich wie durch einen Zauber in zahllose Millionen von extrem winzigen Insekten mit irisierenden Flügeln verwandelt zu haben, die umeinander herumkrochen, während sie die Grundform einer Hand beibehielten.
    Der Patient schrie überrascht auf und versuchte seine Hand zurückzuziehen, doch er konnte sich nicht aus ihrem Griff befreien. Ihre Hand, die wuselnde Horde, zu der sie geworden war, verschlang blutlos sein Fleisch und seine Knochen bis zu seinem Unterarm und dann, binnen nicht mehr als zwei Sekunden, den Arm bis hinauf zu seiner Schulter.
    Entsetzen sprengte den Klammergriff lähmenden Schre ckens, und der Patient begann zu schreien, aber sie brachte ihn zum Schweigen. Ihr üppiger Mund wurde immer größer, bis er nur noch grotesk war, und sie erbrach einen weiteren silbernen Schwarm in sein Gesicht, das nach innen sackte. Die Nanotiere marschierten in seinen Schädel ein, verschlangen ihn von innen heraus und ström ten durch den Stumpf seines Halses nach unten in seinen Körper, wobei sie in einer Form von umgekehrtem Erbrechen unablässig seine Moleküle an dem Strom entlang in den Mund des Baumeisters einspeisten.
    Die einzige ambulante Patientin unter den drei Frauen sprang von ihrem Rollstuhl auf, doch Schwester Ginger erledigte sie mit dem Taser. Die zuckende Frau fiel dem Baumeister vor die Füße.
    Die anderen Frauen schrien jetzt auch, während der ausgehöhlte Körper des männlichen Patienten zusammenschrumpfte wie ein Luftballon, dem die Luft ausgelassen wird, und vollständig verschwand. Diese Frauen waren alt und krank, aber sie wollten trotzdem leben. John Martz verabscheute sie. Sie waren sogar in ihrer Hinfälligkeit noch gierig auf das Leben, weil der Krebs, der die Menschheit war, keine Schranken seiner Gier akzeptierte.
    Der Baumeister war durch die Aufnahme der Körpermasse des Mannes grotesk entstellt. Als die einstige Schönheit ihre Aufmerksamkeit einem der Opfer zuwandte, die auf ihre Rollstühle angewiesen waren, schienen sich ihre Kleidungsstücke sprudelnd zu einem Dunst aufzulösen, den sie in sich aufsaugte, da es nie Kleidungsstücke gewesen waren, sondern nur ein Aspekt ihres amorphen Körpers. In ihrer Nacktheit war sie, an menschlichen Maßstäben gemessen, nicht mehr schön und legte abrupt jeden menschlichen Aspekt ihres Äußeren ab. Sie wurde zu einer brodelnden flüssigen Masse gesprenkelter grauer und silberner Materie, von hässlichen roten Bändern durchzogen, die sich schnell zu dem Grau von Pilzbefall verdunkelten; ein tosender Sturm lebenden Gewebes, das im Chaos zu schwelgen schien und weder klar gegliederter Organe noch eines Knochengerüsts bedurfte, um zu funktionieren.
    Aus dieser schäumenden, wimmelnden Masse kam ein dicker silberner Korkenzieher, der aus vielleicht Milliarden von Nanotieren bestand, sich in den Brustkorb einer der Frauen in den Rollstühlen grub und sie augenblicklich verstummen ließ. Dieser Korkenzieher änderte seine Drehrichtung und schien die reduzierte Substanz aus der sich auflösenden Patientin in den Baumeister zu ziehen, der pulsierte und noch mehr anschwoll, von Blasen und Geschwüren überzogen, die sogleich wieder verheilten.
    Die andere stationäre Patientin versuchte ihren Rollstuhl zu wenden, um zur Tür zu gelangen, doch John wurde schlagartig aktiv und hieb mit dem Stock auf ihre Hände. Er zog sie auf ihre Füße, stieß sie zu dem inzwischen gewaltigen, hoch aufragenden Baumeister und rief mit grausamer Schadenfreude: »Benutze sie, benutze

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