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Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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sie, benutze sie! «
    Der Baumeister nahm die weinende Frau noch gewalttätiger als die anderen Patienten und verarbeitete dann die Frau, die von dem Taser betäubt auf dem Fußboden lag, mit einer solchen Brutalität, dass Johns Entzücken zu einer Art Entrückung eskalierte. Die Natur der Programmierung eines Kommunitaristen machte es ihm unmöglich, eine andere Freude als die Freude an effizienter Zerstörung zu kennen. Daher gab er sich dieser Erfahrung restlos hin und geriet außer sich wie gewisse Angehörige einiger Sekten während der Andacht, obgleich sich die Gründe für seinen lebhaften Jubel enorm von ihren Gründen unterschieden. Er trommelte mit den Fäusten auf seinen Brustkorb, riss an seinem Haar, wand sich, schlug um sich und redete in Zungen; ein Schwall bedeutungsloser Wörter sprudelte aus ihm heraus, bis er sich selbst mundtot machte, indem er auf seine geballte rechte Faust biss.
    John nahm wahr, dass Schwester Ginger ihn mit einem Blick musterte, der möglicherweise Missbilligung ausdrückte, doch das störte ihn nicht. Das hier war eine Freude, die ihm gestattet war, und er brauchte sie, brauchte sie . Er empfand es als gerechtfertigt, sich ihr hinzugeben, denn die vier Patienten wurden getötet und weiterverarbeitet, und im Moment gab es niemanden, den er in Schach halten musste, nicht während dieses kurzen Innehaltens zwischen der Zerstörungswut des Baumeisters und seinem Schöpfungsakt.
    Jetzt bildete sich in der amorphen Masse des Baumeisters eine zahnlose, lippenlose Körperöffnung, aus der ein Strahl klebrigen grauen Zeugs schoss, der die Decke traf, den Verputz durchdrang und sich sofort zu einem dicken, faserigen Seil festigte. Am Ende dieses Ankertaus spann sich nun ein Kokon, als Milliarden von Nanotieren mit verschiedenen Aufgaben gemeinsam ans Werk gingen, um die Gebärmutter zu bilden, aus der schließlich noch ein Weiterverarbeiter menschlicher Trümmer hervorkommen würde. Diese Gebärmutter würde mit den Nanotieren selbst und der reduzierten Substanz der vier Patienten gefüllt werden, dem Rohstoff, den sie benutzen würden, um einen weiteren Baumeister zu bauen.
    Als der derzeitige Baumeister begann, einen weiteren Kokon aufzuhängen, erreichte John Martz’ Verzückung ihren Höhepunkt und flaute zu einer wesentlich stilleren, aber köstlichen Freude ab. Er stand regungslos da, von Ehrfurcht überwältigt, biss sich immer noch auf die Faust, weil sich seine tiefste Sehnsucht durch Beißen noch besser ausdrücken ließ als durch irgendeine seiner vorange gangenen Formen frenetischen Jubels oder durch das Zungenreden. Wenn ihm ein Wunsch gewährt worden wäre, hätte er sich gewünscht, ein Baumeister zu sein und in menschliches Fleisch zu beißen wie mit tausend Kettensägen; Menschen zu verschlingen und ihre hassenswerte Gattung in Mordmaschinen zu verwandeln, die noch mehr von ihnen vernichteten.
    Er wollte Menschen bei lebendigem Leib fressen.
    Ihm wurde klar, dass er diesen Wunsch weder gegen über Schwester Ginger noch sonst jemandem gegenüber äußern durfte. Ein solches Verlangen stellte eine Kränkung Victors dar, der ihn zu dem gemacht hatte, was er war, und dem er immer gehorsam und dankbar sein musste. Außerdem war es eines der Prinzipien der kommunitaristischen Kultur, dass jeder Einzelne von ihnen allen anderen absolut gleichgestellt war, dass niemand klüger oder stärker oder in irgendeiner Hinsicht besser war. Dass er auch nur davon träumen konnte, ein Baumeister zu sein, eine unendlich viel tödlichere und effizientere Mordmaschine als jeder Kommunitarist, bedeutete, dass er danach strebte, mehr zu sein, als er war, und daher der Meinung sein musste, er besäße die Fähigkeit, anderen in der Gemeinschaft überlegen zu sein.
    Er wollte Menschen bei lebendigem Leib fressen. Möglichst viele.
    Das war in Ordnung, solange er nicht zu viel darüber nachdachte. Aber wenn er sich gestattete, wie besessen in der Vorstellung zu schwelgen, wie es sein musste, ein Bau meister zu sein und menschliches Fleisch zu mensch lichen Mordmaschinen weiterzuverarbeiten, dann konnte er kein effizienter Kommunitarist sein. Ineffizienz war die einzige Sünde.
    Als der derzeitige Baumeister den zweiten Kokon fertiggestellt hatte, nahm er von Neuem die Gestalt einer wun derschönen jungen Frau an, die jetzt wieder bekleidet schien, und verließ den Raum. Nachdem sie einen Blick, den er für missbilligend hielt, auf John geworfen hatte, ging auch Schwester Ginger zur Tür

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